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Erstellt am 14.03.2024

Smart Contracts: Mehr als digitale Verträge

Smart Contracts gehören zu den zukunftsweisenden Entwicklungen aus der Blockchain-Welt. Diese Programme, die automatisch auf der Blockchain ausgeführt werden, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind, bieten eine effiziente, transparente und sichere Möglichkeit, vordefinierte Funktionen auszuführen und Geschäftsprozesse zu automatisieren. Im folgenden Artikel beleuchten wir die Funktionsweise von Smart Contracts, zeigen Anwendungsbeispiele auf und diskutieren ihre Vor- und Nachteile.

Smart Contracts sind selbstausführende Programme, die auf einer Blockchain gespeichert werden und beim Erfüllen von vordefinierten Bedingungen eine oder mehrere Transaktionen oder Funktionen ausführen. Einmal ausgeführt, sind die Transaktionen rückverfolgbar und unwiderruflich. Weiter sind die Bedingungen sowie die Funktionen jederzeit nachvollziehbar und transparent einsehbar. Dies ermöglicht vertrauenswürdige Transaktionen und Vereinbarungen zwischen verschiedenen Parteien, ohne die Notwendigkeit einer zentralen Instanz.

Die Geschichte von Smart Contracts

Das Konzept der Smart Contracts wurde erstmals 1994 von Nick Szabo, einem amerikanischen Informatiker, entwickelt. Smart Contracts sind somit älter als der 2008 entstandene Bitcoin. Szabo definierte Smart Contracts als computergestützte Transaktionsprotokolle, welche die Bedingungen eines Vertrages ausführen.

Wie Smart Contracts funktionieren

Smart Contracts funktionieren auf der Basis von Blockchain-Technologie und können anhand des Beispiels eines Verkaufsautomaten veranschaulicht werden: Stellen Sie sich vor, Sie möchten eine Flasche Wasser aus einem intelligenten Verkaufsautomaten erwerben. Der Smart Contract, der auf der Blockchain gespeichert ist, enthält vordefinierte Bedingungen, die erfüllt sein müssen, damit die Transaktion stattfindet. In diesem Fall könnte die Bedingung darin bestehen, dass Sie den entsprechenden Betrag in Kryptowährung auf das in den Smart Contract eingebettete Wallet überweisen.

Sobald Sie die Zahlung getätigt haben, wird die Blockchain die Transaktion verifizieren und prüfen, ob die Bedingungen erfüllt sind. Bei erfolgreicher Verifizierung wird der Smart Contract automatisch aktiviert, und der Verkaufsautomat gibt die Flasche Wasser aus. Das Besondere an Smart Contracts ist, dass sie ohne menschliches Eingreifen arbeiten und den Vertragsabschluss sowie die Ausführung der Vereinbarung automatisch und sicher durchführen können. Diese dezentrale und transparente Art der Vertragsabwicklung bietet eine effiziente Möglichkeit, Geschäfte abzuschliessen, ohne auf traditionelle Vermittler angewiesen zu sein.

Wofür können Smart Contracts eingesetzt werden?

Die Anwendungsbereiche für Smart Contracts sind beinahe endlos. Überall, wo mehr als zwei Parteien involviert sind, um eine Transaktion abzuwickeln, können Smart Contracts eine effizientere und transparentere Alternative darstellen. Bekannte Anwendungsgebiete, die bereits auf Smart Contracts setzen, sind zum Beispiel Börsen im Bereich DeFi (Decentralized Finance), Juweliere bei der transparenten Rückverfolgung von Edelsteinen oder Pilotprojekte im Lieferkettenmanagement.

Smart Contracts und DeFi

Smart Contracts spielen eine entscheidende Rolle im Bereich der dezentralen Finanzen. DeFi bezieht sich auf Finanzdienstleistungen, die auf Blockchain-Technologie basieren und traditionelle Vermittler umgehen. Smart Contracts ermöglichen in diesem Kontext automatisierte und programmierbare Finanzdienstleistungen, die nicht notwendigerweise über traditionelle Banken ablaufen. Zum Beispiel können Kreditvergaben, Handel mit Kryptowährungen oder Liquiditätsbereitstellungen durch Smart Contracts automatisiert werden.

In DeFi-Protokollen sind Smart Contracts dafür verantwortlich, Bedingungen für Transaktionen festzulegen und sicherzustellen, dass diese transparent, unveränderlich und effizient abgewickelt werden. Smart Contracts können dabei auch selbst Token halten, erstellen oder senden, wenn gewisse Bedingungen erfüllt sind. Darüber hinaus ermöglichen sie die Entwicklung von dezentralen Anwendungen (Decentralized Apps, kurz DApps), die Nutzer:innen Zugang zu verschiedenen Finanzinstrumenten gewähren, ohne dass sie auf traditionelle Bankinfrastrukturen angewiesen sind.

Smart Contracts ermöglichen effizientere Lieferketten

Insbesondere im Bereich des Lieferkettenmanagements (engl. Supply Chain Management) bieten Smart Contracts ein enormes Potenzial. Viele Lieferkettenprozesse sind langwierig, komplex und zudem hoch intransparent. Smart Contracts können dazu beitragen, die Komplexität zu reduzieren und die Transparenz in der gesamten Lieferkette zu verbessern. Möglich macht dies die automatisierte Überprüfung und Ausführung zahlreicher Prozesse.

Durch die Verknüpfung mit IoT-Geräten , die den Standort von Waren verfolgen können, ermöglichen Smart Contracts die Bestands- und Lieferkettenverfolgung innerhalb der gesamten Supply Chain. Anhand dieser Informationen können Unternehmen besser auf Störungen oder Zwischenfälle wie Rückrufe reagieren. Zudem wird das Risiko von Diebstahl oder Betrug entlang der Lieferkette verringert. Ein dezentraler, unveränderlicher Datensatz stellt ausserdem sicher, dass alle Beteiligten gleichberechtigten Zugang zu Informationen haben, und trägt zur Vertrauensbildung bei. Ebenso verbessern Smart Contracts die Transparenz, Rückverfolgbarkeit und Effizienz einer Lieferkette, machen sie flexibler und stärken die Beziehungen zwischen den Beteiligten. So kann dank Smart Contracts nicht nur der Transportweg von Waren verfolgt werden, vielmehr können Unternehmen oder Konsument:innen auch die Herkunft der Waren überprüfen. Unternehmen wie Walmart, Maersk, BHP Billiton und Everledger setzen bereits Smart Contracts zur Verfolgung einer Vielzahl von Waren ein, darunter Fleisch, Schiffscontainer, Bergbauproben und sogar Diamanten.

Smart Contracts revolutionieren möglicherweise die Immobilienbranche

Künftig könnten Smart Contracts beispielsweise zur Automatisierung und Vereinfachung der Eigentumsübertragung bei Hauskäufen eingesetzt werden. Wenn ein Hauskäufer den Kaufpreis bezahlt, kann der Smart Contract automatisch den Schuldbrief auf ihn übertragen. Der Smart Contract kann auch die Übertragung des Eigentums an der Immobilie automatisch durchführen, sobald der Kaufpreis bezahlt wurde. Durch die Verwendung von Smart Contracts können Schuldbriefe und Hauskäufe schneller, sicherer und effizienter abgewickelt werden. Die Digitalisierung von Schuldbriefen und die Automatisierung des Eigentumsübergangs bei Hauskäufen können auch dazu beitragen, Betrug und Fehler zu reduzieren. Zusätzlich ermöglicht eine Fraktionierung den Anlegern und Investoren, bereits mit kleinen Summen am Immobilienmarkt teilzunehmen. So können Anleger:innen Teilbesitz an Immobilien erwerben und von deren Wertsteigerung und Mieteinnahmen profitieren, ohne grosse Summen investieren zu müssen. Die Kombination aus Smart Contracts und Tokenisierung könnte somit die Immobilienbranche grundlegend verändern und für eine breitere Masse zugänglich machen.

Smart Contracts erhöhen Effizienz in der Versicherungsbranche

Auch in der Versicherungsbranche könnten Smart Contracts beispielsweise zur Automatisierung der Schadensabwicklung eingesetzt werden, um die Bearbeitungsgeschwindigkeit und Effizienz zu erhöhen. Smart Contracts können Schadensfälle automatisch abwickeln und ermöglichen die transparente und irreversible Dokumentation von Informationen im Fall einer Schadensregulierung.

Vor- und Nachteile von Smart Contracts

Smart Contracts bieten zahlreiche Vorteile, aber auch einige Nachteile, die es zu berücksichtigen gilt.

Vorteile von Smart Contracts

  • Erhöhte Effizienz dank Automatisierung: Smart Contracts ermöglichen eine automatische und sofortige Ausführung von Verträgen oder Transaktionen, da sie unverzüglich aktiviert werden, sobald die festgelegten Bedingungen erfüllt sind. Im Gegensatz zu herkömmlichen Verträgen entfallen zeitaufwändige Prozesse und manuelle Fehler können vermieden werden. Die Blockchain übernimmt die Validierung von Transaktionen, wodurch Drittparteien wie Banken oder Notare entlastet werden.
  • Vertrauen und Transparenz: Da die Transaktionsdaten auf öffentlichen Blockchains für alle Teilnehmenden sichtbar sind, bestehen keine Zweifel an der Korrektheit der Informationen. Eine Manipulation zum persönlichen Vorteil ist ausgeschlossen. Dies stärkt das Vertrauen aller Beteiligten.
  • Sicherheit: Smart Contracts basieren auf der Blockchain-Technologie, die durch kryptografische Verschlüsselung geschützt ist. Diese Schutzmassnahme bewahrt Transaktionsdaten vor unerlaubten Zugriffen und Manipulationen, da Smart Contracts unveränderlich sind und nachträgliche Änderungen an den Vertragsbedingungen verhindert werden. Gleichzeitig minimieren Smart Contracts weitestgehend mögliche Auslegungsfehler in den Vertragsbedingungen und bieten eine umfassende und transparente Dokumentation auf der Blockchain.

Nachteile von Smart Contracts

Trotz ihrer vielversprechenden Vorteile stehen Smart Contracts noch vor einigen Herausforderungen, die es zu überwinden gilt, bevor sie in der Praxis eine breitere Anwendung finden können:

  • Komplexität und Notwendigkeit von technischem Fachwissen: Die Entwicklung und Implementierung von Smart Contracts erfordert ein hohes Mass an technischem Fachwissen und Verständnis. Letztlich sind Smart Contracts nur so gut wie ihre Entwickler:innen, die den Code programmieren.
  • Unveränderlichkeit und Risiken von Codefehlern: Wir wissen, dass einmal gespeicherte Smart Contracts nicht mehr veränderbar sind. Bei Fehlern oder Lücken im Programmcode (sog. Loopholes) kann es zu ungewollten Folgen kommen. Ist beispielsweise im Programmcode ein Preis falsch hinterlegt, kann dies dazu führen, dass mit diesem falschen Wert gerechnet wird (zum Beispiel 50 Rappen für ein Konzertticket statt 50 Franken). Jegliche Zahlungen werden dann auch falsch durchgeführt. Codefehler haben ebenfalls zur Folge, dass das System anfälliger für Hackerangriffe wird und Fehler im Nachhinein nicht mehr behoben werden können. Deshalb sind die Überprüfung und Validierung des Codes entscheidend, erfordern jedoch Zeit und Ressourcen.
  • Begrenzte Anwendbarkeit: Smart Contracts eignen sich nicht für alle Arten von Vereinbarungen, denn nicht alle Vereinbarungen können effektiv in Smart Contracts umgesetzt werden, insbesondere solche, die komplexe oder subjektive Bedingungen erfordern.

Abhängigkeiten von Smart Contracts

Für viele der Anwendungen von Smart Contracts sind Orakel unverzichtbar, da sie die Brücke zwischen der Blockchain und der realen Welt schlagen. Orakel sind Dienste, die externe Daten (wie Temperaturen, Preise oder auch das Ergebnis eines Fussballspiels) sicher in die Blockchain einspeisen. Sie ermöglichen es Smart Contracts, auf Informationen zuzugreifen, die ausserhalb ihrer nativen Blockchain existieren. Dies erweitert die Einsatzmöglichkeiten von Smart Contracts erheblich, da sie nun auf realweltliche Ereignisse reagieren können. Zum Beispiel können Versicherungen automatisch Zahlungen auslösen, wenn ein Orakel bestätigt, dass ein versichertes Ereignis, wie eine Naturkatastrophe, eingetreten ist. Orakel verstärken somit die Funktionalität und den Anwendungsbereich von Smart Contracts und Blockchain-Technologien, indem sie diese mit zuverlässigen und zeitnahen Daten aus der realen Welt versorgen. Obwohl Orakel für die Verbindung von Blockchains mit der realen Welt unerlässlich sind, bringen sie auch spezifische Nachteile mit sich. Einer der wesentlichen Nachteile ist das Problem der Vertrauenswürdigkeit. Da Orakel externe Daten in eine Blockchain einspeisen, hängt die Sicherheit und Genauigkeit der Smart Contracts von der Zuverlässigkeit dieser externen Datenquellen ab. Wenn ein Orakel ungenaue, manipulierte oder verzerrte Informationen liefert, kann dies zu fehlerhaften Ausführungen von Smart Contracts führen, was potenziell erhebliche finanzielle und operationale Schäden zur Folge hat.

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