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Ein Entscheid gegen die Frankenaufwertung und für die Exportwirtschaft

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat an ihrer geldpolitischen Lagebeurteilung vom 20. Juni 2024 entschieden, den Leitzins auf 1,25 Prozent zu senken. Es ist bereits die zweite geldpolitische Lockerung in diesem Jahr.

Aus Sicht von Philipp Merkt, Chief Investment Officer (CIO) von PostFinance, setzt die SNB mit der erneuten Zinssenkung ihre geldpolitische Ausrichtung der letzten Monate konsequent fort:

Die Argumente, welche die SNB bereits für die erste Zinssenkung im März 2024 angeführt hat, sind auch heute noch aktuell und haben für eine weitere Lockerung der Geldpolitik gesprochen.

Einerseits scheint die Schweizer Inflation nachhaltig unter Kontrolle gebracht. So haben sich die Inflationsraten in letzten Monaten zwischen 1,0 und 1,5 Prozent eingependelt und ein deutlicher Wiederanstieg ist zurzeit nicht zu befürchten. Andererseits ist die Schweizer Konjunktur, die aufgrund des verminderten Inflationsdrucks wieder stärker in den Fokus der SNB gerückt ist, weiterhin schwach. Insbesondere im exportorientierten Industriesektor ist der kräftige Abschwung der letzten beiden Jahre noch nicht überwunden. Laut Philipp Merkt dürfte die Zinssenkung der SNB deshalb vor allem dazu dienen, den Schweizer Franken vor einer zu starken Aufwertung zu schützen und so die Exportwirtschaft zu stützen:

Die SNB reagiert mit ihrer Entscheidung auf die europäische Zentralbank (EZB), die im Juni 2024 ebenfalls ihren Leitzins gesenkt hat. Ansonsten hätte sich die Zinsdifferenz vergrössert, was tendenziell den Aufwertungsdruck des Schweizer Frankens erhöht. Die Wirkung der Zinssenkung der SNB im März 2024 wäre damit im Wesentlichen verpufft.

Der Spielraum für weitere Zinssenkungen ist nun allerdings begrenzt. Die SNB dürfte darauf bedacht sein, nicht wieder bei der Nullzinsgrenze anzukommen. Ansonsten wäre der Handlungsspielraum in einer allfälligen nächsten Krise stark eingeschränkt.

Philipp Merkt

Chief Investment Officer