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Erstellt am 30.06.2021

Achtung Halbwissen! Die grössten Vorsorgemythen erklärt

Wissen Sie wirklich über das Thema Vorsorge Bescheid? Oder gehören Sie zu denjenigen, deren Vorsorgewissen von mässig vertrauenswürdigen Infos geprägt ist, die Sie irgendwann mal irgendwo aufgeschnappt haben? Finden Sie anhand der grössten acht Vorsorgemythen heraus, was an Aussagen wie «Vorsorge lohnt sich erst, wenn man älter ist» oder «Vorsorgefonds sind viel zu riskant» dran ist – und lernen Sie, Fakten von Vorurteilen zu unterscheiden.

Um das Thema Vorsorge ranken sich zahlreiche Mythen und Halbwahrheiten. Das Schweizer Vorsorgesystem mit dem 3-Säulen-Prinzip ist bekannt, aber bei den Details kommen viele ganz schön ins Schwitzen.

Wie unterscheiden sich staatliche, berufliche und private Vorsorge noch einmal voneinander? Warum genau ist die private Vorsorge wichtig? Und warum soll man da überhaupt einzahlen? Fakt ist: Sich clever auf die eigene Zukunft vorzubereiten, lohnt sich. Der erste Schritt dazu liegt schon mal darin, sich hier zu informieren, was an den ganzen Vorsorgemythen wirklich dran ist und das eigene Wissen zu testen.

Vorsorgemythen

  • Das ist falsch – und gefährlich. Denn bei der Vorsorge gilt: je früher man anfängt, desto mehr hat man im Alter davon. Wer schon in jungen Jahren mit der Vorsorge beginnt, verfügt über einen sehr langen Anlagehorizont. Dementsprechend können Sie mehr Risiko eingehen und zusätzlich vom Zinseszinseffekt profitieren.

    Zudem sparen Sie auch in jungen Jahren jedes Jahr Steuern, wenn Sie nämlich jedes Jahr in die Säule 3a einzahlen. Das lohnt sich auf jeden Fall – auch, wenn Sie nicht jedes Jahr den Maximalbetrag einzahlen können.

    Und auch wenn Sie bereits die ersten Schritte zu Ihrer Vorsorge unternommen haben, lohnt es sich, sich regelmässig mit der eigenen Vorsorgesituation auseinanderzusetzen. Schliesslich ändern sich Ihr Leben und Ihre Lebenssituation immer wieder – und das beeinflusst auch Ihre Vorsorge. Mehr dazu erklärt Stefan Rothenbühler vom Angebotsmanagement Vorsorgen im Interview «Der Weg zur Pensionierung».

  • Das stimmt nicht. Denn auch kleine Beiträge können mit einem langen Anlagehorizont zu grossen Summen werden. Und die steuerlichen Vorteile, die Sie mit der Einzahlung in die Säule 3a jedes Jahr haben, kommen auch dann zum Zug, wenn Sie nicht den Maximalbetrag einzahlen.

    Die Chance, mehr aus Ihrer 3. Säule herausholen zu können, besteht mit der ganzen oder teilweisen Investition in Vorsorgefonds. Mehr dazu erklären wir im Beitrag «Wie Sie mehr aus Ihrer Vorsorge machen».

  • Mit der Investition Ihrer 3a-Vorsorgegelder in Fonds, nutzen Sie die Chance, längerfristig von höheren Renditen zu profitieren. Wie viel Risiko Sie mit Ihrem Vorsorgefonds eingehen möchten, hängt von Ihrer persönlichen Situation und Ihren persönlichen Bedürfnissen ab. Sie wählen selbst aus, ob Sie in einen Fonds mit einem eher hohen Aktienanteil investieren möchten, oder ob Sie lieber auf einen Fonds mit einem tiefen Aktienanteil setzen. Als Faustregel gilt: Je mehr Zeit Sie mitbringen (Anlagehorizont) um anzulegen und je risikofähiger und risikofreudiger Sie sind, desto höher darf grundsätzlich der Aktienanteil des Vorsorgefonds sein.

    Wenn Sie bereits in jungen Jahren in einen Vorsorgefonds investieren und Ihr Anlegerprofil es zulässt, können Sie auch in einen Fonds mit höherem Aktienanteil investieren oder Ihre Anlagen auf verschiedene Vorsorgefonds verteilen. Weitere Informationen zu den Vorsorgefonds von PostFinance.

  • Das müssen Sie nicht. In gewissen Fällen können Sie Ihre Gelder aus der Säule 3a sogar vorbeziehen. Dazu gehören zum Beispiel:

    • der Einkauf in die Pensionskasse
    • der Kauf eines Eigenheims
    • die Auswanderung ins Ausland
    • die Rückzahlung einer Hypothek

    Auch können Sie bereits fünf Jahre vor Erreichen des AHV-Alters auf die Gelder Ihrer Säule 3a zugreifen, ganz unabhängig davon, ob diese auf einem Säule-3a-Konto liegen oder in einen Vorsorgefonds investiert sind.

    Es ist zudem möglich, mehrere 3a-Konten zu eröffnen und sich das Guthaben in verschiedenen Steuerjahren – auch unter Berücksichtigung von allfälligen Auszahlungen aus der Pensionskasse (2. Säule) auszahlen zu lassen. So können Sie allenfalls von steuerlichen Vorteilen profitieren. Lesen Sie mehr dazu im Artikel «Steuern sparen mit der Säule 3a».

  • Dem ist leider nicht so. Die staatliche Vorsorge (erste Säule) ist zur Existenzsicherung gedacht – sowohl für den Fall, dass Sie Ihre Arbeitsstelle verlieren, aber auch für den Fall, dass Sie aufgrund eines Unfalls oder einer Krankheit auf IV-Leistungen angewiesen sind und für die Zeit nach der Pensionierung. Denn Vorsorge heisst nicht nur, sich aufs Alter vorzubereiten, sondern sich und Ihre Familie im Falle von einschneidenden Ereignissen abzusichern.

    Die berufliche Vorsorge (zweite Säule) sorgt über die Pensionskasse und die Unfallversicherung für zusätzliche Leistungen sowohl im Alter, wie auch im Falle von Unfall, Krankheit oder Tod. Die Leistungen aus der ersten und zweiten Säule decken aber oft lediglich 60–70% Ihres letzten Einkommens ab. Damit werden Sie nach der Pensionierung Ihren aktuellen Lebensstandard nicht weiterführen können.

    Um auch im Alter den gleichen Lebensstil erhalten zu können, den Sie sich gewohnt sind, und Ihre Zeit nach der Pensionierung geniessen zu können, sind Einzahlungen in die dritte Säule unabdingbar. Mehr dazu finden Sie im Beitrag «4 Gründe für die private Vorsorge».

  • Tatsächlich sinken in der Schweiz die Altersleistungen aus der AHV und der zweiten Säule. Die AHV, also die erste Säule, wird nach dem sogenannten Umlageverfahren finanziert, das heisst, dass die Beiträge die Sie in Ihrer Zeit als Arbeitnehmerin und Arbeitnehmer einzahlen, direkt während dieser Zeit den Pensionierten zugutekommen. Laufende Ausgaben werden also durch laufende Einnahmen gedeckt. Wie dies aussehen wird, wenn Sie selbst pensioniert werden, ist schwierig abzuschätzen. Schliesslich verändert sich die Demografie der Schweizer Bevölkerung: Menschen werden immer älter und erhalten entsprechend auch immer länger Leistungen, während es immer weniger junge Menschen gibt, die einzahlen.

    In der zweiten Säule hingegen spart jeder für sich selbst. Die Höhe Ihrer Rente hängt vom Umwandlungssatz ab. Mit dem wird das vorhandene Pensionskassenguthaben multipliziert. Bei einem Umwandlungssatz von aktuell 6,8% bekommen Sie pro CHF 100’000.– angespartes obligatorisches Altersguthaben eine Rente von CHF 6’800.– pro Jahr. Eine Senkung des Umwandlungssatzes für die obligatorische Vorsorge ist zu erwarten – weil die Versicherten immer älter werden und immer länger auf ihr Kapital angewiesen sind. Aber auch die Entwicklungen auf dem Kapitalmarkt spielen eine Rolle: Die Pensionskasse legt Ihr Geld an – wenn die daraus resultierende Rendite immer tiefer wird, beeinflusst das auch die Leistungen. Umso wichtiger ist es, sich um die private Vorsorge zu kümmern.

  • Generell lässt sich nicht sagen, ob eine Rente, ein Kapitalbezug oder allenfalls auch eine Mischform von beidem die beste Option ist. Welche Möglichkeit für Sie passt, muss individuell geklärt werden – am besten beurteilen Sie Ihre persönliche Situation mit Ihrem Berater oder Ihrer Beraterin. Ob grundsätzlich eine Rente oder ein Kapitalbezug für Sie besser geeignet ist, hängt zum Beispiel von folgenden Faktoren ab:

    • Wie wird Ihre gesamte finanzielle Situation nach der Pensionierung aussehen?
    • Wie hoch ist Ihr Sicherheitsbedürfnis?
    • Wie gut kennen Sie sich mit Anlagen aus?
    • Trauen Sie sich zu, Ihr bezogenes Kapital zu investieren?
    • Gibt es Schulden, die Sie begleichen müssen (z. B. Hypothek)?
    • Wie ist ihr Gesundheitszustand? Oder wie hoch ist Ihre Lebenserwartung?
    • Wie möchten Sie Ihre Familie finanziell absichern?

    Eine Möglichkeit ist beispielsweise auch, den Grundbedarf mit einer Rente abzudecken und alles, was darüber hinausgeht, als Kapital zu beziehen und selbst anzulegen. Mehr zum Thema finden Sie im Artikel «Pensionierung in Sicht – diese Fragen sollten Sie sich stellen».

  • Vorsorge heisst auch, sich und Angehörige für Invalidität und Todesfall aufgrund von Krankheit oder Unfall abzusichern. Dies kann aber nicht nur die Hauptverdienerin oder den Hauptverdiener treffen – sondern auch die Person, die sich zum Beispiel um den Haushalt und die Kinderbetreuung kümmert. Und auch diese Aufgaben müssen im Falle von Invalidität oder im Todesfall von jemandem übernommen und allenfalls finanziert werden.

    Nicht erwerbstätige Hausfrauen und Hausmänner sind zwar über die die erste Säule (AHV/IV) versichert – das reicht aber oft nicht aus. Es lohnt sich, sich auch als Nicht-Hauptverdienerin oder -Hauptverdiener genau mit der Vorsorgesituation auseinanderzusetzen und sich wenn nötig zusätzlich zu versichern.

Fazit

Es lohnt sich, Halbwissen und Mythen zu prüfen. Die Vorsorge gehört zu den wichtigsten Dingen, die wir uns in unserem Leben kümmern sollten.

Damit sie kein Kopfzerbrechen bereitet, lohnt es sich, sich früh mit dem Thema auseinanderzusetzen und das eigene Wissen zu prüfen, statt sich auf Halbwahrheiten und Gerüchte zu stützen und so vielleicht auch Chancen, für die Zukunft vorzusorgen, zu verpassen.

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