Was Gefühle beim Aktienkauf auslösen können, lässt sich gut am Beispiel der Aktien von GameStop zeigen. Die Story: Die Nachfrage nach Games des US-Videospiele-Händlers war seit geraumer Zeit im Sinkflug. Das brachte Spekulanten aufs Tapet. Sie wollten mit dem Niedergang des Unternehmens Kasse machen. Sie liehen sich GameStop-Aktien und verkauften sie sofort, um sie später zu einem tieferen Preis zurückzukaufen.
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Überstürzt an der Börse kaufen oder verkaufen? Lieber nicht.
Gefühle haben an der Börse keinen Platz: Wer sich von seinen Emotionen leiten lässt, ist schlecht beraten und geht das Risiko eines Verlustes ein. Der Hype um die Aktien von GameStop zeigt, wie sich private Anlegerinnen mitreissen lassen können und wer am Ende von den Tumulten an der Börse profitierte. So viel vorweg: Es waren nicht die privaten Anleger.
Zocker, Mitläufer, Ideologen
Ausserhalb des Blickfeldes der Spekulanten motivierten sich Kleinanleger über Social Media gegenseitig, in GameStop zu investieren und damit den Aktienpreis nach oben zu treiben. Dafür gab es keinen vernünftigen Grund – die Anleger handelten emotional. Die einen wollten den spekulativen Hedgefonds eins auswischen, indem sie ihren Plan durchkreuzten. Andere wollten helfen, das Unternehmen zu retten. Wieder andere versuchten, von den steigenden Kursen zu profitieren und schliesslich gab es noch jene, die einfach auf den fahrenden Zug aufsprangen, um das Ereignis nicht zu verpassen.
Doch Experten wissen: Beim Anlegen sollte man sich nicht von Emotionen leiten lassen und überstürzt handeln. Denn so läuft man Gefahr, in ungünstigen Momenten zu investieren oder zu verkaufen. Emotionale Anleger orientieren sich am kurzfristigen Kursverlauf. Doch dieser ist unvorhersehbar und sprunghaft. Der Trend ist oft nur über einen gewissen Zeitraum zu erkennen und in der Regel erst im Nachhinein erklärbar. Deshalb ist es wichtig, eine klare Anlagestrategie zu haben, die man langfristig befolgt – insbesondere auch dann, wenn die Kurse zwischenzeitlich stark steigen oder fallen.
Gefühle stehen dem Erfolg im Weg
Wirtschaftswissenschaftler haben im Rahmen der verhaltensorientierten Finanzmarkttheorie eine ganze Reihe von Emotionen bestimmt, die es Anlegern erschweren, an der Börse erfolgreich zu sein. Zu den wichtigsten gehören folgende:
- Ungeduld: Man überblickt einen zu kurzen Zeitraum und erwartet schnelle Gewinne. Diese stellen sich in der Regel erst mit der Zeit ein. Es sind auch kurzfristige Rückschläge möglich.
- Angst vor Verlust: Aktienkurse steigen nicht nur, sie fallen auch. Der Verlust wird von den Menschen aber stärker wahrgenommen als der Gewinn. Psychologische Untersuchungen haben ergeben: Steigen Gewinn und Verlust in gleichem Masse, spüren die Menschen ab einem gewissen Betrag den Verlust doppelt so stark wie den Gewinn.
- Übermässiges Selbstvertrauen: Die meisten Menschen überschätzen ihre Fähigkeiten, weil sie glauben, besser zu sein als der Durchschnitt. Sie überschätzen auch ihre Urteilskraft am Börsenmarkt.
In einer wirtschaftlichen Krise sind die Angst vor Verlust und das übermässige Selbstvertrauen die gefährlichsten Verhaltenstendenzen. Wer sich selbst überschätzt, setzt auf einzelne Titel und glaubt an grossen kurzfristigen Erfolg – anstatt breit diversifiziert mit dem Gesamtmarkt langfristig Rendite zu machen. Wenn die Kurse nachgeben, verleiten diese Tendenzen die Menschen zu impulsivem Verhalten, was oft zu panikartigen Verkäufen führt.
Mehr Anleger – weniger Gewinn
Es gibt weitere Merkmale irrationalen Anlageverhaltens. Dazu gehört das Herdenverhalten: Wenn viele Personen sagen, eine Aktie oder Branche bringe besonders viel Gewinn, verleitet das mehr Menschen dazu, dort ihr Geld anzulegen. Mit steigender Anlegerzahl verringert sich der mögliche Gewinn. Gleichzeitig steigt das Verlustrisiko, weil sich sogenannte Spekulationsblasen bilden.
Das lässt sich am GameStop-Fall nachzeichnen. Die Erfolgsmeldungen von Anlegern auf Social Media sowie der Aktivismus gegen die Hedgefonds entwickelte einen derartigen Sog, dass immer mehr Kleinanleger einstiegen. Einen Gewinn allerdings machten nur jene, die ihre Aktien früh wieder verkauften. Zwar gerieten einige Hedgefonds tatsächlich ins Straucheln. Doch schlussendlich profierten von dieser Aktion das Unternehmen GameStop sowie Online-Broker wie z. B. RobinHood und Trade Republic.
GameStop konnte dank der Aufmerksamkeit an der Börse zwischenzeitlich Aktien im Wert von einer Milliarde Dollar verkaufen und den Umsatz des Geschäfts um ein Viertel steigern. Die Online-Broker bauten durch den Hype ihre Nutzerbasis stark aus, erhöhten insgesamt den Wert ihrer Unternehmen und erzielten bedeutende Gewinne durch die gestiegene Zahl an Transaktionen.
Anlegen mit Plan
Anleger sind statt mit kurzfristigen Spekulationen besser beraten mit langfristigen, diversifizierten Anlagen und einer Strategie, die die eigene Risikofähigkeit und -bereitschaft sowie den Anlagehorizont berücksichtigt. Wer beispielsweise einen Sparplan mit Anlagefonds wählt, kann den Durchschnittspreiseffekt nutzen. Von dem Geld, das man regelmässig in den Anlagefonds einbezahlt, werden bei höheren Preisen weniger Aktien erworben und bei tieferen mehr – man bezahlt also den Durchschnittspreis der entsprechenden Aktien. Dadurch reduziert sich langfristig das Risiko, dass man mit seiner Anlage den falschen Einstiegszeitpunkt erwischt.
Das sagt Warren Buffett zu Indexfonds
Emotionale Gründe sind die häufigste Ursache für Verluste beim Geldanlegen. Insbesondere wer mit kurzfristigen Entscheiden zu schnellem Reichtum kommen will, wird oft enttäuscht. Der US-Staranleger Warren Buffett empfiehlt Anlegern, die sich nicht so intensiv wie er mit den Aktienmärkten beschäftigen können, weil ihnen die Zeit und das Wissen fehlt, auf Indexfonds zu setzen.
Von Warren Buffett stammt der Rat: «Wenn Sie gerne sechs bis acht Stunden pro Woche damit verbringen, an Investitionen zu arbeiten, tun Sie es. Wenn nicht, dann nutzen sie den Durchschnittspreiseffekt bei Indexfonds. Das führt zu einer Diversifizierung über Vermögenswerte und Zeit – zwei sehr wichtige Dinge.» Buffett bevorzugt dabei kostengünstige Indexfonds, in die man nicht einmalig eine grosse Summe investiert, sondern nach und nach gewisse Beträge über mehrere Jahre. Für einen langfristigen Vermögensaufbau sieht man über Hypes und Trends hinweg und setzt auf einen langen Anlagehorizont.