Wandelanleihen sind eine spezielle Anlageform, bei der Anleihen (auch Obligationen oder Bonds genannt) in Aktien des emittierenden Unternehmens umgewandelt werden können. Diese Form von Anleihen erlebt aktuell einen starken Boom: 2018 gaben Unternehmen weltweit Wandelanleihen im Wert von über 100 Milliarden Dollar aus. Für Anleger bietet diese Art von Investment vor allem in einem unsicheren Marktumfeld viele Vorteile. Ihre Ertragskraft ist fast gleich hoch wie bei einer Aktie, sie bieten aber gleichzeitig auch die Sicherheit und die regelmässigen Zinserträge von Unternehmensanleihen. Damit sind sie besonders für Investoren geeignet, die wenig Risiko eingehen, im Fall von steigenden Aktienkursen jedoch profitieren möchten.
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Wandelanleihen: Anleihen, die sich in Aktien umwandeln lassen
Steigende Zinsen und höhere Schwankungen an den Börsen machen Wandelanleihen wieder attraktiver. Viele Investoren sind verunsichert, weil verschiedene negative Faktoren, wie der Handelskrieg zwischen den USA und China, Marktturbulenzen verursachen. Auch die weitere Zinsentwicklung bedarf einer genauen Beurteilung. Hier kommen Wandelanleihen immer häufiger ins Spiel.
Die festverzinsliche Grundlage
Wandelanleihen, auch Convertible Bonds oder Convertibles genannt, sind festverzinsliche Wertpapiere. Sie werden von Unternehmen emittiert, um Kapital aufzunehmen, und verfügen über einen Nennbetrag und eine begrenzte Laufzeit. Wie bei einer klassischen Unternehmensobligation werden auch Besitzern von Convertible Bonds regelmässig Zinsen
(Coupon ) ausbezahlt. Die Coupons von Wandelanleihen sind jedoch tiefer als bei normalen Unternehmensanleihen ohne Wandlungsrecht.
Anleihen mit Wandlungsrecht oder Wandlungspflicht
Dieses Wandlungsrecht – das je nach Ausgestaltung der Wandelanleihe auch eine Wandlungspflicht sein kann – ist ein herausragendes Merkmal der Wandelanleihe. Sie gibt dem Besitzer das Recht oder die Pflicht, die Anleihe in einem bestimmten Zeitrahmen in Aktien umzuwandeln. Handelt es sich nicht um das Recht, sondern die Pflicht, die Anleihe umzuwandeln, spricht man von einer «Pflichtwandelanleihe». Sie ist eine besondere Variante der normalen Wandelanleihe. Während der Anleger bei einer herkömmlichen Wandelanleihe bis zum Laufzeitende die Wahl hat, ob er diese in Aktien umwandelt oder nicht, ist bei einer Pflichtwandelanleihe die Wandlung in Aktien spätestens zum Laufzeitende verpflichtend. Dadurch tragen Investoren ein höheres Risiko, im Fall von fallenden Kursen selbst Renditeverluste zu erleiden.
Wann eine Wandlung sinnvoll ist
Die Untergrenze einer Wandelanleihe wird «Bond Floor» oder «Obligationenwert» genannt. Sie entspricht dem Wert der Anleihe ohne Wandelrecht über die gleiche Restlaufzeit und Verzinsung. Jede Wandelanleihe enthält die Option für den Kauf einer Aktie zu einem bestimmten Preis. Der Wert dieser Option steigt natürlich an, wenn der Kurs der entsprechenden Aktie ansteigt. Wenn hingegen der Aktienkurs sinkt, dann sinkt auch der Wert der Wandelanleihe in Richtung Obligationenwert.
Wenn der Aktienpreis von Wandelanleihen über dem Ausübungspreis liegt, gelten sie als «in the money» (im Geld), wenn er darunter liegt als «out of the money» (aus dem Geld). Dieser Vergleich mit dem Ausübungspreis macht es Anlegern einfach, zu entscheiden, ob sie ihr Wandlungsrecht ausüben oder dieses verfallen lassen möchten.
Vorteile und Nachteile von Wandelanleihen
Wandelanleihen können als Investition folgende Vorteile bringen:
- Auszahlung eines festen Zinses bis zur Wandlung sowie eine Dividende nach der Wandlung
- Steigender Aktienkurs des Basiswerts erhöht auch den Wert der Wandelanleihe
- Kursverluste des Basiswerts sind durch den Nennwert der Anleihe gesichert (sofern keine Wandlungspflicht besteht)
- Aufgrund des Wandelrechts besteht ein geringeres Zinsänderungsrisiko als auf Staats- oder Unternehmensanleihen
- Schutz gegen Rückschläge an den Aktienmärkten
Folgende Nachteile können Wandelanleihen für Investoren haben:
- Niedrigere Zinssätze für den Obligationenteil im Vergleich zu Obligationen ohne Wandlungsrecht
- Bei Kapitalerhöhung der Aktiengesellschaft kann es zu Verlusten für die Anleger kommen
- Gefahr von sinkenden Kursen des Basiswerts (betrifft vor allem Anleihen mit Wandlungspflicht)
- Nach einer erfolgreichen Wandlung der Anleihe in Aktien erlischt das Gläubigerrecht auf Rückzahlung des Anleihebetrags
- Es müssen meistens grosse Stückelungen investiert werden, was eine solche Investition für Privatanleger eher uninteressant macht.
- Geringe Liquidität an den Börsen für Privatanleger verfügbar, da nur wenige Aktien und Wandelanleinen an Privatinvestoren herausgegeben werden. Es besteht eine gewisse Schwierigkeit, sie an der Börse zu verkaufen, da kein reger Handel stattfindet.
Wie Sie in Wandelanleihen investieren können
Anleger, die Convertible Bonds erwerben möchten, können direkt in diese investieren. Es gibt mittlerweile aber auch attraktive Fonds, die in Wandelanleihen investieren. Auch PostFinance hat einen Obligationenfonds im Angebot, der in weltweite Wandelanleihen investieret und somit aus einem breit diversifiziertes Portfolio besteht. Das Portfolio besteht sowohl aus Wandelanleihen, wandelbaren Vorzugsaktien, wie auch Pflichtwandelanleihen und anderen konvertier- oder austauschbaren Wertpapieren.
Gute Option für sicherheitsbewusste Anleger
Wandelanleihen sind eine spannende Möglichkeit für sicherheitsbewusste Anleger: Sie müssen zum Zeitpunkt des Kaufes nicht direkt in Aktien investieren, können durch die Wandelanleihe aber doch von den Entwicklungen an den Aktienmärkten profitieren. Besonders in Zeiten, in denen die Marktentwicklung schwer einzuschätzen ist, bieten sich Convertible Bonds als Investitionsmöglichkeit an.