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Was sind Derivate?
10.04.2025
Mit Derivaten ist es wie mit der Relativitätstheorie. Jede:r hat schon mal davon gehört, aber nur wenige können sich etwas Konkretes darunter vorstellen. Dabei sind Derivate weit weniger komplex als Einsteins berühmtes Prinzip. Die wichtigsten Informationen im Überblick.
In Kürze
Derivate sind Finanzprodukte, die auf Basiswerten wie Aktien oder Rohstoffen basieren und es ermöglichen, auf Preisbewegungen zu spekulieren oder sich abzusichern.
Sie bieten verschiedene Kategorien wie Termingeschäfte, Optionsgeschäfte und Swaps, die jeweils unterschiedliche Anwendungen und Risiken mit sich bringen.
Der Handel mit Derivaten erfordert umfassendes Wissen, da diese Produkte komplexer und riskanter sind als klassische Anlagen.
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Ein Derivat ist ein Finanzinstrument. Es funktioniert wie ein Vertrag zwischen zwei Parteien, der festlegt, dass ein bestimmter Basiswert zu einem bestimmten Zeitpunkt zu einem im Voraus vereinbarten Preis gekauft werden kann oder muss. Ein Basiswert kann zum Beispiel eine Aktie oder ein Rohstoff sein. Der Vertrag kann auch für mehrere Basiswerte abgeschlossen werden. Mit einem Derivat erhält man somit die Option, auf den steigenden oder fallenden Preis des Basiswertes zu wetten.
Zum Bespiel: Peter ist überzeugt, dass der Goldkurs im nächsten Herbst steigt. Anna hingegen glaubt, dass der Goldkurs bis dann sinkt. Peter kauft sich deshalb das Recht, von Anna am 3. September ein Kilogramm Gold für 40'000 Franken erwerben zu können – auch wenn ein Kilogramm Gold dann vielleicht 50'000 Franken wert ist. Für dieses Recht bezahlt Peter Anna eine Prämie. Ob er im September die Option einlösen oder verfallen lassen möchte, ist ihm überlassen.
Wofür werden Derivate verwendet?
Ursprünglich waren Derivate dafür gedacht, dass Bäuer:innen im Voraus ihre Ernte absichern konnten. Ein Bauer konnte also zum Beispiel einen Händler im Januar dazu verpflichten, seine Ernte von zwei Tonnen Kartoffeln im Oktober für den vorher vereinbarten Preis von 1'000 Franken zu kaufen, auch wenn diese dann vielleicht nur 800 Franken wert war. Solche Termingeschäfte gibt es bereits seit 1750 v.Chr.
An diesem Grundgedanken hat sich nicht viel verändert, auch wenn das Konzept dahinter mittlerweile doch weit ausgeklügelter geworden ist. Die naheliegende Verwendung ist noch immer die Absicherung. Anleger:innen nutzen Derivate, um sich gegen Preisschwankungen bestimmter Basiswerte abzusichern.
Die andere Möglichkeit ist die Spekulation . Anleger:innen spekulieren auf künftige Preisentwicklungen der Basiswerte, ohne den Basiswert selber zu kaufen oder zu verkaufen. Mittels Derivaten setzen sie darauf, dass sich ein bestimmter Basiswert während eines bestimmten Zeitraumes in eine bestimmte Richtung entwickeln wird. Mit sogenannten Hebelprodukten können Anleger:innen beispielsweise bereits mit kleinen Investitionsbeiträgen übermässig von geringen Kursschwankungen profitieren.
Ja, Derivate lassen sich in drei Kategorien einteilen: Termingeschäfte , Optionsgeschäfte und Swaps .
Termingeschäfte: Beide Parteien verpflichten sich in diesem Fall, ihre Abmachung zu erfüllen. Wenn wir beim Beispiel von Anna und Peter bleiben, müsste Peter das Kilogramm Gold am 3. September für 40'000 Franken kaufen – auch wenn der Goldpreis dann vielleicht bei 35'000 Franken pro Kilogramm liegt. Diese unbedingten Termingeschäfte nennt man Futures, wenn sie an der Börse getätigt werden. Wenn sie nicht über die Börse abgewickelt werden, heissen sie Forwards.
Optionsgeschäfte: Hier erwirbt die Käufer:in das Recht, Basiswerte zu kaufen (Call-Option) oder zu verkaufen (Put-Option), wie im ersten Beispiel mit Anna und Peter erklärt. Die Käufer:in hat die Wahl, ob er von diesem Recht dann auch tatsächlich Gebrauch machen möchte. Anders ist es bei der Verkäufer:in der Option. Diese muss den Basiswert zwingend liefern, wenn die Käufer:in dies verlangt. Es handelt sich somit um eine einseitige Option, für welche die Verkäufer:in mit einer Prämie entschädigt wird.
Swaps: Während Termingeschäfte und Optionsgeschäfte auf verschiedenste Basiswerte lauten können, haben Swaps Zahlungsströme als Basis. Swaps sind also eine Art Termingeschäfte auf Kredite, Devisen, Zinsen und ähnliche Zahlungsströme. Wie der Name Swap (englischer Begriff für «Tausch») schon sagt, werden bei einem Swap Forderungen oder Verbindlichkeiten getauscht. Ein Swap kann also zum Beispiel der regelmässige Austausch zwischen einem festen Zinssatzes (z. B. 1%) und einem variablen Zinssatz, (z. B. 3-Monats-LIBOR) sein.
Wann sind Derivate das Richtige für mich?
Derivate sind heute meistens weit entfernt von Bäuer:innen, welche die Abnahme ihrer Ernte zu einem im Voraus vereinbarten Preis sichern wollen Die derivativen Finanzprodukte sind komplexer und vielfältiger geworden. Das Angebot ist für Anfänger:innen nur schwer zu durchschauen. Derivate bringen Risiken mit sich, die klassische Wertpapiere nicht haben. Deswegen sollten Sie nur investieren, wenn Sie sich sehr gut mit den jeweiligen Produkten und den Mechanismen der verschiedenen Derivate auskennen.