In der Nacht von Dienstag, 8. April 2025 auf Mittwoch, 9. April 2025 sind die von US-Präsident Donald Trump in der vergangenen Woche angekündigten weitreichenden Handelsbeschränkungen zunächst in Kraft getreten. Die USA haben kurzzeitig einen Basiszoll von 10 Prozent erhoben, zu dem länderspezifische Zölle, sogenannte «reziproke Zölle», hinzukamen. Für Waren aus der Schweiz betrug der Gesamtsatz 31 Prozent.
Die Ankündigung und das Inkrafttreten führten in den letzten Tagen zu erheblichen Verlusten an den Finanzmärkten. Die US-Börsen verloren am stärksten und lagen zwischenzeitlich fast 20 Prozent unter ihren Allzeithochs vom Februar. Ähnlich erging es den europäischen Aktienmärkten. Der Schweizer Markt verlor gemessen am Swiss Market Index (SMI) innert weniger Tage über 17 Prozent an Wert.
Gestern Abend kam es jedoch zu einer überraschenden Kehrtwende: Trump kündigte an, die «reziproken Zölle» bereits wieder für 90 Tage auszusetzen – mit Ausnahme von China. Diese unerwartete Entscheidung führte innerhalb kürzester Zeit zu einer sehr starken Erholung an den Finanzmärkten. Insbesondere die US-Börsen konnten sich deutlich von den vorangegangenen Verlusten erholen. So stieg der Leitindex S&P 500 um fast 10 Prozent, die technologielastige Nasdaq um über 12 Prozent. Auch die europäischen Aktienmärkte sowie der Schweizer SMI profitierten stark, wobei vor allem Pharmaunternehmen deutliche Kursgewinne verzeichneten.
Trotz dieser Erholung zeigen die aktuellen Ereignisse, dass die politischen Unsicherheiten weiterhin hoch sind. Eine vollständige Abkehr von der aktuellen US-Zollpolitik ist nach wie vor unwahrscheinlich. Der Basiszoll von 10 Prozent bleibt bestehen und gegenüber China gilt aufgrund der anhaltenden Spannungen und einer Zoll-Gegenzoll-Spirale mittlerweile ein Zoll von 125 Prozent. Zudem sprechen die Ziele der US-Regierung, das Handelsbilanzdefizit zu reduzieren, die Staatseinnahmen durch Zölle zu erhöhen und den heimischen Industriesektor zu stärken, gegen einen vollständigen Rückzug.
Das weltwirtschaftliche Umfeld bleibt also anspruchsvoll. In den USA werden sich Importgüter auch bei reduzierten Zöllen deutlich verteuern und damit entweder die Inflation anheizen oder die Gewinnmargen der Unternehmen stark unter Druck setzen. Dies wird das ohnehin unter Druck stehende Wirtschaftswachstum in den USA weiter bremsen. Gleichzeitig ist mit einem Rückgang des Exportvolumens in die USA zu rechnen, was auch die Schweizer Wirtschaft und viele andere Länder belasten dürfte. Hinzu kommt die Unsicherheit über die geltenden Regeln, was die Investitionen weltweit bremst. Vor diesem Hintergrund hat sich die Wahrscheinlichkeit einer spürbaren Abschwächung der Weltkonjunktur erhöht.
In diesem von hoher Unsicherheit, hoher Volatilität und schwächerer Konjunktur geprägten Umfeld bleiben wir defensiv positioniert. Insbesondere unser Untergewicht in US-Aktien und in der Gesamtaktienquote hat sich als richtig erwiesen. Darüber hinaus bevorzugen wir derzeit den Yen als sicheren Hafen und halten an der Übergewichtung von Schweizer Immobilien fest.
Gerade in bewegten Zeiten wie diesen ist es entscheidend, einen kühlen Kopf zu bewahren und sich nicht von kurzfristigen Marktturbulenzen verunsichern zu lassen. Denn wer seine langfristigen Ziele und Anlagestrategie nicht aus den Augen verliert, ist klar im Vorteil. Panikverkäufe sind selten ein guter Ratgeber.