Blockchain-Hub Schweiz: Warum die Schweiz in Sachen Krypto eine Vorreiterrolle einnimmt

11.10.2023

Die Schweiz hat sich in den letzten Jahren zu einem aufstrebenden Blockchain-Zentrum entwickelt. Mit ihrer einzigartigen Kombination aus politischer Stabilität, innovationsfreundlicher Regulierung und einer starken Tradition im Finanzwesen ist die sie auf dem besten Weg, zum weltweit führenden Blockchain-Hub zu werden. Warum genau, darüber haben wir mit der Anwältin und Krypto-Expertin Tina Balzli gesprochen.

Die Entstehung des Schweizer Crypto Valley

Die Schweiz ist für ihre finanzielle und politische Stabilität, Rechtssicherheit und einen pragmatischen Regulierungsansatz bekannt. In den letzten Jahren hat sie sich daher zu einem aufstrebenden Zentrum für innovative Geschäftsideen im Bereich der Distributed-Ledger-Technologie (DLT) entwickelt. Dies gilt insbesondere für den Bereich der Blockchain und der Kryptowährungen. Innerhalb kürzester Zeit etablierte sich die Schweiz als eine der weltweit führenden Blockchain-Nationen. Mit einem starken Netzwerk, klaren Regulierungen und hoch qualifizierten Fachkräften bietet sie ideale Grundlagen für Wachstum und Entwicklung im Blockchain-Bereich und fördert den Wirtschafts- und Innovationsstandort Schweiz.

Auch das in der Stadt Zug gegründete «Crypto Valley», ein Zentrum für Blockchain-Unternehmen und Start-ups, hat wesentlich zur Förderung dieses Ökosystems beigetragen. Das Crypto Valley beherbergt Start-ups, Unternehmen und Forschungseinrichtungen, die sich auf Kryptowährungen, Blockchain-Technologie und dezentrale Anwendungen spezialisiert haben. Die Anfänge des Crypto Valleys gehen zurück ins Jahr 2013. Inzwischen erstreckt es sich weit über die Grenzen von Zug hinaus und umfasst führende Blockchain-Ökosysteme in Zürich, Genf, Neuenburg, Tessin, Basel, Waadt, Luzern und Bern. Das Crypto Valley Schweiz zählt mittlerweile rund 1135 Unternehmen im Bereich Blockchain und beschäftigt fast 6000 Mitarbeitende. Auch die bekanntesten Kryptostiftungen wie die Ethereum- und Tezos-Foundation, die Bitcoin Association Switzerland oder die Crypto Valley Association haben ihren Sitz hier in der Schweiz. Auf internationaler Ebene stärkt das Crypto Valley die Schweizer Reputation und ihre Innovationskraft im Bereich der DLT.

Tina Balzli ist Rechtsanwältin und Partnerin (Head of Fintech & Blockchain) bei CMS Schweiz und Global Co-Leader bei CMS Fintech, Crypto & Blockchain.

Sie ist spezialisiert auf Banken-, Versicherungs-, Finanz- und Kapitalmarktrecht, allgemeines Gesellschafts- und Handelsrecht sowie Mergers & Acquisitions, mit besonderem Fokus auf Fintech & Blockchain und verfügt über umfangreiche Erfahrung in diesem Bereich. Tina Balzli berät Unternehmen und Institutionen zu rechtlichen und regulatorischen Fragen im Zusammenhang mit digitalen Innovationen, insbesondere im Finanzsektor. Ihre Expertise erstreckt sich auf Themen wie Kryptowährungen, Distributed-Ledger-Technologie (DLT), Tokenisierung und Smart Contracts. Mit ihrem Fachwissen und ihrer Erfahrung trägt sie massgeblich zur rechtlichen Umsetzung und Realisierung einer Vielzahl von DLT bezogenen Projekten bei.

Was ist der Unterschied zwischen «Blockchain-Hub» und «Crypto Valley»?

Der Begriff «Blockchain-Hub» bezieht sich auf einen Standort, der eine hohe Konzentration von Unternehmen, Organisationen und Fachleuten im Bereich der Blockchain-Technologie aufweist. Dort werden Innovation, Forschung und Entwicklung sowie Anwendungen der Blockchain-Technologie vorangetrieben. «Crypto Valley» hingegen ist ein spezifischer Begriff, der sich auf die Region des Kantons Zug bezieht. Der Begriff rührt also daher, dass sich in dieser Region eine Vielzahl an Blockchain- und Krypto-Unternehmen angesiedelt hat der Zentralschweizer Kanton hat sich weltweit als eines der führenden Zentren für Kryptowährungen und Blockchain-Technologie etabliert. 

Warum die Schweiz das Potenzial zum weltweit führenden Blockchain-Hub hat

Innovationsfreundliche Regulierung und Rechtssicherheit

Die Schweiz hat schon früh erkannt, dass die Blockchain-Technologie ein enormes Potenzial birgt, und hat dementsprechend einen regulatorischen Rahmen dafür geschaffen. Die hierzulande klaren und transparenten Vorschriften für Kryptowährungen und Blockchain-Technologie schützen Investor:innen und unterstützen Unternehmen im Krypto-Bereich. Die Schweiz verfolgt dabei einen technologie-neutralen Ansatz. «Bei der Technologieneutralität geht es letztlich darum, dass es nicht so sehr darauf ankommt, wie etwas technisch umgesetzt wird, sondern was tatsächlich umgesetzt wird und welche Auswirkungen sich daraus ergeben», erklärt Tina Balzli.

Anhand eines Beispiels für Anleger:innen erklärt, bedeutet dies: «Werden Aktien herausgegeben, haben sie einen bestimmten ökonomischen Wert und eine bestimmte rechtliche Funktion. Es kann als sinnvoll erachtet werden, die Aktie «als Wertschrift» mit denselben rechtlichen Schutzwirkungen zu versehen, unabhängig davon, ob sie auf einem Wertpapier physisch oder auf der Blockchain ausgegeben wird. Die Schweizer Gesetzgebung trägt diesem Umstand Rechnung», führt die Expertin für Finanzmarktrecht weiter aus. 

Das DLT-Gesetzt schafft einen klaren rechtlichen Rahmen

Die Schweiz hat Gesetze und Vorschriften geschaffen, die den aktuellen und zukünftigen technologischen Entwicklungen gerecht werden. Gestaffelt am 1. Februar 2021 und am 1. August 2021 hat sie als eines der ersten Länder der Welt gesetzliche Regelungen für die Blockchain-Technologie in Kraft gesetzt, ein wichtiger Meilenstein. «Das sogenannte DLT-Gesetz ist eine Rahmengesetzgebung. Es ist also nicht ein in sich geschlossenes Gesetz, sondern es ist ein Gesetz, das andere Gesetze ändert, und zwar nur punktuell dort, wo der Gesetzgeber Änderungsbedarf identifiziert hat», erläutert Tina Balzli.

Es schafft einen klaren rechtlichen Rahmen für den Einsatz von DLT und Blockchain in der Schweiz und ermöglicht es Unternehmen, innovative Lösungen im Bereich der Kryptowährungen und der Blockchain-Technologie zu entwickeln und dabei die geltenden Rechtsvorschriften einzuhalten. Die DLT-Regelungen in der Schweiz haben auch dazu beigetragen, das Vertrauen von Unternehmen und Investor:innen in den Kryptosektor zu stärken. Es zeigt, dass das Land bestrebt ist, ein günstiges Umfeld für den Einsatz von neuartigen Technologien zu schaffen. «In der Schweiz gibt es einen politischen und ökonomischen Konsens, dass man technologischen Möglichkeiten gegenüber aufgeschlossen ist und somit in erster Linie Chancen und nicht nur Risiken sieht», pflichtet Tina Balzli bei. 

Die Schweiz gehört international zu den Vorreiterinnen

Die Schweiz hat sich als Pionierin in der Regulierung von Kryptowährungen und der Blockchain-Technologie positioniert und ist somit durchaus relevant für andere Länder, die ähnliche rechtliche Rahmenbedingungen schaffen wollen. «Derzeit sehen wir, dass viele institutionelle Akteure in den Markt für Kryptowährungen und digitale Vermögenswerte einsteigen. Allerdings tun sie dies nur, wenn sie eine verlässliche Rechtslage vorfinden. Ohne diese Rechtssicherheit hat der Markt für digitale Vermögenswerte und Kryptowährungen keine Chance, ein effektiver Massenmarkt zu werden».

Währungssicherheit und historischer Finanzplatz

Das Land zählt auf eine jahrzehntelange Tradition der Währungsstabilität und ist bekannt für seine solide Währungspolitik und Währungssicherheit. Darüber hinaus gilt die Schweiz als traditioneller Finanzplatz und als internationales Zentrum für Finanzdienstleistungen. So ist sie generell bekannt für ihre stabile Wirtschaft und ihre Expertise in Vermögensverwaltung. Diese Reputation und das umfangreiche Fachwissen im Bereich des Finanzwesens schaffen eine solide Grundlage für die Integration der Blockchain-Technologie in bestehende Finanzstrukturen und die Entwicklung neuer Finanzdienstleistungen.

Krypto-freundliche Banken

Auch die Schweizer Banken haben erkannt, dass kryptobasierte Vermögenswerte in Zukunft unverzichtbar sein werden. Deshalb integrieren immer mehr Finanzinstitute entsprechende Krypto-Angebote in ihre Dienstleistungen. Dazu gehört die Verwahrung von Kryptowährungen, die Abwicklung von Krypto-Transaktionen und die Förderung von Krypto-Projekten. Mit dieser Entwicklung tragen die Banken dazu bei, die Schweiz als führenden Blockchain-Hub zu etablieren.

«Schweizer Banken haben definitiv die Chancen erkannt, die mit digitalen Vermögenswerten einhergehen. Viele Banken in der Schweiz haben bereits interne Programme, natürlich in unterschiedlicher Ausführung und Reife. Die Banken sind zentral, um eine grössere Adaption von Kryptowährungen und digitalen Vermögenswerten voranzubringen, weil sie letztlich als Vertrauenselement immer noch entscheidend sind und der herkömmliche Anleger sich typischerweise nicht selbst um die technischen Aspekte kümmern möchte.»  

Fortschrittliches Bildungswesen

Die Schweiz beherbergt einige der renommiertesten Forschungs- und Bildungseinrichtungen der Welt. Die beiden eidgenössischen Wissenschafts- und Technologieinstitutionen in Lausanne und Zürich (EPFL und ETH Zürich) gelten weltweit als führend, auch in der Krypto-Ausbildung. Aber auch die Universität Basel nimmt eine Vorreiterrolle in der Forschung und Entwicklung von Blockchain-Technologien ein, denn 2018 wurde dort die weltweit erste universitäre Blockchain-Professur eingerichtet. Die Universität Zürich verfügt hingegen über ein eigenes Blockchain-Center, gegründet mit dem Ziel, die Komplexität des verteilten Vertrauens durch eine interdisziplinäre Linse zu ergründen. Mittlerweile bieten rund 20 Hochschulen in allen Sprachräumen der Schweiz Kurse im Bereich Blockchain-Technologie an. Insgesamt fördert dies die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, da ein solches Umfeld wiederum talentierte Fachleute und Unternehmen anzieht, die von diesem Fachwissen profitieren wollen, das in einem florierenden Blockchain-Ökosystem mündet.

Die Leaderposition wahren

Im Verlaufe der vergangenen Jahre scheinen auch immer mehr internationale Konzerne das Potenzial der Blockchain-Technologie entdeckt zu haben und bilden beispielsweise ihre Lieferketten damit ab oder nutzen diese für die digitale Aufbewahrung von Sachwerten. Firmen wie Nestlé oder Novartis setzen diese Technologie bereits heute ein.

Den Grundstein haben wir gelegt: Mit politischer Stabilität, einer innovationsfreundlichen und zuverlässigen Regulierung, einer starken Tradition im Finanzwesen, erstklassigen Forschungs- und Bildungseinrichtungen sowie einer kulturellen Offenheit und Unternehmergeist bietet die Schweiz ein ideales Umfeld für den Erfolg der Blockchain-Technologie. Und auch der Finanzplatz scheint seine führende Position durch die Etablierung digitaler Vermögenswerte festigen zu können.

Fokus auf Chancen von Krypto ist essenziel für die weitere Entwicklung

Um auf dem Weg zum führenden Blockchain-Hub zu bleiben, bedarf es des Bewusstseins der Bevölkerung, der Wirtschaft und der Investor:innen, dass im Crypto Valley ein immenses Potenzial für den Wirtschaftsstandort Schweiz liegt. «Für die Zukunft ist es weiterhin wichtig, dass die Schweiz als Ganzes einen konstruktiven Ansatz und Umgang mit innovativen Technologien pflegt, auch als Bevölkerung. Es ist wichtig, offen zu bleiben, die Chancen zu sehen und sich nicht bloss in den Risiken oder Problemen zu verfangen, sondern sich zu überlegen, wie man mit diesen Chancen produktiv umgehen kann.»

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