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Erstellt am 25.09.2023

Von Web 1.0 zu Web 3.0: Die faszinierende Evolution des Internets

Das Internet hat im Verlauf seiner noch jungen Geschichte eine doch bereits bemerkenswerte Evolution durchlaufen – von den einfachen statischen Webseiten des Web 1.0 bis hin zu den offenen, intelligenten Plattformen des Web 3.0. Diese transformative Reise hat nicht nur die Art und Weise revolutioniert, wie wir Informationen konsumieren, sondern auch, wie wir miteinander interagieren. Im folgenden Artikel werfen wir einen Blick auf die verschiedenen Etappen dieser Entwicklung und beleuchten die Möglichkeiten, die das Web 3.0 bereithält.

Definition Web 3.0

Web 3.0 wird allgemein als nächste Evolutionsstufe des aktuellen World Wide Webs betrachtet. Prämisse dieser nächsten Evolutionsstufe ist, dass das gegenwärtige Internet den Nutzer:innen zu wenig Kontrolle über ihre eigenen Daten gibt und zu viel Vertrauen voraussetzt, wenn es um deren Verwaltung geht. Ziel des Web 3.0 ist es, Nutzer:innen insbesondere durch Dezentralisierung und die Schaffung von weiterem individuellem Handlungsspielraum mehr Kontrolle zurückzugeben und dadurch für mehr Unabhängigkeit von Intermediären wie grossen Technologiekonzernen zu sorgen.

Von Web 1.0 zu Web 3.0: Die Evolution des Internets

Wenn man bedenkt, dass das Internet in seinen Grundzügen erst gegen die letzte Jahrhundertwende aufkam, hat es eine rasante Entwicklung durchgemacht. Eine klare Einordnung in Jahreszahlen ist schwierig, da die verschiedenen Phasen des Webs ineinander übergehen. Ganz grundsätzlich lassen sie sich aber wie folgt einstufen: Web 1.0 beschreibt die erste Form des Internets, Web 2.0 die aktuelle und Web 3.0 die Form, die sich gerade entwickelt.

Web 1.0: Statische Webseiten zur Informationsbeschaffung

In den 1990-er Jahren kam das Web 1.0 auf. Seinen Ursprung hat es am CERN in Genf, wo Timothy John Berners-Lee erstmals Hypertext Markup Language (HTML) zur Strukturierung von elektronischen Dokumenten einsetzte und damit die Grundlage fürs World Wide Web schuf. Das Web 1.0 bestand aus statischen, grösstenteils textbasierten Webseiten, die User:innen insbesondere beim Beschaffen und Lesen von Informationen unterstützten. Es gab nur wenige Suchmaschinen, von denen mittlerweile bei weitem nicht mehr alle existieren. Ausserdem liessen sich Webseiten von Nutzer:innen nicht bearbeiten oder kommentieren. Stattdessen waren es vielmehr Unternehmen und Institutionen, die Informationen über sich ins Internet hochgeladen und so laufend ihre eigene Webseite aufgebaut haben.

Web 2.0: Soziale Netzwerke und zentrale Datenverwaltung

Das Web 2.0 läutete die Ära des «User Generated Contents» ein. Das Aufkommen von sozialen Netzwerken, Wikipedia und Blogs in den frühen 2000-er Jahren veränderte das bisherige, eindimensionale Internet grundlegend. Neu lesen und empfangen private Nutzer:innen nicht nur Informationen, sondern sie teilen, kommentieren und veröffentlichen selbst Inhalte. Die Lancierung des ersten iPhones machte all das auch mobil möglich und ausgeklügelte Suchmaschinen helfen dabei, an die gewünschten Informationen zu gelangen.

Die Nutzererfahrung gewinnt zunehmend an Wichtigkeit, denn sie soll jede Interaktion im Internet so einfach und bequem wie möglich machen. Nach und nach entsteht der Anspruch auf ein personalisiertes Web-Erlebnis – es sollen also nur Inhalte angezeigt werden, die für Nutzer:innen auch relevant sind. Dazu brauchen Betreiber:innen von Webseiten jede Menge Daten. Obwohl die datengestützte Personalisierung viele Vorteile mit sich bringt, wirft sie auch kritische Fragen auf: Wozu werden Daten von Nutzer:innen gesammelt und ausgewertet? Wo werden diese gespeichert? Wem werden sie weitergegeben? Sind sie ausreichend geschützt?

Wer online Dienste nutzt, die persönliche Daten einfordern, muss sich darauf verlassen können, dass die Anbieter:innen sachgemäss mit diesen umgehen, denn meist ist eine direkte Einsicht und Verwaltung nicht möglich. Die Daten werden zentral gehalten und es fehlt an Transparenz.

Vor allem grosse Technologiekonzerne und Social-Media-Plattformen stehen immer wieder in der Kritik wegen mangelnder Transparenz im Umgang mit Nutzerdaten. Für Personen, die Social-Media-Plattformen auch für gewerbliche Zwecke nutzen, kommt ein wichtiger Punkt hinzu: einige wenige Plattformen haben durch ihre Reichweite eine dominierende Position erreicht. Sie können die Bedingungen zur Nutzung ihrer Plattform nicht nur selbst festlegen, sondern auch kurzerhand anpassen. Somit gehört den Betreiber:innen in der Regel nicht nur alles, was auf die jeweilige Plattform hochgeladen wird, sondern sie haben auch die Kontrolle darüber, wer zu welchen Konditionen darauf zugreifen kann. Die Nutzer:innen stehen in einem Abhängigkeitsverhältnis.

Web 3.0: Der Nutzende rückt mehr ins Zentrum

Web 3.0 ist dabei, das Internet grundlegend zu verändern und bestehende Probleme schrittweise zu lösen. Ziel der nächsten Phase des Internets ist es, die Datenhoheit wieder an die Nutzer:innen zu übertragen. Damit sollen Fortschritte in den Bereichen Privatsphäre und Datensicherheit einhergehen. Anstatt Technologieplattformen und soziale Netzwerke im Austausch von persönlichen Daten zu nutzen, können Nutzer:innen im Web 3.0 somit aktiv an der Verwaltung und dem Betrieb einzelner Protokolle teilnehmen. Das macht das Web 3.0 insofern revolutionär, als dass es auf Protokollen unabhängig von Intermediären funktioniert. Die nächste Evolutionsstufe des World Wide Webs ist zwar noch in der Entstehung, die Technologien, welche dafür eingesetzt werden, lassen jedoch erahnen, dass sich das Web 3.0 in seiner Grundidee massgeblich von Web 1.0 und Web 2.0 unterscheiden wird.

Die Blockchain spielt im Web 3.0 eine wichtige Rolle, denn sie erfüllt durch ihre dezentrale Datenbank- und Transaktionsinfrastruktur den Wunsch nach mehr Unabhängigkeit von zentralisierten Servern und Plattformen. Nutzer:innen können über die Blockchain direkt miteinander interagieren, Zahlungen tätigen, Verträge abschliessen und ganz allgemein Informationen austauschen. Die Blockchain ist somit eine wichtige technische Grundvoraussetzung für die digitale Interaktion und die Verwaltung eines unabhängigen digitalen Ichs. Dieses beinhaltet die damit verbundenen Nutzerdaten, die Speicherung von kryptobasierten Vermögenswerten wie Lizenzen für Musik, digitale Kunstwerke etc. oder Zahlungen mit Kryptowährungen.

Fabric Ventures, medium.com/fabric-ventures

Das Web 3.0 und sein Potenzial

Noch stehen wir ganz am Anfang, darum kann niemand genau abschätzen, inwieweit das Web 3.0 die bisher bekannten Strukturen im Internet, und darüber hinaus, verändern wird. Grundsätzlich bietet sich aber eine Vielzahl von möglichen Anwendungsgebieten. Wir beschreiben einige davon.

Dezentralisierte On-Chain Identität

Eine wichtige Errungenschaft, die das Web 3.0 mit sich bringt, ist die sogenannte «On-Chain Identity». Jegliche Anwendungen, Plattformen und Portale verlangen heutzutage nach einer Registrierung und somit nach unserer Identität. Stand heute, also im Web 2.0, ist das Identitätsmanagement zentralisiert, das heisst, Dienste von Drittanbietern wie zum Beispiel Google oder Social-Media-Plattformen fragen nach persönlichen Daten, um Nutzer:innen Zugang zu Web-Applikationen zu verschaffen.

Web 3.0 dezentralisiert das Identitätsmanagement. Anstatt von den Nutzer:innen die Herausgabe persönlicher Daten zu verlangen, erfolgt die Authentifizierung über kryptografische Schlüssel. Um eine App – in der Web 3.0 Sprache heisst eine solche «dApp» – zu nutzen, müssen Anwender:innen nur ihre Wallets verbinden. Dabei wird eine On-Chain Identität generiert, das heisst Transaktionsdaten, die mit einer Blockchain-Adresse verknüpft und durch kryptografische Techniken geschützt sind. Diese Identitätsnachweise sind fälschungssicherer und ermöglichen es den Nutzer:innen, die Kontrolle über ihre persönlichen Daten zu behalten.

Kryptobasierte Vermögenswerte

Eine der wichtigsten, wenn nicht sogar die wichtigste Errungenschaft, die das Web 3.0 mit sich bringt, sind Kryptos, resp. kryptobasierte Vermögenswerte. Dazu zählen Kryptowährungen, Non-Fungible Token (NFT) oder Stablecoins.

Kryptowährungen

Wie eingangs erwähnt, ist das Web 3.0 durch eine Reihe neuer Technologien geprägt, darunter Smart Contracts und dezentrale Anwendungen (dApps). Die Blockchain ermöglicht die sichere und dezentrale Speicherung von Transaktionen und Informationen. Durch die Verwendung von Kryptografie werden Informationen verschlüsselt und unveränderlich in Blöcken gespeichert, wodurch die Manipulation von Daten nahezu unmöglich wird. So können Nutzer:innen dank der Blockchain-Technologie digitale Inhalte, Dienstleistungen und Produkte direkt austauschen und besitzen, ohne dass eine zentrale Autorität als Vermittler fungiert. Diese neuen Möglichkeiten haben das Potenzial, das traditionelle Finanzwesen und die Interaktionen zwischen Benutzer:innen und Plattformen grundlegend zu verändern. Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ether, die ebenfalls auf der Blockchain basieren, bilden somit einen wichtigen Bestandteil des Web 3.0.

Non-Fungible Tokens (NFTs)

NFTs sind ein aufkommender Trend in der Kryptowelt. Sie ermöglichen die eindeutige Identifizierung und den Handel von kryptobasierten Vermögenswerten wie Kunstwerken, Musik, Grundstücken und mehr. NFTs basieren auf der Blockchain-Technologie. Als unterliegende Technologie garantiert sie die Eigentumsrechte und die Echtheit dieser Vermögenswerte.

Stablecoins

Stablecoins sind blockchainbasierte Vermögenswerte, die an eine nationale Währung, einen Währungskorb oder einen anderen Vermögenswert gebunden sind. So ist beispielsweise der USDC ein Stablecoin mit dem Wechselkurs USDC/USD von 1. Der kryptobasierte Vermögenswert unterliegt somit denselben Schwankungen wie die zugrunde liegende nationale Währung. Auf diese Weise sollen die für Kryptowährungen typischen Kursschwankungen reduziert werden.

Smart Contracts

Smart Contracts sind digitale Programmcodes, die auf der Blockchain ausgeführt werden können. Sie ermöglichen die Automatisierung von Transaktionen oder komplexeren Vereinbarungen ohne Vermittlerpartei.

Neue Zugangsmöglichkeiten

Micropayments

Micropayments sind kleine Zahlungen, die beim Kauf von digitalen Inhalten, Dienstleistungen oder Produkten im Internet Verwendung finden. Sie werden oft für einzelne digitale Artikel, Downloads, Zugriff auf spezielle Inhalte, Premiumfunktionen in Apps oder Online-Spielen sowie für den Zugriff auf bestimmte Teile einer Webseite oder Plattform verwendet. Micropayments sind darauf ausgerichtet, Nutzer:innen eine einfache und schnelle Zahlungsmethode anzubieten, mit der auch kleinere Beträge ohne grossen Aufwand bezahlt werden können.

Im Stadium Web 2.0 war es schwierig, Micropayments zu realisieren, da die Transaktionsgebühren für geringe Beträge oft unverhältnismässig hoch waren. Anders ist das in der Welt von Web 3.0: Kryptowährungen wie Bitcoin und Ether gründen auf einer dezentralisierten Zahlungsinfrastruktur, die das Senden und Empfangen von kleineren Beträgen wirtschaftlich möglich macht. Dabei haben Micropayments das Potenzial, die Monetarisierung von Inhalten im Internet zu verändern, da sie es Inhalteanbietern ermöglichen, auch für geringwertige Inhalte oder Dienstleistungen eine Bezahlung zu erhalten.

Money Streaming

Was wäre, wenn Sie Ihr Gehalt täglich und sekündlich ausbezahlt bekämen, anstatt einmal im Monat auf einen Pauschalbetrag warten zu müssen? Stand Web 2.0 ist das nicht möglich, da es lange dauert, bis das Geld bei den Banken ankommt, und es sehr kostspielig wäre, tausende kleine Transaktionen zu übermitteln. Web 3.0 und Krypto machen dies allerdings möglich. Die Methode nennt sich «Money Streaming», also ein konstanter Strom von Mikrozahlungen, die sekündlich übermittelt werden. Money Streaming ist somit wie ein laufender Geldfluss, der auf Blockchain-Technologie basiert. Das Ganze wird über Smart Contracts ausgeführt die so programmiert sind, dass sie in regelmässigen Abständen ständig Transaktionen ausführen. Dadurch entsteht dann der konstante Geldfluss. Ist das gesamte Geld von Adresse A nach B geflossen, kommt die Transaktion zum Stillstand. Zusätzlich zu den Gehaltszahlungen könnte Money Streaming auch verwendet werden, um Künstler:innen automatisch kleine Geldbeträge zu überweisen, während ihre Songs gehört werden.

Token-Gating

Token-Gating bedeutet, dass der Zugang zu bestimmten Inhalten, Bereichen, Produkten oder sogar Gemeinschaften auf Inhaber:innen eines spezifischen Kryptowährung-Tokens oder Non-Fungible Tokens (NFT) beschränkt wird. Dabei fungieren die Token als Schlüssel, die sich in der Wallet ihrer Nutzer:innen befinden. Dieser Zusatznutzen für NFTs kann also mit dem Ticketkontrolleur vor dem Fussballstadion verglichen werden, der Unbefugten den Zutritt verwehrt.

Die faszinierende Entwicklung des Internets vom Web 1.0 zum Web 3.0 zeigt uns eine transformative Reise, die unsere Art der Informationsbeschaffung und Interaktion zu revolutionieren scheint. Mit Web 3.0 erhalten die Nutzer:innen wieder mehr Macht und damit mehr Kontrolle über ihre Daten und Handlungen. Ferner eröffnen On-Chain-Identitäten, kryptobasierte Vermögenswerte, Kryptowährungen und NFTs sowie neue Zugangsmethoden wie Micropayments, Money Streaming und Token-Gating ein enormes Potenzial für vielfältige Anwendungen. Wenngleich das volle Potenzial des Web 3.0 aktuell noch nicht ganz ausgeschöpft wird, zeichnen sich zahlreiche spannende Anwendungsbereiche ab, die das Internet und die digitale Welt in den kommenden Jahren nachhaltig verändern könnten.

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