Diversifikation: Warum ist aufteilen wichtig?

27.02.2025

Schon Grossmutter wusste: Man sollte nie alle Eier in einen Korb legen. Genauso beim Anlegen. Diversifikation ist das A und O einer erfolgreichen Investmentstrategie. Denn: Wer seine Anlagen breit streut, kann das Risiko bis zu einem bestimmten Punkt minimieren und so mehr aus seinem Geld machen. Erfahren Sie hier Wissenswertes zum Thema Diversifikation.

In Kürze

  • Eine breite Streuung auf verschiedene Anlageklassen, Branchen und Länder reduziert Verlustrisiken und erhöht die Chancen auf positive Entwicklungen, da so negative Entwicklungen eines Assets durch andere Assets ausgeglichen werden können.
  • Anleger:innen müssen Sicherheit, Rendite und Verfügbarkeit in Einklang bringen. Diversifikation hilft, diese Faktoren optimal zu kombinieren.
  • Sinnvolle Diversifikation kann höhere Renditen bei vergleichbarem Risiko bieten, während zu viel Streuung die Renditen schmälern kann.

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Wer anlegt, weiss: Das ganze Vermögen auf eine Karte zu setzen, lohnt sich nicht. Wer erfolgreich in Wertpapiere investieren möchte, sollte sein Vermögen auf verschiedene Anlageinstrumente, Branchen, Währungen und Länder oder Weltregionen streuen. «Diversifikation» heisst das Zauberwort.

Diversifikation einfach erklärt

Der Begriff Diversifikation (oder Diversifizierung) stammt aus der Wirtschaftswissenschaft und bedeutet, dass einerseits Wahlmöglichkeiten erhöht und andererseits Risiken reduziert werden. Im Finanzbereich wird damit die breite Streuung der Gelder auf unterschiedliche Märkte, Branchen, Währungsräume und Titel verstanden. Damit reduziert man die Wahrscheinlichkeit, auf das falsche Pferd zu setzen. Zudem verschafft eine gute Diversifikation die Möglichkeit, allfällige negative Entwicklungen einzelner Titel mit anderen Titeln aufzufangen. 

Das magische Dreieck der Vermögensanlage

Beim Anlegen spricht man oft von einem Zusammenspiel von drei Hauptfaktoren: Sicherheit, Verfügbarkeit und Rendite. Diese Faktoren sind je nach Anlageklasse unterschiedlich ausgeprägt und können nicht gleichzeitig optimal erfüllt werden.

Dies wird als das magische Dreieck der Vermögensanlage bezeichnet:

  • Wer auf Sicherheit setzt, wählt beispielsweise eine risikoarme Anlage, nimmt aber meist eine geringere Rendite in Kauf.
  • Wer hingegen eine liquide und einfach handelbare Anlage möchte, kann in Aktien investieren, muss aber mit einem höheren Risiko rechnen.

Hier kommt die Diversifikation ins Spiel. Je vielfältiger das Portfolio ist, desto besser gleichen sich die Eigenschaften der einzelnen Anlagen aus. Mit einer breiten Diversifikation und der Kombination verschiedener Geldanlagen können Anleger:innen alle drei Eigenschaften in ihrem Portfolio miteinander vereinen.

Vorteile und Nachteile von Diversifikation

VorteileNachteile
Vorteile
  • Optimales Verhältnis von Rendite und Sicherheit.
  • Negative Entwicklungen bei einer Anlage können durch positive Entwicklungen bei einer anderen ausgeglichen werden.
  • Die Mischung verschiedener Anlageklassen kann zu höheren Renditen führen, während die Risiken nahezu gleichbleiben.
Nachteile
  • Zu viel Diversifikation kann die Komplexität erhöhen und gegebenenfalls die Transaktionskosten erhöhen.
  • Unzureichende Kenntnisse über verschiedene Anlageklassen und deren Gewichtung können das Risiko erhöhen.

Warum ist Diversifikation so wichtig?

Mit einem diversifizierten Portfolio können Sie Risiken verteilen und somit minimieren. Die Finanztheorie unterscheidet systematische und unsystematische Risiken. Das systematische Risiko lässt sich grundsätzlich nicht vermeiden.

Wer Geld investiert, muss das Risiko, dass sich zum Beispiel politische Ereignisse oder Naturkatastrophen negativ auf den Aktienmarkt auswirken, in Kauf nehmen. Dafür bekommen Anleger:innen schliesslich auch Prämien. Gemeint ist damit die sogenannte Risikoprämie.

Einfach ausgedrückt ist die Risikoprämie eine Art Belohnung dafür, dass Anleger:innen ein riskanteres Investment wählen, statt einer sichereren Anlage den Vorzug zu geben. Sie wird nicht bar auf die Hand ausbezahlt, sondern in die Rendite der Anlage einberechnet. Je höher das Risiko, desto höher die potenzielle Rendite.

Das unsystematische Risiko hingegen, also zum Beispiel das Risiko auf einen Verlust aufgrund eines Firmenkonkurses, lässt sich durch Diversifikation aber stark minimieren. Eben genau, indem Sie nicht nur in einzelne Unternehmen oder Branchen investieren und somit Verluste durch andere Investments ausgleichen können. Je weniger die Anlagekategorien miteinander korrelieren – also je stärker sie sich unterscheiden – desto ausgeprägter ist der Diversifikationseffekt.

Möglichkeiten zur Diversifikation

Wie eingangs erwähnt gibt es verschiedene Richtungen, ein Portfolio zu diversifizieren. 

Diversifikation nach Anlageklassen

Anleger:innen haben dabei verschiedene Anlageklassen zur Auswahl, jede mit ihren Eigenschaften und unterschiedlichen Risiko-Rendite-Profilen. Zu den wichtigsten gehören Aktien, Obligationen, Rohstoffe, Edelmetalle, Immobilien und alternative Anlagestrategien. Das investierte Geld wird Ihrer persönlichen Risikobereitschaft entsprechend verteilt.

Mehr zum Thema lesen Sie in unserem Blogbeitrag «Asset Allocation: Vermögen strukturiert anlegen».

Geografische Diversifikation

Die meisten Anleger:innen haben zu ihrem Heimatland den stärksten Bezug. Dort kennen sie die Firmen und wissen über die wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen Bescheid. Allerdings ist es aus Gründen der Risikostreuung sinnvoll, einen Teil des Geldes auch in anderen Ländern und verschiedenen Währungen anzulegen.

Branchen

Anleger:innen können ihr Geld auch diversifiziert anlegen, indem sie in unterschiedliche Industrien und Branchen investieren. Wichtig ist, Branchen auszuwählen, die möglichst wenig miteinander zusammenhängen. Dadurch können Anleger:innen vermeiden, dass ihre verschiedenen Geldanlagen von den gleichen Marktentwicklungen negativ betroffen sind.

Diversifizierung nach Anlagehorizont

Eine weitere Möglichkeit zur Diversifizierung ist die Berücksichtigung des Anlagehorizonts. Geldanlagen haben oft unterschiedliche Laufzeiten. Das sollten Sie sich zur Diversifikation zu Nutze machen. Denn wenn mehrere Investitionen gleichzeitig zu einem ungünstigen Zeitpunkt fällig werden, können Verluste drohen. Langfristige Geldanlagen können oft gute Renditechancen bieten, aber das Geld bleibt lange gebunden. Anleger:innen, die nur auf langfristige Investitionen setzen, sollten darauf achten, ihre Zahlungsfähigkeit in dieser Zeit nicht zu gefährden.

So funktioniert Diversifikation – ein Portfolio-Beispiel

Wie Diversifikation genau funktioniert, sehen wir anhand des folgenden Beispiels, welches keine Garantie für die tatsächliche oder zukünftige Entwicklung eines Aktienportfolios darstellt. Wir nehmen an, dass wir im Jahr 1999 je 10‘000 Franken mit einem Anlagehorizont von 25 Jahren in drei verschiedene Portfolios  investieren. Die Rendite  entspricht der jährlichen Rendite in Prozent. Das Risiko berechnen wir, indem wir kalkulieren, um wie viel höher oder tiefer die Renditen im Vergleich zum Mittelwert lagen.

Vergleichen wir die drei Portfolios

Schweizer Aktien

Wir investieren nur in Schweizer Aktien gemäss dem Swiss Performance Index (SPI). Damit erzielen wir eine Rendite von durchschnittlich 4,90 Prozent pro Jahr. Dafür gehen wir ein Risiko von 13,10 Prozent ein. 

Emerging Markets

Wir investieren nur in Aktien aus aufstrebenden Märkten. Damit erzielen wir eine höhere jährliche Rendite (5,80 Prozent), aber gehen auch ein um einiges höheres Risiko ein (20,40 Prozent).

Aktienmix

Wir legen 5‘000 Franken in Emerging Markets und 5‘000 Franken in Schweizer Aktien an. Die Rendite ist leicht tiefer als bei einer reinen Anlage in Emerging Markets, dafür sinkt unser Risiko signifikant (16,30 Prozent). 

Anlageklassen/PortfoliosAnfangskapital (1999)Endkapital (Ende 2024)Durchschnittliche jährliche RenditeRisiko
Anlageklassen/Portfolios
Schweizer Aktien (Swiss Performance Index, SPI)
Anfangskapital (1999)
CHF 10’000.–
Endkapital (Ende 2024)
CHF 34’687.–
Durchschnittliche jährliche Rendite
4,90%
Risiko
13,10%
Anlageklassen/Portfolios
Emerging Markets Aktien (MSCI Emerging Markets Index)
Anfangskapital (1999)
CHF 10’000.–
Endkapital (Ende 2024)
CHF 43’314.–
Durchschnittliche jährliche Rendite
5,80%
Risiko
20,40%
Anlageklassen/Portfolios
Aktienmix (je 50%)
Anfangskapital (1999)
CHF 10’000.–
Endkapital (Ende 2024)
CHF 38’295.–
Durchschnittliche jährliche Rendite
5,30%
Risiko
16,30%

So weit, so gut – wir haben also dank Diversifikation unser Aktienportfolio bereits optimiert. Was geschieht nun, wenn wir eine andere Anlageklasse dazunehmen? Schauen wir uns die Obligationen einmal genauer an. 

  • Globale Obligationen: Wir legen nur in verschiedene Obligationen an. Traditionell gehen wir ein sehr kleines Risiko von 3,30 Prozent ein, bekommen dafür aber auch die bisher niedrigste Rendite von durchschnittlich 1,80 Prozent pro Jahr. 
  • 60 Prozent Aktienmix, 40 Prozent Obligationen: Wir mischen unseren erfolgreichen Aktienmix mit unseren sicheren Obligationen. Hier bekommen wir eine relativ hohe Rendite (dank der Aktien) zu einem deutlich niedrigeren Risiko (dank der Obligationen). 
Anlageklassen/PortfoliosAnfangskapital (1999)Endkapital (Ende 2024)Durchschnittliche jährliche RenditeRisiko
Anlageklassen/Portfolios
Obligationen (Bloomberg Global Aggregate Index)
Anfangskapital (1999)
CHF 10’000.–
Endkapital (Ende 2024)
CHF 15’902.–
Durchschnittliche jährliche Rendite
1,80%
Risiko
3,30%
Anlageklassen/Portfolios
Mix mit 60% Aktien, 40% Obligationen
Anfangskapital (1999)
CHF 10’000.–
Endkapital (Ende 2024)
CHF 29’881.–
Durchschnittliche jährliche Rendite
4,30%
Risiko
11,10%

Diversifikation mit kleinem Vermögen

Gerade wenn die Investitionssumme eher tief ist, ist es fast unmöglich, genügend unterschiedliche Einzeltitel oder Anlagen zu kaufen und eine Portfolio-Diversifikation zu erreichen. Auch kann es mit einem hohen Zeit- und Gebührenaufwand verbunden sein, die Gewichtung der Anlagen stets an die Marktentwicklung anzupassen.

Fonds und ETFs

Statt in einzelne Aktien zu investieren, bieten sich hier Fonds und ETFs (Exchange Traded Funds) an.

Ein Fonds ist ein «Topf», in den Anleger:innen Geld legen. Dieses wird vom Fondsmanagement nach bestimmten Kriterien in verschiedene Wertschriften, beispielsweise Aktien oder Obligationen, investiert. So kann bereits mit einem kleineren Vermögen eine gute Diversifikation erreicht werden.

ETF (Exchange Traded Fund) ist ein börsengehandelter Fonds, der in der Regel passiv gemanagt wird. Das heisst, er bildet die Wertentwicklung eines vorab definierten Indexes nach – beispielsweise des SMI. Sie sind oft kostengünstiger als aktiv gemanagte Fonds, da sie einen Index nachbilden. Sie sind ebenfalls ideal, um langfristig mit geringem Einsatz breit gestreut zu investieren.

Der Gesamterfolg einer Anlage im Vergleich zum Kapital, das Sie als Anleger:in dafür eingesetzt haben, hängt ganz von den jeweiligen Präferenzen der Anleger:innen ab. So werden beispielsweise Anlagestrategiefonds angeboten. Andererseits gibt es auch Fonds, die ausschliesslich in Themen wie etwa Technologiewerte investieren. Eine weitere Möglichkeit für eine grössere Diversifikation ist, alternative Anlagen wie Immobilien, Gold oder Kryptowährungen beizumischen.

Schlau diversifiziert ist halb gewonnen

Für risikofreudige wie auch risikoscheue Investor:innen gilt gleichermassen: Diversifizieren Sie! Auch wenn Sie grundsätzlich gerne Risiken eingehen, können Sie mit cleverer Diversifikation mehr aus Ihren Anlagen machen, wie unser Beispiel zeigt. Weitere clevere Tipps zum Anlegen finden Sie im Artikel «Anlegen lernen mit den besten Tipps von berühmten Investoren».

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