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Erstellt am 18.06.2024

Krypto als Anlageklasse

Spätestens seit der Zulassung von Bitcoin-ETFs Anfang 2024 ist klar, dass Kryptowährungen in der herkömmlichen Vermögensverwaltung Einzug halten. Auch Anleger:innen in der Schweiz haben zahlreiche Möglichkeiten, Kryptos in ihr Anlageportfolio zu integrieren. Doch wie sollten sie vorgehen? Was gilt es zu beachten? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Nachdem es schon lange in der Luft lag, war es Anfang 2024 endlich so weit: Die US-Börsenaufsicht erteilte den weltweit führenden Finanzproduktanbietern die Zulassung für insgesamt elf Bitcoin-ETFs. Ein bedeutender Meilenstein, der zeigt, dass Kryptowährungen im Mainstream der Finanzwelt angekommen sind.

Das heisst aber auch: Wie jede andere Anlageklasse sollten Kryptowährungen nicht einzeln betrachtet werden, sondern im Kontext des eigenen Anlageportfolios. Daher schauen wir zuerst die vier Schritte an, die es beim Anlegen generell zu befolgen gilt.

  1. Entwicklung einer umfassenden Strategie
  2. Formulierung von Markterwartungen
  3. Evaluation geeigneter Umsetzungsmöglichkeiten
  4. Kontinuierliches Überwachungs- und Risikomanagement

Anschliessend zeigen wir Möglichkeiten auf, wie die konkrete Umsetzung auf Kryptos bezogen aussehen kann, und widmen uns den Themen Steuern, Gebühren – und den Emotionen.

Entwicklung einer umfassenden Strategie

Ein häufig beobachteter Anlegerfehler ist, dass sich viele vom sogenannten FOMO-Effekt (Fear of Missing Out, die Angst, etwas zu verpassen) leiten lassen und unstrukturiert investieren. Dagegen kann der Schlüssel für langfristig erfolgreiches Anlegen eine diversifizierte Anlagestrategie sein. Indem das Vermögen auf verschiedene Anlageklassen verteilt wird, kann das Risiko reduziert und die Renditestabilität des Portfolios erhöht werden. Das Verteilen auf verschiedene Anlageklassen wird im Fachjargon «Asset Allocation» genannt.

Nebst Aktien, Obligationen oder Gold haben auch Kryptowährungen ihre Berechtigung in einem solchen Mix. Diese tragen zur Diversifikation bei und eröffnen gleichzeitig neue Renditemöglichkeiten.

Eine gute Asset Allocation ist langfristig orientiert und wird nicht kurzfristig angepasst – auch dann nicht, wenn beispielsweise eine Kryptowährung über längere Zeit an Wert verliert. Sofern das langfristige Potenzial der Anlage weiterhin besteht, sollte nicht vorschnell verkauft werden. Ein Beispiel dafür ist die Entwicklung des Bitcoin, der in den letzten Jahren mehrere, teils drastische Kurseinbrüche erlebt hat – und im März 2024 ein neues Allzeithoch erreicht hat.

Formulierung von Markterwartungen

Während die strategische Allokation darauf ausgerichtet ist, ein festes Verhältnis von Anlageklassen beizubehalten, erlaubt es die taktische Allokation, Investitionen gezielt anzupassen. So können Anleger:innen auf aktuelle Marktbedingungen reagieren und kurzfristige Opportunitäten nutzen.

Interessant kann diese Strategie werden, wenn etwa die vorherrschende Marktmeinung darauf hindeutet, dass ein Kursrückgang einer bestimmten Kryptowährung nur kurzfristiger Natur ist. In diesem Fall kann eine gezielte Investition in Betracht gezogen werden, die sich als lukrativ erweist, wenn sich der Markt erholt und Kursgewinne realisiert werden können.

Kurzfristiges Handeln erfordert jedoch eine aktive und konstante Überwachung der Marktentwicklungen. Zudem besteht immer das Risiko, sich zu irren, was oftmals zu schlechteren Ergebnissen führt als mit einer langfristigen strategischen Vermögensallokation. 

Evaluation geeigneter Umsetzungsmöglichkeiten

Die beiden Ansätze, langfristig und kurzfristig, lassen sich beispielsweise mit einem sogenannten Kern-Satelliten-Ansatz umsetzen. Dabei besteht der stabile Kern aus langfristig orientierten Anlagen. Mit den sogenannten Satelliten werden gezielt Marktchancen genutzt, die kurzfristiges Renditepotenzial bieten. Dieses Verhältnis beträgt üblicherweise zirka 80 Prozent (Kern) zu 20 Prozent (Satelliten).

Wichtige Aspekte des Kern-Satelliten-Ansatzes sind das Risikomanagement und allfällige Anpassungen. Wenn etwa eine Kryptowährung überproportional stark zulegt, kann es sinnvoll sein, die Gewinne teilweise zu realisieren. So lässt sich sicherstellen, dass die Gewichtung der Krypto-Vermögenswerte wieder der ursprünglichen Portfoliostrategie entspricht.

Kontinuierliches Überwachungs- und Risikomanagement

Investitionen in Kryptowährungen sind nicht ohne Risiken. Eine der grössten Gefahren der immer noch jungen Anlageklasse ist die hohe Marktvolatilität, die zu starken, kurzfristigen Preisschwankungen führen kann. Diese Volatilität birgt das Potenzial für hohe Verluste – oder hohe Gewinne.

Neben den Marktrisiken lauern operationelle Risiken wie Betrug, technische Pannen oder Hackerangriffe, die schlimmstenfalls zu einem Totalverlust führen. Um diese Risiken zu umgehen, kann entweder die eigene Verwaltung der Kryptos auf einem Cold Wallet erfolgen oder es können geeignete Umsetzungsmöglichkeiten durch einen renommierten Finanzdienstleister in Anspruch genommen werden. Finanzdienstleister ermöglichen sowohl Kauf und Verkauf wie auch die sichere Verwahrung von Kryptowährungen. Lesen Sie dazu «Krypto-Verwahrung: Alles, was Sie dazu wissen sollten».

Diversifikation innerhalb von Kryptowährungen

Diversifikation ist nicht nur im gesamten Anlageportfolio empfehlenswert, sondern auch innerhalb der Anlageklassen. Indem in verschiedene Kryptowährungen investiert wird, sinkt das Verlustrisiko, falls der Kurs einer einzelnen Kryptowährung fällt. Durch die Investition in Bitcoins, Altcoins und Tokens kann zudem von spezifischen Technologien und Trends profitiert werden. Dass sich Krypto-Vermögenswerte nicht im Gleichschritt entwickeln, liegt daran, dass sie unterschiedliche Anwendungsfälle und Marktpotenziale aufweisen. So wird Bitcoin oft als digitales Gold bezeichnet, da das Angebot auf 21 Millionen Coins beschränkt ist. Ethereum wiederum, die Nummer 2, ist vergleichbar mit einem Betriebssystem, auf dessen Technologie andere Projekte aufbauen.

Praktische Umsetzung

Bevor Investor:innen in Coins und/oder Tokens investieren, sollten sie sich informieren und sich eine Marktmeinung bilden (Unterschiede zwischen Coins und Tokens sowie weitere Erklärungen zu Kryptobegriffen lesen Sie im Blogbeitrag «25 Krypto-Begriffe einfach erklärt»). Danach erfolgt die konkrete Umsetzung, die auf verschiedene Arten erfolgen kann. Nachfolgend werden die gängigen Ansätze, inklusive Vor- und Nachteile, vorgestellt.

Kauf von ETFs und ETPs

Seit Anfang 2024 sind in den USA die ersten Exchange Traded Funds (ETFs) auf Bitcoin erhältlich. Dabei handelt es sich um täglich handelbare Fonds, die Investitionen in Bitcoin ermöglichen, ohne selbst tatsächlich Bitcoin zu besitzen. Diese Instrumente bilden den aktuellen Bitcoin-Preis möglichst exakt ab.

Bei einer Investition in diese ETFs gilt es, ihre Kostenstruktur zu prüfen. Denn nebst Transaktionsgebühren und jährlichen Fonds-Verwaltungsgebühren fallen häufig zusätzliche Gebühren für den Handel an ausländischen Börsen an. Dazu kommt die Stempelsteuer, die bei US-ETFs 0,15 Prozent beträgt, und allenfalls sogar eine Erbschaftssteuer, die in den USA entrichtet werden muss.

Eine Alternative sind sogenannte Exchange Traded Products (ETPs) auf Kryptowährungen, die an der Schweizer Börse SIX Swiss Exchange seit ein paar Jahren gehandelt werden. Der relevante Unterschied zu den ETFs besteht darin, dass ETPs kein Sondervermögen bilden und somit ein Emittentenrisiko tragen. Sprich: Falls der Anbieter Konkurs geht, fällt der ETPs in die Konkursmasse. Um dieses Risiko auszuschliessen, haben die meisten ETP-Anbieter Sicherheitsmassnahmen implementiert, die das investierte Vermögen auch im Falle einer Insolvenz schützen sollen.

    • Einfachheit: Kein technisches Fachwissen nötig
    • Sicherheit: Erhöhte Sicherheit durch Regulierung und Überwachung von Börsen
    • Zugänglichkeit: Kauf und Verkauf über bestehende Banken
    • Kosten: Verwaltungsgebühren, Handels- und Depotkosten sowie Stempelsteuer
    • Eingeschränkte Auswahl: Nicht alle Kryptowährungen sind durch einen ETF/ETP abgedeckt
    • Indirekte Investition: Kein Eigentum an den tatsächlichen Kryptowährungen

Direktkauf via Bank

Für Direktkäufe von Kryptowährungen mussten hiesige Anleger:innen lange auf ausländische Anbieter zurückgreifen, was immer ein gewisses Risiko beinhaltete. Mittlerweile sind Direktinvestitionen bei einigen Schweizer Instituten möglich. Auch PostFinance bietet den Kryptohandel über E-Finance und die PostFinance App an. 

    • Einfachheit: Integration in bestehende Bankdienstleistungen
    • Sicherheit: Überwachung und Schutz durch das Finanzinstitut
    • Vertrauen: Nutzung vertrauter Systeme und Schnittstellen
    • Verfügbarkeit: Nicht alle Banken haben Kryptos im Angebot
    • Angebot: Oft nur Handel mit Kryptowährungen möglich und keine weiteren Kryptodienstleistungen erhältlich
    • Einschränkungen: Keine direkte Kontrolle über die Krypto-Assets (Zugangsschlüssel / Private Key), nur indirekt über die Bank

Direktkauf und Selbstverwahrung

Für Anleger:innen, die die volle Kontrolle über ihre Investitionen wünschen, bietet sich der Direktkauf von Kryptowährungen inklusive Verwahrung in einer eigenen Wallet an. Dies bedingt jedoch technisches Wissen und eine gewisse Disziplin, damit die Zugangsschlüssel nicht verloren gehen.

    • Kontrolle: Vollständige Kontrolle über die eigenen Krypto-Assets
    • Flexibilität: Keine Einschränkungen durch Dritte bezüglich der Verwendung
    • Sicherheit: Kann durch persönliche Sicherheitsmassnahmen erhöht werden
    • Komplexität: Technisches Verständnis notwendig
    • Sicherheitsrisiko: Risiken durch menschliche Fehler oder technische Probleme
    • Aufwand: Höherer Aufwand für Sicherheit und Verwahrung

Welche Umsetzungsmöglichkeit die passende ist, hängt von den eigenen Vorlieben bezüglich Komfort, Sicherheit, Kontrolle und Kosten ab. Gerade die Kosten sollten insbesondere bei langfristigen Anlagen genau geprüft werden, schliesslich schmälern sie konstant die Rendite.

Rolle der Gebühren

Finanzprodukte wie Krypto-ETFs und -ETPs kosten eine jährliche Managementgebühr. Hinzu kommen Transaktions- und Depotkosten, die die Bank verlangt. Keine Managementgebühren fallen an bei Direktanlagen in Kryptowährungen – ob über eine Bank oder selbstverwaltet –, was sie unter Kostenaspekten attraktiver macht. Die Stempelsteuer sowie Börsengebühren fallen bei Direktanlagen ebenfalls weg.

Doch auch der Handel auf eigene Faust ist nicht kostenlos. Nebst Transaktionsgebühren gilt es insbesondere die Netzwerkgebühren zu beachten, die in bestimmten Phasen sehr hoch sein können. Beim Handel über eine Bank fallen diese in der Regel nicht an.

So oder so empfiehlt es sich, dem Thema Gebühren ausreichend Aufmerksamkeit zu schenken, vor allem bei langfristig orientierten Anlagen. Differenzen von ein paar Zehntelprozentpunkten machen langfristig einen grossen Unterschied.

Praktische Tipps

Besteuerung von Krypto-Assets

Spätestens zum Jahresende kommt jeweils die Frage auf, wie Kryptowährungen besteuert werden. Für nicht professionelle Händler:innen gilt: Steuerfrei sind für Privatanleger:innen allfällige Kursgewinne. Kryptowährungen müssen in der Regel unter «übrige Guthaben» angegeben werden und gehören zum steuerbaren Vermögen. Wer Kryptowährungen bei einer Bank handelt und verwahrt, ist hier im Vorteil: Die Vermögenswerte werden automatisch in der jährlichen Vermögensübersicht aufgeführt, was das Ausfüllen der Steuererklärung deutlich erleichtert.

Emotionen ausschalten

Abschliessend eine Regel, die beim Anlegen schon seit Jahrzehnten gilt – und bei einer volatilen Anlageklasse wie Kryptowährungen erst recht: Lassen Sie sich niemals von Emotionen leiten und handeln Sie nicht impulsiv. Eine wohlüberlegte Strategie führt dazu, dass Sie erst gar nicht in eine solche Situation geraten. Setzen Sie klare Ziele und Richtlinien, nutzen Sie Kauf- und Verkaufsstrategien, die auf objektiven Kriterien oder Marktanalysen beruhen. Und am wichtigsten: Halten Sie sich konsequent an das Vorgehen, das Sie sich vorgenommen haben.

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