Nadja ist jederzeit und überall online. Für die 25-Jährige, die mit digitalen Technologien aufgewachsen ist, ist es selbstverständlich, alles am Smartphone zu erledigen – auch Bankgeschäfte. Deshalb hat sie ein Konto bei einer Neobank. Dies nicht nur, weil das Konto sowie die Bankkarte nichts kosten, sondern auch, weil sie das Konto einfach und schnell via App eröffnen konnte, jederzeit in der App Rechnungen zahlen kann und ihren Kontostand immer im Blick hat.
Für Nadja ist es undenkbar, sich für ihre Bankgeschäfte an den Geschäftsöffnungszeiten zu orientieren. Lieber lässt sie sich Fragen am Handy vom Chat-Bot beantworten, als eine Bankfiliale aufzusuchen. Als Pendlerin nutzt sie ihr Smartphone auch, um sich unterwegs über die Kursentwicklung ihrer Wertschriften zu informieren oder auch mal neue Aktienanteile zu kaufen – transparent, einfach und kostengünstig.
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Neobanken: Die Bank in der Hosentasche
Die Digitalisierung eröffnet neue Möglichkeiten. Online Essen bestellen, via App bequem Ferien buchen oder Zahlungen jederzeit und überall bequem begleichen – alles erledigen wir heute praktisch mit dem Smartphone. Neobanken decken primär die Bedürfnisse der jungen, digitalen Generation perfekt ab. Erfahren Sie in Teil 2 der Fintech-Serie, wie Neobanken – oftmals auch Onlinebanken oder Smartphonebanken genannt – funktionieren und wieso auch traditionelle Banken vermehrt eigene Neobanken gründen und inzwischen ähnliche digitale Lösungen anbieten.
Was ist eine Neobank?
Eine Neobank ist eine rein digitale Bank, die mithilfe moderner Technologie Produkte und Dienstleistungen einer Bank sehr schnell auf den Markt bringen kann. Ihre Dienstleistungen sind primär via Smartphone-App verfügbar. Bankfilialen gibt es keine und Geldbezüge sind in der Regel mit Kosten verbunden. Neobanken werden deshalb auch als Smartphonebank, Onlinebank oder Internetbank bezeichnet. Im englischsprachigen Raum findet sich zudem der Begriff «challenger bank», da sie traditionelle Banken mit ihren rein digitalen Geschäftsmodellen herausfordern. Neobanken sind typische Fintech-Unternehmen. Mehr dazu in Teil 1 der Serie.
Boom bei digitalen Banken
Neobanken boomen. Das zeigt der Swiss Payment Monitor 2021 der ZHAW und der HSG . Im Rahmen ihrer Studie über das Zahlungsverhalten wurden über 1000 Personen befragt. Ein Viertel gab an, schon mindestens einmal eine Banklösung einer Neobank genutzt zu haben. Ein Jahr zuvor waren es erst 10%.
Auch die Bekanntheit steigt. Laut Studie kennen zwei Drittel der Befragten mindestens eine Neobank. Jeder vierte Nutzer einer Neobank verwendet diese als primäres Zahlungsmittel beziehungsweise als Hauptbankverbindung. Besonderes geschätzt werden deren Angebote von jungen, Menschen der Generationen Y und Z. Sie sind mit digitalen Medien aufgewachsen und deshalb besonders neobankaffin.
Neobanken sind benutzerfreundlich und günstig
Neobanken trumpfen mit besonders nutzerfreundlichen und kostengünstigen Bankenlösungen auf. Das Basisangebot wie Konto oder Karte wird meistens kostenlos angeboten. Die Bedürfnisse der Kunden stehen bei der Entwicklung der Angebote im Zentrum. Dazu zählt auch, dass die Services der Neobanken ortsunabhängig und rund um die Uhr zur Verfügung stehen.
Weil Neobanken keine Filialen betreiben und beim Kundenservice sparen, sind ihre Angebote meist günstiger als jene von traditionellen Banken. So werden beispielsweise Fragen nicht von Kundenberatern aus Fleisch und Blut beantwortet, sondern von Chat-Bots. Auch sparen Neobanken beim inkludierten Service, indem meist nur eine gewisse Anzahl Geldbezüge kostenlos ist. Wer öfters Geld am Bankomaten bezieht, eine Kreditkarte braucht oder mehr als das Standardangebot wünscht, berappt extra. Das Gute: Kunden zahlen nur für jene Services, die sie tatsächlich nutzen.
Neobanken ersetzen traditionelle Banken nicht
Trotz der Vorteile der Neobanken haben traditionelle Banken nicht ausgedient. Einerseits deckt sich das Produktangebot der Neobanken noch nicht vollständig mit demjenigen von traditionellen Banken: Produkte zur Vorsorge 3a oder Vorsorgefonds, Krediten oder Hypotheken sind erst teilweise verfügbar. Andererseits steht Neobank-Kunden keine Beratung vor Ort zur Verfügung; die persönliche Betreuung bei komplexeren Bankengeschäften wie beim Geld Anlegen oder der Aufnahme einer Hypothek entfällt. Bei ausländischen Onlinebanken stellen sich zudem Fragen zur Sicherheit: Wie ist der Datenschutz geregelt? Gibt es eine Einlagesicherung im Falle eines Bank-Konkurses?
Der Erfolg der Neobanken hat die traditionellen Banken jedoch auch wachgerüttelt. Sie haben erkannt: Kundinnen und Kunden wollen schnellen, ortsunabhängigen und digitalen Service nutzen. Die etablierten Banken springen auf den Zug auf, lassen sich den Kuchen nicht wegnehmen und bieten inzwischen ähnliche digitale Lösungen an. So lancierte PostFinance zusammen mit Swissquote die digitale Finanz-App Yuh, die Lenzburger Hypothekarbank arbeitet mit dem Fintech-Startup Neon zusammen, die Credit Suisse ist mit der «CSX» App unterwegs und die Bank Cler mit der App «Zak» seit längerer Zeit schon am Markt präsent.
Gewinner sind die Kundinnen und Kunden der traditionellen Banken: Sie profitieren von den technologischen Fortschritten, welche die Neobanken angestossen haben, sowie der Sicherheit eines bewährten Finanzinstituts. Die Entwicklung ist aber längst nicht abgeschlossen. Neue in- und ausländische Neobanken werden dazu kommen, andere verschwinden. Welcher Player sich durchsetzt, entscheiden letzten Endes die Kundinnen und Kunden.
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