Was ist eine Spekulationsblase?

07.04.2025

Haben Sie schon einmal von der Tulpenzwiebelspekulation in Holland im 17. Jahrhundert gehört? Oder von der Baseballkarten-Manie in den Achtzigern in den USA? Nein? Sicher sagen Ihnen aber die Subprime-Krise oder die Dotcom-Blase etwas. Ob Tulpen, Sammelkarten, Immobilien oder Tech-Aktien – etwas haben alle diese über Jahrhunderte verteilten Ereignisse gemeinsam: Es handelt sich um sogenannte Spekulationsblasen.

In Kürze

  • Spekulationsblasen sind ein wirtschaftliches Phänomen, das wohl erstmals im 17. Jahrhundert in Holland mit Tulpenzwiebeln stattgefunden hat.
  • Es gibt immer wieder Spekulationsblasen, das jüngste Beispiel können wir bei den Non-fungible Tokens (NFTs) feststellen.
  • Jede Spekulationsblase durchläuft fünf typische Phasen, in einer Spekulationsphase spekuliert man auf weiter steigende Preise.
  • Die Ursachen einer Spekulationsblase sind nicht abschliessend geklärt, lassen sich aber oft auf irrationales Verhalten der Menschen zurückführen.

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Sie gilt als die erste Spekulationsblase der Geschichte: Die damals noch exotische und wenig verbreitete Tulpe entwickelte sich schnell zu einem Statusobjekt und zog das Interesse von Händlern auf sich, die auf steigende Preise spekulierten und so höhere Gewinne erzielten. Nach einem explosionsartigen Preisanstieg kam der Tulpenhandel zum Erliegen. Immer mehr Anleger:innen hatten auf die Tulpen gewettet und eine wahre Spekulationsmanie ausgelöst – ein Preisanstieg von über 1'000 Prozent in wenigen Wochen war keine Seltenheit – der völlig überbewertete Markt brach schliesslich zusammen. Was am Beispiel von Blumenzwiebeln absurd klingt, ist ein Zyklus, der sich in der Welt der Anlagen oft findet: Spekulationsblasen entstehen und platzen auf die gleiche oder zumindest ähnliche Weise.

Ein aktuelles Beispiel für eine Spekulationsblase lässt sich auch bei den non-fungible Tokens (NFTs) finden. Nachdem der Hype 2021/2022 seinen Höhepunkt erreichte, waren im September 2023 gemäss einer Studie 95 Prozent der weltweiten NFT-Sammlungen wertlos. Seither ist der NFT-Markt ist zwar noch aktiv, allerdings viel kleiner als zu Zeiten des Höhepunkts.

Wie entsteht eine Spekulationsblase?

Die Entstehung einer Spekulationsblase lässt sich folgendermassen erklären: sie entsteht dann, wenn sich eine vermeintlich gute Möglichkeit zum schnellen Geldverdienen bietet, die von vielen Menschen relativ einfach umzusetzen ist. Viele Menschen gehen also davon aus, dass der Wert eines bestimmten Gutes oder Vermögensgegenstandes steigen wird. Wer möchte sich da nicht einen Teil des Kuchens abschneiden? So einfach ist es aber leider oft nicht. Da die Nachfrage nach dem besagten Gut oder Vermögensgegenstand kontinuierlich steigt, steigen anfangs auch die Preise am Markt. In den meisten Fällen treibt die begrenzte Verfügbarkeit der Ware den Preis zusätzlich in die Höhe. Sehr schnell zeichnet sich aber eine Überbewertung ab – die bezahlten Preise sind also viel zu hoch. Wir befinden uns mitten in einer Spekulationsblase. Dies merken die Anleger:innen dann und versuchen, das Gut oder den Vermögenswert so rasch wie möglich zu verkaufen. Natürlich finden sich zu dieser Zeit aber fast keine Käufer:innen mehr, und die Preise sinken rasant, manchmal sogar gegen Null. Die Blase ist geplatzt!

Die fünf Phasen einer Spekulationsblase

Eine Spekulationsblase durchläuft fünf typische Phasen. Das erkannte der amerikanische Ökonom Hyman P. Minsky, der jahrelang erforscht hatte, wie sich eine Wirtschaft von einem stabilen in einen chaotischen Zustand verändert. 

Verlagerung

Der Zyklus einer Spekulationsblase beginnt mit der sogenannten Verlagerung. Erste Anleger:innen erkennen hier eine neue Grundlage für einen möglichen Wirtschaftsboom, zum Beispiel die Digitalisierung (Basis für die Dotcom-Blase). 

Boom

Mehr Investor:innen erkennen das neue Muster und legen entsprechend Geld an, die Preise steigen. Je mehr Leute investieren, desto eher entwickelt sich ein Boom. In dieser Phase erfolgen erste spekulative Käufe, oft motiviert durch die «Fear of Missing Out».

Euphorie

Die Vorsicht in der Anleger:innengemeinde schwindet und die Preise steigen stärker und steiler. In dieser Phase kauft man Vermögenswerte nur, weil man darauf wettet, dass jemand anders noch mehr dafür bezahlt und nicht, weil man an ihren Wert glaubt. Viele tappen hier in psychologische Fallen am Anlegermarkt.

Gewinnmitnahmen

In dieser Phase steigen einerseits viele Kleinanleger:innen ein. Andererseits steigen auch erste informierte Anleger:innen aus und stecken ihre Gewinne ein. Vergangene Preishöhepunkte werden hier nicht mehr oder nur noch kurz erreicht. Die Verkäufer:innen finden in dieser Phase der Spekulationsblase jedoch weiterhin Abnehmer:innen, so dass kein unmittelbarer Preiseinbruch erfolgt. 

Panik

Die Stimmung am Markt kehrt, und dies meist schlagartig. Das geschieht oft durch einzelne Informationen, welche Verkäufe auslösen und die Kurse sinken lassen. So schnell sie in der Euphorie gestiegen sind, so schnell fallen sie wieder nach unten, da nun alle verkaufen und niemand mehr kaufen will. Dies ist auch der Grund, warum Spekulationsblasen platzen.

Warum entsteht eine Spekulationsblase?

Die genauen Ursachen einer Spekulationsblase werden kontrovers diskutiert und sind nicht eindeutig geklärt. Mögliche Gründe, warum solche Blasen entstehen, sind:

  • Anleger:innen orientieren sich nicht an ihrer Rationalität, sondern ahmen das Verhalten anderer nach. Dieser Herdentrieb führt dazu, dass Menschen investieren, weil sie auf schnelles Geld hoffen, obwohl sie das Gut oder den Vermögenswert nicht verstehen.
  • In der Verhaltensökonomik kennt man das Prinzip der «begrenzten Rationalität». Dieses besagt, dass Menschen nicht immer rationale Entscheidungen treffen, da sie nur begrenztes Wissen und unvollständige Informationen haben.
  • «Greater Fool» heisst übersetzt «grösserer Narr». Diese Hypothese geht davon aus, dass Anleger:innen überzeugt sind, dass sich immer eine Person finden lässt, die bereit ist, einen noch höheren Preis als sie selbst zu bezahlen. Sie rechnen also damit, einen noch «grösseren Narren» zu finden, dem sie ihr Gut oder ihren Vermögensgegenstand mit einem Gewinn weiterverkaufen können. Dieses Verhalten ist vor allem in der Phase der Euphorie anzutreffen.

Anleger:innen hoffen natürlich stets, dass «diesmal alles anders ist». Auch wenn Blasen im Vornherein nicht eindeutig zu erkennen sind; seien Sie vorsichtig, wenn das Gewinnpotenzial unendlich scheint und informieren Sie sich stets sorgfältig. Scheint eine Anlage «zu schön, um wahr zu sein», ist sie es wahrscheinlich auch.

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