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Erstellt am 12.02.2024

Nachhaltig bauen und sanieren lohnt sich

Ob beim Neubau oder bei der Sanierung: Nachhaltigkeit zahlt sich aus. Die Mehrkosten gegenüber herkömmlichen Bauweisen sind dank der langfristigen Energiekosteneinsparungen schnell amortisiert. Ausserdem ist der Werterhalt bei nachhaltig gebauten Gebäuden, zum Beispiel nach Minergie-Standard, deutlich besser als bei konventionellen Bauten. Doch Nachhaltigkeit bedeutet weit mehr als eine Wärmepumpe vor dem Haus oder ein Solarpanel auf dem Dach. Wir informieren und inspirieren.

Darum lohnt sich nachhaltiges Bauen auch finanziell

Das Bauwesen ist eine wichtige Stellschraube in den Bestrebungen, die Klimaziele zu erreichen, denn es gehört zu den grössten Verursachern von Treibhausgasen. Das allein ist Grund genug, den ökologischen Weg zu wählen. Aber es gibt auch handfeste wirtschaftliche Gründe, die für nachhaltigere Gebäude sprechen:

Tiefere Betriebskosten

Nachhaltiges Bauen ist etwas teurer als konventionelles Bauen nach den gesetzlichen Mindestanforderungen. Bei einem Haus nach Minergie-Standard sind es zum Beispiel 3 bis maximal 10 Prozent. Diesen Mehrkosten stehen aber langfristige, jährliche Einsparungen bei den Heiz- und Energiekosten gegenüber. Die höhere Anfangsinvestition ist also in wenigen Jahren kompensiert und man spart langfristig Geld.

Förderung durch Kantone

Viele Kantone fördern nachhaltiges Bauen und Sanieren (z. B. nach Minergie-Standard) und den Einsatz bestimmter Gebäudetechniken (z. B. Wärmepumpen). Das reduziert die Mehrkosten beim Bau deutlich. Ausserdem können Modernisierungen zugunsten der Nachhaltigkeit wie alle werterhaltenden Renovationskosten von den Steuern abgezogen werden.

Besserer Werterhalt

Ein weiterer finanzieller Vorteil zeigt sich ebenfalls langfristig: Nachhaltig gebaute Gebäude erzielen im Durchschnitt höhere Wiederverkaufspreise als konventionelle Bauten mit ansonsten gleichwertigen Merkmalen (Grösse, Lage, Alter usw.).

Was bedeutet nachhaltiges Bauen konkret?

Bei der Nachhaltigkeit im Bau geht es auch, aber längst nicht nur um Solaranlagen und um CO2-neutrale Heizsysteme. Im Zentrum steht die Frage: Welche Auswirkungen hat eine Immobilie während ihres gesamten Lebenszyklus (Bau, Betrieb, Rückbau) auf Menschen und Umwelt?

Es geht also um die Gesamtökobilanz eines Projekts. Wichtig ist zum Beispiel nicht nur eine effektive Wärmedämmung, sondern eine effektive Wärmedämmung aus umweltfreundlichem Material. Auch der Flächenverbrauch ist ein wichtiger Faktor in der Nachhaltigkeitsrechnung, ebenso der Energieverbrauch für die Herstellung der Baumaterialen (graue Energie). Recyclingbeton schneidet zum Beispiel deutlich besser ab als herkömmlicher Beton, der mit hohem Energieaufwand hergestellt wird.

Nachhaltige Gebäude sind aber nicht nur gut für die Umwelt, sondern auch für die Menschen. Sie zeichnen sich durch ein gesundes, ausgeglichenes Raumklima, gute Raumluft und hohen Wohnkomfort aus – zum Beispiel dank der guten Wärme- und Schalldämmung und der schadstofffreien Baustoffe. Nachhaltigkeit fängt zudem schon bei der architektonischen Planung an, indem zum Beispiel das Gebäude und die Fenster so konzipiert sind, dass das Tageslicht und die Wärme der Wintersonne optimal genutzt werden können.

Auch eine lange Nutzungsdauer gehört zur Nachhaltigkeit, was ebenfalls mit einer klugen Planung einhergeht. So kann eine modular aufgebaute Immobilie relativ einfach den veränderten Lebensumständen angepasst werden, zum Beispiel, wenn aus dem Einfamilienhaus mehrere Alterswohnungen entstehen sollen.

Minergie – das wichtigste Nachhaltigkeitslabel für Gebäude in der Schweiz

Minergie ist das wichtigste und am weitesten verbreitete Qualitätslabel für ökologisches Bauen und Sanieren in der Schweiz. Ein Haus, das nach einem Minergie-Standard gebaut wurde, bietet alle oben genannten Vorteile eines nachhaltigen Gebäudes, also im Wesentlichen:

  • Energie- und Kosteneinsparungen
  • Besserer Werterhalt
  • Hoher Wohnkomfort

Hinter dem Label steht der Verein Minergie Schweiz. Immobilienbesitzer können sich den Minergie-Standard ihres Hauses zertifizieren lassen. Neben ganzen Gebäuden werden auch Bauteile wie Wände, Fenster oder Leuchten zertifiziert. Derzeit gibt es in der Schweiz rund 55’400 zertifizierte Gebäude und viele weitere, die die Standards erfüllen, aber nicht offiziell zertifiziert sind. Der zentrale Faktor für die Minergie-Standards ist der Heizwärmebedarf respektive die Wärmedämmung – ähnlich wie beim Gebäudeenergieausweis der Kantone, GEAK. 

Die Minergie-Standards

Der Verein Minergie Schweiz vergibt drei Hauptzertifikate, die mit veir Zusatzzertifikaten kombiniert werden können.

Hauptzertifikate (mit ansteigenden Anforderungen:)

Minergie – das «Basis-Zertifikat» und Standard für Komfort und Energieeffizienz

  • Gut gedämmte Gebäudehülle
  • Hocheffiziente und erneuerbare Energieversorgung
  • Kontrollierten Luftwechsel

Minergie-P – das Zertifikat für Niedrigstenergie-Bauten

  • Sehr niedriger Energieverbrauch
  • Sehr gut gedämmte Gebäudehülle
  • Sehr hoher Komfort
  • Oft sehr kompakte Bauten

Minergie-A – das Zertifikat für Gebäude mit positiver Energiebilanz

  • Eigenstromproduktion (Photovoltaik)/energetische Unabhängigkeit
  • Es wird mehr Energie produziert als verbraucht wird 
  • Bester Wohnkomfort

Die Hauptzertifikate können mit diesen Zusatzzertifikaten kombiniert werden, wobei das Zertifikat «ECO» am bekanntesten und am weitesten verbreitet ist:

  • ECO bescheinigt zusätzlich zu den Minergie-Baustandards eine besonders gesunde und ökologische Bauweise, im Detail:
    • Nachhaltige Baumaterialien (z. B. Recyclingbeton)
    • Gesundes Raumklima (ausschliesslich emissions- und schadstofffreie Materialien)
    • Optimale Tageslichtversorgung
    • Effizienter Trinkwassereinsatz
  • MQS Bau (Minergie-Qualitätssystem Bau) bescheinigt beste Qualitätssicherung im Bauprozess.
  • MQS Betrieb (Minergie-Qualitätssystem Betrieb) bescheinigt die Erfüllung der Minergie-Ansprüche während der Betriebsphase. 
  • Performance bescheinigt die stetige professionelle Optimierung eines Minergie-Gebäudes.

In der Praxis werden also je nach erfüllten Anforderungen Zertifikate wie Minergie, Minergie-ECO, Minergie-P, Minergie-P-ECO usw. ausgestellt.

Die Abbildung zeigt die Anforderungen an den Minergie-Standard im Überblick: Photovoltaik (mindestens 10 Watt/m2 EBP; Ausnahmeregelung möglich); Minergie – A: Eigenstromproduktion grösser als Gesamtenergiebedarf. Luftdichte Gebäudehülle (für Bauschadenfreiheit): Minergie-P (mit Messung), Minergie-A: mit Messung. Energie-Monitoring: Erstellung. Transparenz, Grundlage für Betriebsoptimierung. Treibhausgasemissionen: In der Erstellung. Minergie-Kennzahl: Gesamtenergiebilanz (inkl. Eigenstromproduktion) je nach Standard und Gebäudekategorie zwischen 20-125kWh/m2a). 100% fossilfreie Energie: Für Wärmeerzeugung (mit Ausnahme von Fernwärme usw.). Belüftung Sorgt automatisch für gute Raumluft, Schadstoffarm und Bauschadenfreiheit. Warmwasser: Minimierte Energie und Wasserbedarf. Sommerlicher Wärmeschutz: Optimaler Sonnenschutz und Nachtauskühlung. Beleuchtung und Geräte: Anreiz für hohe Effizienz. Wärmedämmung: Analog MuKEn 2014; Minergie -P: Erhöhte Anforderung.

Was sind ökologische Baustoffe?

Im konventionellen Bauwesen werden viele Stoffe eingesetzt, die nicht sehr lange halten und nicht wiederverwertet werden können. So produziert die Baubranche jährlich fast zehn Millionen Tonnen Bauschutt, der zu Lasten der Umwelt verbrannt oder deponiert werden muss.

Die nachhaltige Alternative sind regionale natürliche Baustoffe, die möglichst wenig Produktionsenergie verbrauchen und Transportwege verursachen.

  • Einheimisches Holz vereint alle Eigenschaften eines nachhaltigen Baustoffs: Es ist natürlich, nachwachsend, gut erhältlich, biologisch abbaubar, frei von Schadstoffen und sorgt dank seiner guten Wärme- und Feuchtigkeitsspeicherung für ein angenehmes Raumklima. Ausserdem ist es leicht, vielseitig verwendbar und äusserst langlebig. Was viele nicht wissen: Holz bleibt im Brandfall länger stabil als Metall, das sich schnell verbiegt.
  • Lehm hat ähnlich positive Eigenschaften wie Holz: Mit dieser Mischung aus Ton, Sand und Wasser wird seit Jahrhunderten gebaut. Lehm ist in der Schweiz relativ einfach verfügbar, lässt sich einfach verarbeiten, ist ebenfalls schadstofffrei und wirkt stark feuchtigkeitsregulierend. Der einzige Nachteil ist seine Feuchtigkeitsanfälligkeit, weshalb er sich weniger für Grundmauern eignet.
  • Naturgesteine (z. B. Kalksandstein, Granit) werden vor allem für Böden drinnen und draussen eingesetzt. Sie sind gut verarbeitbar, frostbeständig, kratzfest und robust. Einige Steinarten wie Schiefer werden auch als Dachabdeckung genutzt. Natursteine können meist einfach und vollständig wiederverwertet werden, zum Beispiel im Strassenbau.

Auch bei der Verarbeitung und Behandlung dieser Baustoffe sollte möglichst auf chemische Zusatzstoffe wie Leim, Lösungsmittel, Biozide oder Konservierungsstoffe verzichtet werden. 

Fragen und Antworten

  • Sowohl das Bauen als auch das Wohnen gehören zu den grössten CO2-Verursachern überhaupt. Allein die Zementproduktion verursacht ca. acht Prozent der globalen Treibhausgasemissionen. Nicht nur das Klima, sondern die ganze Umwelt wird durch Bauen und Wohnen belastet. Mit nachhaltigen Bauweisen können diese Belastungen minimiert werden. Nachhaltiges Bauen hat zudem nicht nur ökologische, sondern auch finanzielle Vorteile: man spart Betriebskosten und optimiert den Werterhalt der Immobilie.

  • Ja, es ist etwas teurer als das Bauen nach den gesetzlichen Mindestanforderungen. Beim Bauen nach Minergie-Standard muss man zum Beispiel mit Mehrkosten von maximal zehn Prozent rechnen. Diese Mehrkosten beim Bau werden dank der deutlichen Einsparungen bei den Betriebskosten (Heizung/Strom) und allfälligen Förderbeiträgen aber rasch ausgeglichen.

  • Das Bauen nach den Minergie-Standards bietet keine steuerlichen Vorteile. Sanierungen nach Minergie-Standards können aber wie alle baulichen Massnahmen als Unterhaltskosten von den Steuern abgezogen werden. 

  • Ja, die meisten Kantone fördern Sanierungen nach dem Minergie-Standard und Bauten nach dem Minergie-P- oder Minergie-A-Standard. Ob und wie viel Ihr Wohnkanton fördert, erfahren Sie bei Ihrer kantonalen Energiefachstelle. Wichtig ist, dass Sie einen allfälligen Förderantrag vor dem Start des Projekts stellen.

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