Verliebt und betrogen? So schützen Sie sich vor Romance Scam

Es passiert immer wieder: Im Netz gaukeln Betrüger:innen ihren Opfern die grosse Liebe vor, haben aber nur etwas im Sinn: ihnen Geld abzuknöpfen. Einen solchen Fall, der in der Presse zu lesen war, erlebte ein 39-Jähriger aus Freiburg. Er wurde online von einer Frau kontaktiert, die rasch vorgab, sich in ihn verliebt zu haben. Über Jahre führte der Mann eine vermeintliche Beziehung mit ihr und liess ihr immer wieder Geld zukommen. Die Summe belief sich auf mehrere hunderttausend Franken. Doch die Frau, mit der er glaubte, eine romantische Beziehung zu führen, existiert nicht. Ähnlich erging es einer 40-jährigen Aargauerin, die sich in einer schwierigen Lebensphase nach einer Scheidung in einen vermeintlichen Kunsthändler aus England verliebte, der sich im Netz um sie bemühte. Kurz bevor er sie in der Schweiz besuchen wollte, kam ein Telefonanruf aus der Türkei. Er sei in einen Unfall verwickelt und brauche dringend Geld. Die Frau wurde stutzig, knickte aber ein und überwies dem Betrüger 30‘000 Franken.

Romance Scam: vorgetäuschte Liebe, grosser Schaden

Die beiden fielen einem sogenannten «Romance Scam» (Scam bedeutet auf Deutsch Betrug) zum Opfer. Romance bzw. Love Scam ist eine moderne Form des Heiratsschwindels, wobei es nicht ums Heiraten, sondern um den Aufbau von Fake-Liebesbeziehungen geht. Beim Liebesbetrug bauen Kriminelle über Online-Dating-Plattformen, soziale Netzwerke oder Messenger-Dienste emotionales Vertrauen auf, um ihre Opfer finanziell auszunutzen. Die Täter:innen geben sich als potenzielle Partner:innen aus, erzeugen ein Gefühl von Nähe und Liebe und fordern nach einiger Zeit Geld oder andere Gefälligkeiten. Häufig werden dramatische Geschichten erfunden, z. B. eine plötzliche Notlage, um das Opfer zur finanziellen Unterstützung zu drängen. Zu einem persönlichen Kennenlernen kommt es nie, da die Betrüger:innen Verabredungen zwar initiieren, diese aber immer wieder kurzfristig absagen.

In den FAQ erfahren Sie mehr über typische Vorgehensweisen und Lügengeschichten.

«Romance Scammers beherrschen die Kunst der Manipulation perfekt»

Wie gelingt es den Romance Scammers, sich statt Liebe Geld zu erschleichen? Wer ist besonders gefährdet? Und was kann die Polizei gegen diese perfide Form des Betrugs unternehmen? Wir reden mit Carmen Surber, Pressesprecherin bei der Kantonspolizei Zürich. 

Was sind die Tricks der Liebesschwindler:innen, um Vertrauen und emotionale Abhängigkeit bei ihren Opfern zu schaffen?

Love Scammers sind sehr manipulativ und nutzen gezielt die Situation aus, in der sich die Opfer befinden. Gerade in einsamen Phasen sind Menschen besonders empfänglich für Komplimente und Aufmerksamkeiten. Die Betrüger:innen fragen ihre Opfer gezielt nach ihren Problemen im Leben aus, und schildern dann, wie sie ähnliche schwierige Situationen durchleben mussten. Das kann eine Scheidung oder der Verlust eines geliebten Menschen sein. Solche «Gemeinsamkeiten» verbinden und schaffen Vertrauen. Die Romance Scammers beherrschen ihr Lügengebilde perfekt und können so auch aufkommende Zweifel geschickt zerschlagen. Mit regelmässigen Liebesbotschaften werden sie omnipräsent im Leben ihrer Opfer, was der anderen Person das Gefühl der Wertschätzung gibt und sie gleichzeitig in ein Abhängigkeitsverhältnis geraten lässt. Doch leider ist die Traumprinz:essin nur ein Trugbild. Die Opfer verlieben sich in eine Person, die es nicht gibt und die nur etwas will: Geld. 

Welche Menschen sind besonders gefährdet, um Romance-Scam-Opfer zu werden?

Oft sind es Personen, die sich einsam fühlen – sei dies zum Beispiel nach einer Trennung oder dem Verlust eines geliebten Menschen. In Lebenskrisen ist man eher gefährdet, gewisse Dinge auszublenden, wenn einem die vermeintliche Traumprinz:essin begegnet, die einem das Blaue vom Himmel verspricht. Vom Alter her kann es alle treffen, die sich auf Dating-Plattformen nach einer Partner:in umschauen – wobei am häufigsten Menschen Opfer von Love Scam werden, die mitten im Leben stehen. Tendenziell sind es Frauen, aber nicht nur. 

Wer steckt hinter solchen Romance-Scam-Angriffen?

In der Regel sind es organisierte Banden, aber es gibt immer wieder auch Einzelmasken. 

Wie ist es für die Polizei, Romance-Scam-Fälle aufzuklären?

Da Love Scammers oft aus dem Ausland agieren, ist es nicht einfach, die Fälle zu verfolgen und die gut organisierten Betrüger:innen zu erwischen. Es gibt aber durchaus Ermittlungsansätze, denen wir nachgehen können und die auch immer wieder dazu führen, den Romance Scammers auf die Schliche zu kommen. Wichtig für uns ist, dass die Fälle überhaupt angezeigt werden. Ob die Opfer Anzeige erstatten, hängt stark von ihrem Charakter ab. Es gibt Menschen, die nicht darüber reden wollen; anderen fällt es einfacher, den Betrug zu schildern und damit auch andere zu warnen. Je mehr Fälle uns bekannt sind, desto besser können wir uns ein Bild machen. Dank Anzeigen erhält die Polizei wertvolle Informationen über den Umfang und die Art der Straftaten, kann Betrugsmethoden und Zusammenhänge erkennen, ermitteln und Präventionsmassnahmen ergreifen, um rechtzeitig vor den angewandten Tricks zu warnen.

Welche psychologischen Auswirkungen haben Love Scams auf die Opfer, und wie können sie sich davon erholen?

Als Romance-Scam-Opfer ist man einerseits mit dem finanziellen Aspekt des Betrugs konfrontiert – je nach der Höhe der überwiesenen Summe kann dies existenzbedrohend sein. Andererseits wird man emotional getroffen, da sich die vermeintliche Traumprinz:essin in Luft aufgelöst hat, und empfindet unter Umständen auch Scham, dass man auf den Betrug hereingefallen ist. Wichtig ist es, das verlorengegangene Selbstwertgefühl wieder aufzubauen und zu erkennen, dass man nicht selbst an der Sache Schuld trägt, sondern die Betrüger:innen. Romance Scammers meistern die Kunst der Manipulation in Perfektion. Unter Umständen hilft es auch, sich professionelle Hilfe zu holen – sei dies bei einer Psycholog:in oder in einer Selbsthilfegruppe. 

Checkliste: So können Sie sich im Internet vor Liebesbetrug schützen

• Gesundes Misstrauen bei Onlinebekanntschaften: Vertrauen Sie nie einer Person, die Sie nur aus dem Netz kennen, und überweisen Sie auf keinen Fall Geld an Menschen, die Sie noch nie persönlich getroffen haben. Onlineprofile können sehr einfach gefälscht werden.
• Flirtpartner:innen online überprüfen: Prüfen Sie das Profil. Falls dieses erst seit wenigen Tagen existiert, die Fotos ausgesprochen attraktiv sind und realistische Schnappschüsse und Bilder fehlen, sind dies erste Warnzeichen. Nutzen Sie Suchmaschinen, um Namen, Bilder oder Telefonnummern Ihrer Kontakte zu überprüfen. 
  Tipp: Mit Google Lens können Sie herausfinden, ob Profilbilder gestohlen oder aus Datenbanken stammen. Mehr erfahren auf Der Link öffnet sich in einem neuen Fenster google.com.
• Vorsicht bei «Love Bombing»: Seien Sie misstrauisch, wenn Ihre Chatpartner:in erstaunlich rasch behauptet, sich in Sie verliebt zu haben, und Ihnen das Blaue vom Himmel verspricht. Love Scammers reden sehr schnell von der grossen Liebe oder einer Seelenverwandtschaft und bombardieren Ihre Opfer mit Liebesgeständnissen und Komplimenten.
• Geldforderungen ignorieren: Eines der deutlichsten Warnsignale ist, wenn Geld ins Spiel kommt. Spätestens bei der Bitte um finanzielle Unterstützung sollten Ihre Alarmglocken läuten. Brechen Sie den Kontakt ab, wenn Geld verlangt wird oder Sie gebeten werden, Waren wie Mobiltelefone oder Gutscheinkarten zu verschicken.
• Kontodaten nicht preisgeben: Geben Sie niemals Ihre Kontodaten weiter und stellen Sie Ihr Konto niemals für fremde Finanztransaktionen bereit.
• Achtung bei Ausreden für persönliche Treffen: Sie haben sich mit Ihrer neuen Liebe verabredet, doch in letzter Minute sagt sie das Treffen ab, weil sie anscheinend unerwartet beruflich verreisen musste, eine kranke verwandte Person im Ausland besuchen musste oder zu einem humanitären Einsatz gerufen wurde. Auch dieses Verhalten ist typisch für Love Scammers. Sie tun alles, um ein persönliches Kennenlernen zu verhindern.
• Intime Bilder nicht teilen: Senden Sie keine Fotos, die Sie nicht öffentlich teilen würden, um sich vor Erpressung zu schützen.
• Keine Pakete oder Briefe weiterleiten: Bewahren Sie keine fremden Päckchen auf und leiten Sie keine weiter.
• Rat einholen: Sprechen Sie mit Verwandten oder Freund:innen, wenn Sie unsicher sind, und holen Sie sich Unterstützung.

Fazit

Romance Scam ist eine perfide Form des Betrugs, die gezielt die emotionalen Bedürfnisse von Menschen ausnutzt, um sie finanziell zu schädigen. Die Täter:innen agieren äusserst geschickt, bauen über Wochen oder Monate Vertrauen auf und setzen später mit dramatischen Geschichten auf das Mitgefühl ihrer Opfer. Wichtig ist, Warnsignale wie schnelle Liebeserklärungen oder Geldforderungen zu erkennen und den Kontakt sofort abzubrechen. 

Wie Sie sich vor Phishing auf Anzeigeplattformen schützen können, erfahren Sie im Blogbeitrag «Datenklau im Netz: Phishing auf Anzeigenplattformen».