Was bedeutet eigentlich «familienfreundlich»? Familienfreundlich ist alles, was der Familie und der Gleichstellung dient, ihr entgegenkommt und sie fördert. In der Arbeitswelt geht es darum, Bedürfnisse und Belange von Familien zu berücksichtigen, die Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf zu ermöglichen und die Gleichstellung zu fördern. 

Von einer guten Vereinbarkeit profitieren Männer und Frauen

Vereinbarkeit ist längst kein Thema mehr, das vorrangig Mütter betrifft. Heute wird sie von vielen erwerbstätigen Männern und Frauen in unterschiedlichen Lebenssituationen als wichtiges Element der Lebensplanung wahrgenommen. Immer mehr Väter möchten ihre Arbeitszeit reduzieren oder flexibler gestalten. Insofern unterstützen familienfreundliche Massnahmen Mitarbeiter:innen darin, dass sie die Kinderbetreuung untereinander aufteilen und die Gleichstellung auch im Privaten umsetzen können. Ausserdem gibt es eine wachsende Zahl von Beschäftigten, die sich um pflegebedürftige Angehörige kümmern. 

Beispiele für familienfreundliche Massnahmen

Familienfreundliche Unternehmen schaffen familienfreundliche Arbeitsbedingungen. Zu den Massnahmen gehören zum Beispiel flexible Arbeitszeitmodelle wie Wochenarbeitszeit oder Gleitzeit, Teilzeitbeschäftigung, Homeoffice-Möglichkeit oder Angebote für die Kinderbetreuung wie Kindertagesstätten. 

Familienfreundlich und wettbewerbsfähig

Unternehmen, die in ihre Familienfreundlichkeit investieren, haben klare Wettbewerbsvorteile: Sie werden als attraktive Arbeitgeber wahrgenommen. Dies ist gerade in Zeiten des Fachkräftemangels wertvoll. Und sie sorgen dafür, dass die Mitarbeiter:innen zufrieden, motiviert und leistungsbereit sind. Dies hat positive Auswirkungen. In der Prognos-Studie «Neue Chancen für Vereinbarkeit!» sagen 82 Prozent der befragten Unternehmen, dass Kinderbetreuung ein zentraler Faktor für die Produktivität ihres Unternehmens sei.  

Über allem steht eine familienfreundliche Unternehmenskultur

Aber: Das Angebot von familienfreundlichen Massnahmen allein reicht nicht aus. Diese können ihre Wirkung erst dann entfalten, wenn breit und allgemein akzeptiert wird, dass die Mitarbeiter:innen diese auch in Anspruch nehmen. Mit anderen Worten: Die Familienfreundlichkeit muss in der Unternehmenskultur verankert sein und tatsächlich gelebt werden. 

Interview mit Stefanie Haag, Sustainability Manager bei PostFinance, und Anja Magariños, Lead Employer Branding

Was macht PostFinance zu einem familienfreundlichen Unternehmen?

Stefanie Haag: Bei PostFinance sind es allem voran die Möglichkeit, Teilzeit zu arbeiten, die Arbeitszeiten flexibel gestalten zu können – zum Beispiel dank Gleitzeitmodellen –, die Übernahme von Kinderbetreuungskosten, ein Mutter- und Vaterschaftsurlaub, der über das gesetzliche Minimum hinausgeht, das Streben nach Lohngleichheit sowie die grundsätzlich familienfreundliche Kultur im Unternehmen. Hinzu kommen Angebote wie die Ferienwoche in Bern sowie die Unterstützung individueller regionaler Betreuungsangebote während der Schulferien, die PostFinance zu einem familienfreundlichen Unternehmen machen, oder auch Pilotprojekte wie «Programmieren lernen» im eduLab. PostFinance bietet den Mitarbeiter:innen, die Kinder betreuen, viel Arbeitsflexibilität. Schlussendlich liegt es aber auch an den Mitarbeiter:innen selbst, diese Flexibilität ideal zu nutzen.

Worin zeigt sich die familienfreundliche Kultur von PostFinance? Könnt ihr uns ein Beispiel nennen?

Stefanie Haag: Elternteile kennen das: Das Kind wird krank, man findet kurzfristig keine Betreuung und muss deshalb ein Meeting verschieben oder sich abmelden. Bei uns sind Führungspersonen und Teams in solchen Situationen entgegenkommend und verständnisvoll. Ein anderes Beispiel für unsere familienfreundliche Kultur ist die Tatsache, dass wir im Vergleich zu anderen Banken einen hohen Anteil an Männern haben, die Teilzeit arbeiten. Die Akzeptanz für Teilzeit ist hoch – geschlechterunabhängig. Das ist wichtig, um die traditionellen Rollenbilder aufzubrechen, damit auch die Männer einen Teil der Kinderbetreuung übernehmen können. Ebenso gibt es bei PostFinance die Möglichkeit, Führungspositionen im Co-Lead anzutreten. 

Warum sind familienfreundliche Massnahmen so wichtig?

Stefanie Haag: Sie machen es den Mitarbeiter:innen mit Kindern einfacher, sich zu organisieren und vielleicht auch ihr Arbeitspensum zu erhöhen. Gerade Mütter arbeiten oft im 60-Prozent-Pensum, ohne dass ihnen bewusst ist, dass ein 70-Prozent-Pensum oft als kritische Untergrenze gilt, um verantwortungsvollere Projekte zu erhalten oder befördert zu werden. Mit familienfreundlichen Arbeitsbedingungen wie Homeoffice, Teilzeit und Gleitzeit kann man seine Arbeitszeit einteilen. Das heisst konkret: Wer zum Beispiel von 60 auf 70 Prozent aufstockt, ist frei in der Entscheidung, wie, wann und wo er diese zusätzlichen 10 Prozent leistet.

Wo sind die Herausforderungen bei der Vereinbarkeit in der Praxis?

Anja Magariños: Obwohl PostFinance familienfreundliche Arbeitsbedingungen anbietet, können wir immer noch zu wenige Frauen für Führungspositionen gewinnen. Wir bieten die Möglichkeit, auch mit Teilzeitpensen Karriere zu machen. Als Arbeitgeberin wollen wir diesbezüglich viel Flexibilität bieten und die Führungspersonen fördern dies auch. Schliesslich aber muss man den Schritt selbst machen.

Auch mal etwas ausprobieren

Wie kann PostFinance ihre Mitarbeiter:innen bei der Kinderbetreuung noch besser unterstützen? Dazu werden immer wieder neue Ideen geprüft. Die einen werden verworfen, so zum Beispiel die Einrichtung einer Betriebskita. Andere werden umgesetzt, wie ein Kinderhüetidienst für den «Welcome Day» oder das Mittwochnachmittagsangebot «Programmieren lernen» im eduLAB. Letzteres wurde im Frühling 2024 für Kinder von PostFinance-Mitarbeiter:innen durchgeführt. Wie dieses bei den Kids und den Eltern angekommen ist, zeigt unser Video.

Kurzinterview mit den eduLAB-Gründerinnen Andrea Berset und Miriam Wälti

Was erwartet die Kinder und Jugendlichen im eduLAB?

Wir bieten Angebote für Schüler:innen, Lernende und Kinder, die während drei Tagen als Schulklasse oder in ihrer Freizeit spielerisch Fähigkeiten trainieren möchten, die sie später gut brauchen können. Die Kids erlernen anhand des Design-Thinking-Prozess für die Zukunft relevante Fähigkeiten wie Kreativität, Kommunikation, Kooperation, Kritisches Denken oder Innovationsfähigkeit. Sie arbeiten im Team an einem selbstgewählten Projekt und präsentieren dieses am Schluss in einem knackigen Pitch. Mit Schüler:innen der Oberstufe arbeiten wir in unserem Zukunftslabor. Hier entwickeln die Teilnehmer:innen mit der Design-Your-Life-Methode ihre persönliche Zukunft, lernen sich, ihre Stärken, Interessen und Fähigkeiten besser kennen und machen so einen wichtigen Schritt zur Brücke in die spätere Arbeits- oder Lebenswelt.

Welche gemeinsamen Projekte haben PostFinance und das eduLAB bisher gemacht?

Gestartet sind wir mit einem Nachmittagsangebot für die Kids von PostFinance-Mitarbeiter:innen in Form einer Innovationswerkstatt. Dabei gab es Schwerpunkte wie LEGO bauen, Kreativnachmittage, Girls rule the world – Finde deine Superpower, Weihnachtsgeschenke basteln, erstes Programmieren mit MakeyMakey oder Sketchnotes und Lernjournale gestalten. Dieses Angebot hatte zum Ziel, die Eltern in der Kinderbetreuung zu unterstützen und die Chancengleichheit zu fördern. Dann folgte das Angebot «Girls rock ICT: Für die Macherinnen von morgen!» in der Ferienwoche 2024, mit dem Mädchen zwischen 12 und 14 Jahren spielerisch und leicht an ICT-Berufe herangeführt werden. 

Was bringen solche Projekte den Kindern, den Eltern und dem Arbeitgeber?

Die Kinder können sich auf spielerische Weise Fähigkeiten aneignen, die für die Zukunft wichtig sind. Sie erweitern ihren Horizont und lernen ihre Stärken kennen. Für die Eltern bedeuten unsere betreuten Angebote Entlastung in der Betreuung und das Wissen, dass ihre Kids in dieser Zeit etwas Wertvolles lernen. Und die Arbeitgeber dürften von einer höheren Mitarbeiterbindung profitieren. 

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