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Fractional Trading, oder wie mit wenig Geld investieren
In Aktien investieren mit kleinen Beträgen, obwohl eine Aktie des Unternehmens mehrere hundert Dollar kostet? Da schlagen manche Herzen gleich höher. Solch ein Unterfangen ist seit Ende 2019 durch Fractional Trading möglich. Wir klären auf, wie Sie so mit wenig Geld investieren können, wo Anteile von Aktien gehandelt werden und was die Vor- und Nachteile solcher Trades sind.
Fractional – was bitte?
Fractional Trading aus dem Englischen heisst «Handel mit Teilanteilen», seien es Aktien oder Kryptowährungen. Anders als im herkömmlichen Trading ist es nun möglich, nicht nur eine ganze Aktie, sondern auch einen Bruchteil davon zu kaufen. Weshalb das für gewisse Anlegerinnen oder Anleger von Vorteil sein kann, wird mit einem Beispiel aufgezeigt:
Nehmen wir an, Veronica würde gerne als Privatanlegerin für CHF 50.– eine Aktie kaufen und fasst beispielhaft eine von Lindt & Sprüngli ins Auge. Leider wird sie schnell feststellen, dass sie sich eine ganze Aktie mit einem verfügbaren Budget von CHF 50.– nicht leisten kann – denn eine Lindt & Sprüngli Aktie kostet am 22.12.2021, dem Tag, an dem Veronica in Aktien investieren will, über CHF 100’000.–.
Hier kommt Fractional Trading ins Spiel. Verschiedene Online-Broker bieten mit Fractional Trading die Möglichkeit an, in kleine Anteile einer Aktie zu investieren. Somit vereinfachen die Dienstleistungsanbieter bestimmten Anlegerinnen und Anlegern den Zugang zum Markt.
Neues Trading, neues Publikum?
Börsenhandel scheint für viele Menschen komplex und nicht zugänglich zu sein, weshalb die Aufgabe oft an Professionelle weitergegeben wird.
Auch in andere Wertpapiere wie beispielsweise Fonds anzulegen, überlässt man oft einer Bankberaterin oder einem Bankberater. Gründe dafür können Zeitnot, fehlendes Wissen, aber auch Angst vor der grossen Hürde «Finanzmarkt» sein.
Doch genau für Markteinsteigerinnen und -einsteiger mit wenig Erfahrung könnte Fractional Trading interessant sein. Einerseits können sie mit einem kleineren Budget anlegen, andererseits schaffen Smartphone Banking Apps, also Fintech Apps, die Barrieren zum Börsenmarkt ab. Letzteres gelingt den Apps primär durch eine intuitive und an ein hohes Nutzererlebnis angepasste Prozessgestaltung, die in unseren digital geprägten Alltag passt. Schliesslich downloaden und bedienen wir tagtäglich Apps, warum sollten wir es nicht auch für unsere Anlagethemen tun?
So macht es Fractional Trading für ein breiteres Publikum einfacher und attraktiver, selbst am Markt teilzunehmen. Mehr zu Fintech Apps und Neobanken erfahren Sie in unserem Beitrag «Neobanken: Die Bank in der Hosentasche».
Am Fractional Trading beteiligt sich momentan auch ein jüngeres Publikum. Tatsächlich sind 45% aller Fractional Traders bei Fidelity – einer US-amerikanischen Fintech Trading App – zwischen 18-35 Jahre alt (Stand: 2020).
Darüber hinaus ist die Zahl der neu erreichten Privatkunden und -kundinnen auch dank des Angebots an Anteilen von Aktien immens gestiegen: Der Anteil des Privathandels ist im US-Finanzmarkt nun genau so gross wie der von Investmentfonds und Hedgefonds zusammen (Stand: 2021), obwohl die meisten Privatinvestorinnen und -investoren in der Regel über ein begrenztes Budget verfügen. Forscherinnen und Forscher sehen dabei einen Zusammenhang mit dem Aufkommen des Fractional Tradings, aber auch mit dem veränderten Arbeits- sowie Freizeitverhalten seit der COVID-19-Pandemie und dem Abnehmen der Gebühren.
Wo wird gehandelt?
Es sind Online-Broker, die den Handel mit Anteilen an einer Aktie anbieten. Vor allem Neobanken stellen Fractional Trading über Smartphone Apps bereit.
Ausländische Beispiele von solchen Apps sind Robinhood, eine Trading App ohne Kommissionen, oder Charles Schwab, eine US-amerikanische Bank, die ebenfalls eine Trading App bedient.
In der Schweiz ist das Angebot noch relativ neu und besteht unter anderem aus der Fintech App «Yuh», die Zahlen, Sparen und Investieren – auch in (An-)Teilen einer Aktie – in einer einzigen App verbindet.
Auch wichtig zu wissen: Fractional Shares werden nicht an der traditionellen Börse direkt gehandelt. Das heisst, Anbieter wie zum Beispiel «Yuh» oder andere Online-Broker sind unabdingbar für eine Privatinvestorin oder einen Privatinvestor, der mit Teilen einer Aktie handeln will. Die Onlineanbieter warten, bis sie genug Teile einer Aktie für eine volle Aktie erworben haben und handeln dann mit dieser an der Börse.
Investieren mit wenig Geld – so stellen Sie es an
Falls Sie sich nun auch als Investor oder Investorin versuchen wollen, steht Ihnen fast nichts im Weg. Folgendes brauchen Sie dazu:
- Ein Konto bei einer Fintech Trading App, die Fractional Trading anbietet
- Ein Budget zu einem Betrag, auf den Sie verzichten können
- Informationen über die Höhe von Transaktionskosten und sonstigen Gebühren, damit Sie die Übersicht über Ihre Auslagen behalten können
- Einen Plan, in welche Aktien oder Kryptowährungen Sie investieren wollen
Natürlich können Sie das investierte Geld jederzeit wieder abziehen. Jedoch müssen Sie beim Traden auch das Risiko von Wertschwankungen am (Teil)Aktienmarkt sowie bei den Währungen, in denen gehandelt wird, in Kauf nehmen.
Vor- und Nachteile des Trends
Jede Marktinnovation bringt Vor- und Nachteile mit sich, so auch das Fractional Trading. Obschon «mit wenig Geld investieren» verlockend sein mag, sollten Sie die folgenden Punkte beachten.
Jetzt ist alles einfacher!
Grundsätzlich ist der grösste Vorteil des Fractional Tradings, dass es Markteinsteigerinnen und -einsteigern sehr vieles vereinfacht. Folgende Vorteile stechen besonders hervor:
- Sie können mit wenig Geld in hoch bewertete Aktien anlegen: Der grösste Vorteil scheint der Kern des Fractional Trading Geschäfts zu sein – mit kleinem Budget in starke und verschiedene Aktien investieren.
- Sie bekommen eine Dividende: Auch mit Anteilen an einer Aktie erhalten Sie eine Dividende im Verhältnis zum gekauften Anteil der Aktie.
- Aktien-Sparplan möglich: Sie können über Fractional Trading regelmässig einen Betrag in Ihre auserlesenen Titel investieren und somit einen Sparplan nach Ihren Wünschen aufbauen.
- Die Apps sind benutzerfreundlich und transparent.
Speziell das Beispiel «Yuh» zeigt auf, wie einfach das Handeln mit Teilen von Aktien sein kann. Sie müssen keine komplizierte Vorarbeit leisten, um anlegen zu können – weder Depoteröffnung noch Depotführungsgebühren fallen an. Nach der Vertragsunterzeichnung für den Zugang zur App und Ihrem Investmentkonto wissen Sie genau, in was für eine Schrift Sie investieren, und die Transaktionsgebühren werden Ihnen auch gleich transparent angezeigt. - Diversifikation des Portfolios: Mit Fractional Trading vereinfacht sich auch die Diversifikation des eigenen Portfolios. Wo Sie vorher mehrere tausend Franken gebraucht haben, um eine gewisse Diversifikation zu erreichen, können Sie nun mit weniger Budget in eine ganze Brandbreite von Aktien investieren. Sie sind schliesslich nicht mehr am Preis einer ganzen Aktie gebunden. Weshalb Diversifikation so wichtig ist in Ihrem Portfolio und wie sie funktioniert, erklären wir in unseren Artikeln «Diversifikation – weshalb Sie nicht alle Eier in einen Korb legen sollten» und «Diversifikation – anhand von Beispielen erklärt».
Nachteile gibt’s trotzdem
Trotz vielen Vorteilen birgt der Handel mit Teilen von Aktien auch Schattenseiten. Folgende Punkte sollten Sie im Hinterkopf behalten:
- Limitierte Auswahl an Wertpapieren: Nicht alle Aktien sind als Teilaktien erhältlich. Je nach Plattform, auf der Sie handeln, ist die Auswahl beschränkt.
- Keine Aktionärsrechte: Sie erhalten durch den Besitz von Teilen einer Aktie kein Stimmrecht, da Sie diese nicht ins Aktienregister eintragen lassen können.
- Übertragbarkeit: Oft können Sie Ihren Anteil an einer Aktie nicht von einer Plattform auf eine andere übertragen, sondern müssen diese verkaufen und sie auf der anderen Plattform neu kaufen.
Handeln Sie dennoch vernünftig
Klar, mit Fractional Trading ist es einfacher geworden für Privatanlegerinnen und -anleger, mit kleinen Beträgen zu investieren. Doch, obwohl die Preise und Kurse verlockend sein mögen und sonstige Vorteile vorhanden sind, sollten Sie sich genau überlegen, welche Investitionen sich lohnen. Vor allem die Gebühren können tückisch sein, da Sie diese bei jedem Handel zahlen. Wenn Sie also viele Male kleine Beträge handeln, schnellen Ihre Gebührenkosten in die Höhe.
Generell sollten Sie als Anlegerin oder Anleger versuchen, rational und nutzenmaximierend zu handeln, in dem Sie sich stets die finanziellen Konsequenzen Ihrer Käufe und Verkäufe bewusst machen und immer die profitabelste Wahl treffen. Nun ist es jedoch so, dass wir Menschen doch keine rationalen Agentinnen und Agenten und unsere Entscheidungen nicht immer die gewinnbringendsten sind. Der Grund dafür sind unsere Emotionen, die manchmal gegen unseren Verstand gewinnen. Daher sollten wir auch wissen, was diese irrationalen Verhaltensweisen auslösen und wie wir Entscheidungen rationaler treffen können. Falls Sie sich über die verschiedenen irrationalen Verhaltensweisen informieren wollen, finden Sie mehr dazu in unserem Beitrag «Behavioral Finance: Anlageentscheide rationaler treffen».