Lehre oder Studium: Welcher Weg passt zu mir?

15.04.2025

Gegen Ende der obligatorischen Schulzeit steht eine wichtige Entscheidung an: Soll man eine Lehre beginnen oder ins Gymi gehen und anschliessend studieren? Beide Optionen eröffnen spannende Chancen, bringen aber auch ihre eigenen Herausforderungen mit sich. Welcher Weg am besten zu den eigenen Zielen, Stärken und Wünschen passt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. In diesem Blogbeitrag stellen wir die Vor- und Nachteile von Lehre und Studium vor und geben hilfreiche Tipps, um die passende Wahl zu treffen.

In Kürze

  • Mit einer Lehre erhält man eine praxisnahe Ausbildung, startet früh ins Berufsleben und verdient schnell eigenes Geld. Sie bietet zudem stabile Karrierechancen. Die frühe Entscheidung für einen Beruf kann allerdings überfordernd sein.
  • Ein Studium bietet oft Chancen auf ein höheres Einkommen und in bestimmten Bereichen vielfältige Karrieremöglichkeiten. Allerdings geht es häufig mit finanzieller Belastung und einem späteren Einstieg ins Berufsleben einher.
  • Das duale Bildungssystem der Schweiz vereint die Vorteile von Lehre und Studium. Man sammelt praktische Erfahrung, verdient Geld und kann gleichzeitig eine akademische Qualifikation erarbeiten.
  • Eine gute Finanzplanung ist entscheidend, um während der Ausbildung finanziell stabil zu bleiben. Dazu gehören ein Budget, Vorsorge und mögliche Nebenjobs.

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Die Entscheidung, ob man nach der Schule eine Lehre oder ein Studium beginnt, legt den Grundstein für die berufliche Laufbahn. Beide Optionen haben ihre Vor- und Nachteile.

Lehre: Praxisnähe und frühes Einkommen

Eine Lehre eignet sich besonders für praktisch veranlagte Personen, die früh ins Berufsleben starten möchten. In der Schweiz verbindet die Lehre theoretisches Wissen aus der Berufsschule mit praktischen Erfahrungen im Lehrbetrieb. Innerhalb von zwei bis vier Jahren erwirbt man einen anerkannten Abschluss.

Vorteile der Lehre

  • Frühes Einkommen: Lernende erhalten bereits im ersten Lehrjahr einen Lohn, was ein erster Schritt in die finanzielle Unabhängigkeit bedeutet.
  • Praxisnähe: Der praktische Teil der Ausbildung findet im Betrieb statt, was den Lernenden Einblick in die Arbeitswelt gibt, und ihnen wertvolle Berufserfahrung vermittelt.
  • Gute Übernahmechancen: Viele Ausbildungsbetriebe übernehmen ihre Lernenden nach Abschluss der Lehre und ermöglichen so einen sicheren Berufseinstieg ohne aufwändige Jobsuche.
  • Vielfältige Erfahrungen: Je nach Lehrgang und -Betrieb besteht die Möglichkeit, während der Ausbildung verschiedene Abteilungen und Tätigkeitsbereiche kennen zu lernen. Auch kürzere Auslandaufenthalte sind möglich.

Nachteile der Lehre

  • Frühe Entscheidung: Schüler:innen, die eine Lehre absolvieren möchten, müssen sich im Gegensatz zu Gymnasiast:innen einige Jahre früher für eine Richtung entscheiden. Wer kann, sollte deshalb während der Berufswahl so oft wie möglich «schnuppern» gehen. In der Schweiz gibt es jedoch auch nach abgeschlossener Lehre vielfältige Möglichkeiten, um sich beruflich umzuorientieren.
  • Tendenziell geringeres Gehalt: Auf lange Sicht verdienen Lehrabsolvent:innen ohne weiterführende Ausbildung gemäss Studien des Bundesamts für Statistik oft weniger als Menschen mit einem Hochschulabschluss.
  • Teilweise begrenzte Aufstiegsmöglichkeiten: Ohne zusätzliche Qualifikationen wie Weiterbildungen oder ein späteres Studium kann der berufliche Aufstieg erschwert sein. Allerdings hängt das stark von der Branche und vom Unternehmen ab – in vielen Betrieben gibt es auch interne Aufstiegschancen.
     

Mit einer Schnupperlehre oder einem Schnupperbesuch besuchen Schüler:innen Lehrbetriebe und erhalten innert wenigen Tagen Einblick in die Tätigkeiten verschiedener Berufe. Der beste Zeitpunkt dafür ist im zweitletzten Schuljahr. In der Regel helfen die Lehrpersonen dabei, eine Schnupperlehre zu organisieren. Auch das lokale Berufsberatungs- und Informationszentrum (BIZ) steht für eine Beratung zur Verfügung.

Einkommensentwicklung bei Berufslehren

Laut der Studie des Bundesamts für Statistik (BFS) «Einkommen nach einem Abschluss der beruflichen Grundbildung» auf Der Link öffnet sich in einem neuen Fenster bfs.admin.ch hängt das Einkommen stark vom gewählten Berufsfeld ab. Über alle Berufsfelder hinweg ergab die Studie fünf Jahre nach Lehrabschluss folgende monatliche Bruttomedianeinkommen bei einem Vollzeitpensum:

  • Lehrabgänger:innen mit eidgenössischem Fähigkeitszeugnis (EFZ): 5'220 Franken
  • Lehrabgänger:innen mit EFZ und Berufsmaturität (BM1): 5'730 Franken

Das höhere Einkommen von Personen mit Berufsmaturität lässt sich hauptsächlich damit begründen, dass sie in der Tendenz häufiger eine Tertiärausbildung wie beispielsweise ein Fachhochschulstudium absolvieren, als Personen ohne BM1.

Fazit: Eine Lehre bietet in der Regel einen sicheren Einstieg ins Berufsleben mit theoretischem und praktischem Wissen und ermöglicht frühzeitig Einkommensmöglichkeiten, was sie zu einer stabilen Grundlage für die berufliche Laufbahn macht.
 

Studium: akademische Bildung und späteres Einkommen

Studieren ist in der Schweiz sehr beliebt. Seit 1995 steigt die Zahl der Studierenden stetig.

Ein Hochschulstudium ist besonders für Menschen interessant, die gerne theoriebezogen lernen und sich für spezialisierte, teils forschungsintensive Berufe interessieren. An Schweizer Hochschulen dauert ein Bachelorstudium in der Regel drei Jahre, ein anschliessender Masterabschluss etwa zwei Jahre. 

Vorteile des Studiums

  • Tendenziell höheres Gehalt: Studien zeigen, dass Personen mit einem Hochschulabschluss mittel- bis langfristig mehr verdienen als Lehrabsolvent:innen ohne Weiterbildung auf Tertiärstufe. Allerdings gilt: Die Ausbildung ist nur eines von vielen Gehaltskriterien und somit nicht in jedem Fall ausschlaggebend.
  • Karrierechancen: Ein Studium eröffnet unter anderem Chancen für eine Karriere in der Wissenschaft oder im internationalen Umfeld.
  • Flexibilität: Im Gegensatz zur Lehre, die von Beginn an auf ein bestimmtes Berufsgebiet spezialisiert ist, gibt es Studiengänge, die die Freiheit bieten, den Studienverlauf – zum Beispiel durch die Wahl gewisser Schwerpunkte – nach persönlichen Interessen individuell zu gestalten.
  • Internationale Erfahrungen: In bestimmten Studiengängen gibt es viele Möglichkeiten für Auslandsaufenthalte, Praktika oder sogar ein ganzes Studium im Ausland.
     

Nachteile des Studiums

  • Später Berufseinstieg: Einige Studiengänge erfordern eine mehrjährige Ausbildungszeit. Das bedeutet, dass man erst später ins Berufsleben einsteigt und somit möglicherweise länger auf finanzielle Unterstützung angewiesen ist.
  • Kosten: Studiengebühren, Bücher, Miete und Lebenshaltungskosten können eine finanzielle Herausforderung sein. In der Schweiz gibt es jedoch die Möglichkeit, Stipendien zu erhalten. Je nach Studiengang lässt sich das Studium zudem mit einer Teilzeitstelle kombinieren – idealerweise in einem Bereich, der bereits praktische Einblicke in die Berufswelt bietet.
  • Theoretischer Fokus: Ein Studium an einer Universität bietet oft wenig praxisnahe Ausbildung, weshalb zusätzliche Praktika notwendig sind, um berufliche Erfahrungen zu sammeln. Immer mehr Unternehmen bieten aber spezifische Trainee-Programme für Hochschulabgänger:innen an, die sich dadurch innerhalb kurzer Zeit wertvolles praktisches Wissen aneignen können.

Einkommensentwicklung bei Studierenden

Während des Studiums erleben viele Studierende finanzielle Engpässe. Laut der BFS-Studie «Einkommen nach der gymnasialen Maturität und der Fachmaturität» auf Der Link öffnet sich in einem neuen Fenster bfs.admin.ch arbeiten zwei Drittel neben dem Studium und nur eine Minderheit profitiert von Stipendien.

Nach einer gymnasialen Maturität liegt das durchschnittliche Jahreseinkommen bei nur rund 4'000 Franken. Erst ab dem siebten Jahr nach der Maturität steigen die Einkommen deutlich an. Personen mit einem Tertiärabschluss verdienen neun Jahre nach der Maturität durchschnittlich 74'600 Franken pro Jahr.

Auch das Schwerpunktfach spielt eine Rolle: Absolvent:innen der Pädagogik sowie Wirtschafts- und Rechtswissenschaften erzielen später höhere Einkommen, während Bereiche wie Bildnerisches Gestalten und Musik weniger lukrativ sind.

Fazit: Ein Studium bietet eine vertiefte theoretische beziehungsweise wissenschaftliche Ausbildung und teilweise mehr Gestaltungsfreiheit beim Studienplan, erfordert aber auch finanzielle Opfer früh in der Karriere. Entscheidender Faktor ist die Wahl des Studiengangs.

Lehre oder Studium? Es gibt auch hybride Lösungen!

Wer sich nicht zwischen Lehre und Studium entscheiden kann, für die könnte ein duales Studium die ideale Lösung sein. Diese Kombination aus praktischer Ausbildung und akademischem Studium bietet die Vorteile beider Wege, erfordert jedoch viel Organisationstalent und Durchhaltevermögen aufgrund der Doppelbelastung.

Ein Schweizer Erfolgsmodell: das duale Bildungssystem

Die Schweiz ist bekannt für ihr einzigartiges duales Bildungssystem. Dank seiner Durchlässigkeit müssen sich junge Erwachsene nicht endgültig zwischen «früh arbeiten oder studieren» entscheiden, sondern haben vielseitige Gestaltungsmöglichkeiten für die berufliche Zukunft. So können sich Lehrabsolvent:innen nach Wunsch laufend weiterbilden oder umorientieren. Das verringert den Druck bei der Berufswahl in jungen Jahren, weil grundsätzlich auch später noch alle Wege offenstehen.

Die meisten dieser Weiterbildungsangebote sind auf Berufstätige ausgerichtet, sodass diese ihr Arbeitspensum wenig bis gar nicht reduzieren müssen.

Finanzen und Ausbildung: fünf Tipps

Egal, für welchen Weg man sich entscheidet – eine gute Finanzplanung ist essenziell.
Diese Tipps helfen bei der Finanzierung der Ausbildung oder des Studiums:

  1. Ein Ausbildungskonto eröffnen: Ein speziell für junge Menschen entwickeltes Ausbildungskonto hilft dabei, ihre Finanzen im Griff zu behalten. Es bietet oft günstige Konditionen und exklusive Vorteile.
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  2. Budget planen: Ein Budget festlegen, das die Einnahmen (z. B. Gehalt, Stipendien) und Ausgaben (z.B. Miete, Studiengebühren) berücksichtigt, hilft, finanzielle Engpässe zu vermeiden. Mehr dazu erfahren Sie im Artikel «Der Link öffnet sich in einem neuen Fenster Fixe und variable Kosten im Griff: FinanzFabio erklärt’s!»
  3. Nebenjob oder Unterstützung: Falls nötig, kann nebst dem Studium ein Nebenjob finanziell helfen oder Eltern sowie die erweiterte Familie bieten im Idealfall Unterstützung. Falls dies nicht möglich ist, können in der Schweiz Stipendien beantragt werden.
  4. Chance auf Vermögensaufbau durch Anlegen: Ein ETF-Sparplan kann bereits mit kleinen Beträgen ermöglichen, vom Kapitalmarkt und vom langfristigen Vermögensaufbau zu profitieren. Besonders junge Menschen können vom Zinseszinseffekt profitieren. Ihre Bankberater:in hilft Ihnen gerne, ein passendes Produkt zu finden.
  5. Vorsorge frühzeitig starten: Die 3. Säule bietet die Möglichkeit, schon in jungen Jahren Kapital aufzubauen und steuerliche Vorteile zu nutzen. Auch mit kleinen Beiträgen lohnt es sich, in die 3. Säule zu investieren. Die Einzahlungen sind steuerlich absetzbar und tragen dazu bei, für spätere Lebensphasen vorzusorgen.

Vorsorge: schon frühzeitig an später denken

In der Schweiz unterscheiden sich Lehre und Studium in Bezug auf die Vorsorge, insbesondere bei der 1. und 2. Säule:

  • 1. Säule (AHV): Lernende zahlen ab dem ersten Gehalt Beiträge in die AHV ein, wodurch sie sofort Rentenansprüche aufbauen. Studierende hingegen zahlen nur Beiträge, wenn sie neben dem Studium arbeiten oder ab dem 21. Lebensjahr einer Beitragspflicht unterliegen.
  • 2. Säule (PK): Lernende sind als Angestellte automatisch in die Pensionskasse ihres Betriebs eingebunden und beginnen gemäss der obligatorischen Versicherung aller Arbeitnehmenden frühzeitig mit der Altersvorsorge. Studierende ohne Anstellung zahlen in der Regel nicht in eine Pensionskasse ein, was zu einem späteren Start der Vorsorge führt.
     

Achtung: Vorsorgelücken

Wer längere Zeit nicht oder nur geringfügig arbeitet – wie es während eines Studiums oder bei einer Teilzeitbeschäftigung der Fall sein kann – riskiert Lücken in der AHV und PK, was sich langfristig auf die Rentenhöhe auswirken kann. Deshalb lohnt es sich, die eigene Vorsorgesituation regelmässig zu überprüfen und je nach Bedarf und Möglichkeit Lücken durch Nachzahlungen oder auch Investitionen in die Säule 3a aufzufüllen.

Der individuelle Weg zum Erfolg

Ob Lehre oder Studium – beide Wege bieten gute Perspektiven, wenn sie den eigenen Stärken und Interessen entsprechen. Entscheidend sind letztlich die persönlichen Interessen, Fähigkeiten und individuellen Erwartungen ans zukünftige Berufsleben. Eine frühzeitige Klärung der Finanzierung ermöglicht es schliesslich, sich voll und ganz auf die Ausbildung zu konzentrieren.

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