Wirtschaft: Konjunktur im Wartemodus

Eine klare Richtung in der Weltkonjunktur lässt weiter auf sich warten. Während die jüngsten Daten zur US-Wirtschaft tendenziell schwächer gewesen sind, hat sich der Ausblick für die europäische Wirtschaft etwas verbessert. Auffällig ist jedoch, dass der weltweite Warenhandel allmählich wieder Fahrt aufnimmt und die meisten Volkswirtschaften im Mai eine deutliche Zunahme des Aussenhandels verzeichnet haben. Dies bestätigt unseren Eindruck einer Bodenbildung im globalen Güterzyklus.

  • Die Schweizer Konjunkturdaten schwankten in den letzten Monaten erheblich. Dies gilt nicht nur für die Stimmungswerte der Dienstleistungs- und Industrieunternehmen, sondern auch für die Zahlen zur realen Wirtschaftsaktivität. Im Mai legte beispielsweise der Geschäftsgang des exportorientierten Industriesektors wieder spürbar zu, nachdem er im April noch auf ein aussergewöhnlich tiefes Niveau gefallen war. Das Gesamtbild der Schweizer Konjunktur bleibt aber schwach und eine rasche Erholung ist nicht absehbar. Die Wirtschaftsleistung pro Kopf, die bereits seit zwei Jahren nicht mehr gestiegen ist, dürfte damit weiter stagnieren. Positiver Nebeneffekt der Konjunkturschwäche ist, dass sich die Kerninflation mittlerweile zwischen 1,0 und 1,5 Prozent eingependelt hat und damit im Zielband der Schweizerischen Nationalbank (SNB) liegt.  

    Wachstum, Stimmung und Trend

    In Prozent

    Die Grafik zeigt das tatsächliche Jahreswachstum des Schweizer Bruttoinlandprodukts (BIP) seit 1995, dessen langfristigen Trend und einen vorlaufenden Konjunkturklimaindikator. Der vorlaufende Indikator deutet darauf hin, dass das Wirtschaftswachstum in naher Zukunft bei etwa –1 Prozent liegen wird.
    Quelle: Bloomberg
  • Die Konjunkturnachrichten aus den USA waren im Mai erneut auf der schwächeren Seite. Die Schätzung zum Wirtschaftswachstum im ersten Quartal 2024 wurde nach unten revidiert, und sowohl die Stimmung der Industrieunternehmen als auch der Konsument:innen hat sich spürbar eingetrübt. Dennoch bleibt die Wirtschaftsentwicklung insgesamt stabil. Dies zeigt sich insbesondere am Arbeitsmarkt: Im Mai wurden fast 300’000 neue Stellen geschaffen, was die Markterwartungen deutlich übertraf, und die Löhne stiegen weiter kräftig. Vor diesem Hintergrund bleiben die Inflationssorgen vorerst bestehen. Eine erste Zinssenkung dürfte für die amerikanische Zentralbank (Fed) daher noch kein Thema sein.

    Wachstum, Stimmung und Trend

    In Prozent

    Die Abbildung zeigt das Wachstum des realen amerikanischen BIP und dessen langfristigen Trend sowie ein vorlaufender Konjunkturklimaindikator seit Mitte der Neunzigerjahre. Der vorlaufende Indikator deutet darauf hin, dass das Wirtschaftswachstum in naher Zukunft stagnieren wird (1 Prozent).
    Quelle: Bloomberg
  • In der Eurozone haben sich die leichten Anzeichen der wirtschaftlichen Erholung im vergangenen Monat bestätigt. Die Stimmungswerte der Unternehmen tendieren weiter aufwärts und die Industrieproduktion wie auch die Warenexporte scheinen sich allmählich zu stabilisieren. Gleichwohl befinden sich zahlreiche Zahlen zur Wirtschaftsaktivität nach wie vor unter dem Niveau des Vorjahresmonats, was zeigt, wie schwach die Wirtschaftsentwicklung zuletzt war. Wieder mehr in den Fokus gerückt ist derweil die Inflation. So ist die Kernrate im Mai von 2,7 auf 2,9 Prozent angestiegen und hat damit ihren rückläufigen Trend unterbrochen. Gerade die ungebremsten Preissteigerungen im Dienstleistungsbereich bereiten zunehmend Sorgen. Gleichwohl hat die Europäische Zentralbank (EZB) im Juni entschieden, ihre Geldpolitik erstmals in diesem Zyklus wieder zu lockern. Sie hat ihren Leitzins um 25 Basispunkte auf 4,25 Prozent (= Hauptrefinanzierungssatz) gesenkt.

    Wachstum, Stimmung und Trend

    In Prozent

    Die Darstellung zeigt das Wachstum des realen BIP, dessen Trend und ein vorlaufendes Konjunkturklima für die Eurozone seit 1995. Der vorlaufende Indikator deutet auf ein stagnierendes Wirtschaftswachstum (0,5 Prozent) in naher Zukunft hin.
    Quelle: Bloomberg
  • Aus vielen grossen Schwellenländern haben uns zuletzt positive Neuigkeiten erreicht. So sind beispielsweise Indien, Brasilien und Indonesien im ersten Quartal stärker gewachsen als von den Marktteilnehmer:innen erwartet. Deutlich verhaltener entwickelt sich hingegen weiterhin die chinesische Wirtschaft, die die mit Abstand grösste Volkswirtschaft unter den Schwellenländern ist. Die Stimmungswerte der chinesischen Unternehmen und Konsument:innen haben sich bisher nicht erholt und der Preiszerfall am Immobilienmarkt hat sich fortgesetzt. Zudem ist die Inflation unverändert auf aussergewöhnlich niedrigem Niveau geblieben. Da von Regierungsseite keine grösseren fiskalischen oder geldpolitischen Unterstützungsmaßnahmen absehbar sind, scheinen sich die Wachstumsimpulse für die chinesische Wirtschaft derzeit auf den Exportsektor zu beschränken. So sind zumindest die Warenexporte im Mai spürbar angestiegen.

    Wachstum, Stimmung und Trend

    In Prozent

    Diese Grafik zeigt für einen Durchschnitt von Schwellenländern das Wachstum des realen BIP, dessen Trend und ein vorlaufendes Konjunkturklima seit 1995. Der vorlaufende Indikator deutet darauf hin, dass das Wirtschaftswachstum in naher Zukunft zwischen 5 und 6 Prozent liegen wird.
    Quelle: Bloomberg

Globale Konjunkturdaten

IndikatorenSchweizUSAEurozoneGBJapanIndienBrasilienChina
Indikatoren
BIP J/J 2023Q4
Schweiz
0,5%
USA
3,1%
Eurozone
0,2%
GB
–0,2%
Japan
1,0%
Indien
8,6%
Brasilien
2,1%
China
5,2%
Indikatoren
BIP J/J 2024Q1
Schweiz
0,6%
USA
2,9%
Eurozone
0,4%
GB
0,2%
Japan
-0,2%
Indien
7,8%
Brasilien
2,5%
China
5,3%
Indikatoren
Konjunkturklima
Schweiz
USA
Eurozone
=
GB
+
Japan
+
Indien
=
Brasilien
=
China
+
Indikatoren
Trendwachstum
Schweiz
1,3%
USA
1,6%
Eurozone
0,8%
GB
1,8%
Japan
1,1%
Indien
5,2%
Brasilien
1,6%
China
3,8%
Indikatoren
Inflation
Schweiz
1,4%
USA
3,3%
Eurozone
2,6%
GB
2,3%
Japan
2,5%
Indien
4,8%
Brasilien
3,9%
China
0,3%
Indikatoren
Leitzinsen
Schweiz
1,25%
USA
5,5%
Eurozone
4,25% 
GB
5,25%
Japan
-0,1%
Indien
6,5%
Brasilien
10,50%
China
3,45%

Quelle: Bloomberg

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