Wirtschaft: Weltwirtschaft im Spannungsfeld der Politik

Die politischen Ereignisse des vergangenen Monats haben auch die wirtschaftlichen Aussichten stark beeinflusst. Während das kräftige Wachstum der US-Wirtschaft dank der von Präsident Trump geplanten Steuererleichterungen für Haushalte und Unternehmen noch anhalten könnte, droht sich die wirtschaftliche Stagnation in Deutschland aufgrund der Koalitionsauflösung und der eingeschränkten Handlungsfähigkeit der Regierung zu verlängern. In China wiederum hat das angekündigte Konjunkturpaket enttäuscht und kaum neue Hoffnungen auf eine rasche Erholung geweckt.

  • Nachdem die Schweizer Wirtschaft im zweiten Quartal noch von einem kräftigen Anstieg der Exporte profitieren und kräftig wachsen konnte, hat sich die Dynamik des Aussenhandels in den letzten Monaten merklich abgeschwächt. Im September lag das Exportvolumen rund 9 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Insbesondere die rückläufige Nachfrage nach Schweizer Uhren in Fernmärkten wie China machte sich bemerkbar. Positivere Signale kommen hingegen von der Binnennachfrage. So sind die Detailhandelsumsätze wieder auf einen soliden Wachstumspfad zurückgekehrt und auch die Schweizer Dienstleister berichten von einer guten Geschäftslage. Ein Fragezeichen bleibt allerdings die Konsumentenstimmung, die sich zuletzt weiter verschlechtert hat und auf einem Niveau liegt, das üblicherweise in ausgeprägten Schwächephasen zu beobachten ist.

    Wachstum, Stimmung und Trend

    In Prozent

    Die Grafik zeigt das tatsächliche Jahreswachstum des Schweizer Bruttoinlandprodukts (BIP) seit 1995, dessen langfristigen Trend und einen vorlaufenden Konjunkturklimaindikator. Der vorlaufende Indikator deutet darauf hin, dass das Wirtschaftswachstum in naher Zukunft bei etwa 1 Prozent liegen wird.
    Quelle: Bloomberg
  • Die US-Wirtschaft scheint ihr kräftiges Wachstum vorerst beibehalten zu können. Im dritten Quartal wuchs sie mit 0,7 Prozent erneut über ihrem langfristigen Trend, und auch zu Beginn des vierten Quartals deuten die Konjunkturindikatoren auf eine solide Entwicklung hin. Auffallend ist vor allem, dass die Konsumneigung der amerikanischen Haushalte nach wie vor hoch ist, obwohl sich die Einkommensentwicklung im Jahresverlauf spürbar abgeschwächt hat. Die Achillesfersen der wirtschaftlichen Entwicklung bleiben jedoch die Industrie und die Bauwirtschaft. In beiden Branchen rechnen die Unternehmen weiterhin mit einem deutlichen Rückgang der Geschäftstätigkeit. Bei der Inflationsbekämpfung konnten zudem erneut keine Fortschritte erzielt werden. Auch im Oktober verharrte die Kerninflation bei 3,3 Prozent.

    Wachstum, Stimmung und Trend

    In Prozent

    Die Abbildung zeigt das Wachstum des realen amerikanischen BIP und dessen langfristigen Trend sowie ein vorlaufender Konjunkturklimaindikator seit Mitte der Neunzigerjahre. Der vorlaufende Indikator deutet darauf hin, dass das Wirtschaftswachstum in naher Zukunft nur leicht ansteigen wird (zwischen 0,5 und 1 Prozent).
    Quelle: Bloomberg
  • Die Volkswirtschaften der Eurozone sind im dritten Quartal mit durchschnittlich 0,4 Prozent etwas stärker gewachsen als erwartet. Aufgrund der anhaltenden Stagnation in der grössten europäischen Volkswirtschaft Deutschland ist eine nachhaltige Erholung der Gesamtwirtschaft jedoch noch nicht in Sicht. Zumal die aktuelle Regierungskrise in der deutschen Politik den konjunkturellen Aufschwung kaum beschleunigen dürfte. Immerhin zeigten die auf die Binnennachfrage ausgerichteten Wirtschaftsbereiche zuletzt eine leichte Verbesserung. So sind die Einzelhandelsumsätze im September deutlich gewachsen, und auch das Vertrauen der Konsument:innen nimmt allmählich wieder zu. Auch die Leitzinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) im Oktober, bereits die dritte in diesem Jahr, dürfte für weitere Entlastung sorgen und die gesamtwirtschaftliche Nachfrage stützen.

    Wachstum, Stimmung und Trend

    In Prozent

    Die Darstellung zeigt das Wachstum des realen BIP, dessen Trend und ein vorlaufendes Konjunkturklima für die Eurozone seit 1995. Der vorlaufende Indikator deutet auf ein stagnierendes Wirtschaftswachstum (zwischen 0 und 0,5 Prozent) in naher Zukunft hin.
    Quelle: Bloomberg
  • Die chinesische Wirtschaft, die grösste unter den Schwellenländern und die zweitgrösste der Welt, scheint festgefahren. Die Stimmung der Unternehmen und der Konsument:innen schwankt weiterhin im gewohnten Bereich, ohne eine klare Erholung anzuzeigen. Auch die Industrieproduktion verharrt auf niedrigem Niveau und die Inflationsrate liegt mit 0,3 Prozent nur noch knapp über der Nulllinie. Zudem dürften die bisher angekündigten geld- und fiskalpolitischen Massnahmen nicht ausreichen, um einen breiten Aufschwung einzuleiten. Die Zinssenkungen fallen zu gering aus und die fiskalpolitischen Schritte erinnern eher an eine Umschuldung von der regionalen auf die nationale Ebene, als dass sie starke Nachfrageimpulse setzen würden. Positiv hervorzuheben ist allerdings, dass sich die Einzelhandelsumsätze zuletzt wieder etwas stabilisiert haben.

    Wachstum, Stimmung und Trend

    In Prozent

    Diese Grafik zeigt für einen Durchschnitt von Schwellenländern das Wachstum des realen BIP, dessen Trend und ein vorlaufendes Konjunkturklima seit 1995. Der vorlaufende Indikator deutet darauf hin, dass das Wirtschaftswachstum in naher Zukunft zwischen 4 und 5 Prozent liegen wird.
    Quelle: Bloomberg

Globale Konjunkturdaten

IndikatorenSchweizUSAEurozoneGBJapanIndienBrasilienChina
Indikatoren
BIP J/J 2024Q2
Schweiz
1,9%
USA
3,0%
Eurozone
0,6%
GB
0,7%
Japan
-1,1%
Indien
6,7%
Brasilien
3,3%
China
4,7%
Indikatoren
BIP J/J 2024Q3
Schweiz
k. A. 
USA
2,7%
Eurozone
0,9%
GB
1,0%
Japan
0,3%
Indien
k. A. 
Brasilien
k. A. 
China
4,6%
Indikatoren
Konjunkturklima
Schweiz
-
USA
Eurozone
=
GB
=
Japan
+
Indien
+
Brasilien
China
+
Indikatoren
Trendwachstum
Schweiz
1,3%
USA
1,6%
Eurozone
0,8%
GB
1,8%
Japan
1,1%
Indien
5,2%
Brasilien
1,7%
China
3,8%
Indikatoren
Inflation
Schweiz
0,6%
USA
2,6%
Eurozone
2,0%
GB
2,3%
Japan
2,5%
Indien
6,2%
Brasilien
4,8%
China
0,3%
Indikatoren
Leitzinsen
Schweiz
1,0%
USA
4,75%
Eurozone
3,4% 
GB
4,75%
Japan
0,25%
Indien
6,5%
Brasilien
11,25%
China
3,10%

Quelle: Bloomberg

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