Doch rund drei Monate später hat sich der Wind gedreht. Der anfängliche Optimismus ist unterdessen von der wirtschaftlichen und politischen Realität eingeholt worden. Viele Marktteilnehmer:innen haben gehofft, dass Trump auf die wachstumsfördernden Massnahmen seines Wahlprogramms setzen würde. Bislang verfolgt er jedoch vor allem eine stark protektionistische Handelspolitik. Im Mittelpunkt stehen Strafzölle gegenüber China, Mexiko und Kanada, die regelmässig angekündigt, widerrufen und wieder erneuert werden.
Auch wenn das weitere Vorgehen Trumps schwer vorhersehbar bleibt, sind erste Folgen seiner politischen Absichten bereits deutlich spürbar: Die Konsumentenstimmung in den USA hat sich merklich eingetrübt und auch der Konsum, eine zentrale Stütze des Wirtschaftswachstums, ist im Januar unerwartet schwach ausgefallen. Zudem haben die angekündigten Zölle die Inflationserwartungen der amerikanischen Haushalte massiv nach oben getrieben. Für das Jahr 2026 erwarten die Haushalte nun eine Inflation von knapp 5 Prozent – deutlich höher als die aktuellen 3 Prozent.
Diese Erwartung kommt nicht von ungefähr, dürften doch die Preise für die von den Zöllen betroffenen Güter in den USA deutlich steigen. Denn auch die US-Konkurrenten haben kaum Anreize, ihre Preise niedrig zu halten. Erfahrungsgemäss nutzen heimische Unternehmen solche Situationen sogar gezielt, um ihre Preise zu erhöhen und ihre Gewinnmargen zu verbessern. Hinzu kommt, dass Produktionskapazitäten zuerst erhöht oder teilweise sogar völlig neu aufgebaut werden müssen, um die durch Strafzölle entstehenden Angebotslücken zu schliessen. Da die Inflationserwartungen wiederum einen erheblichen Einfluss auf die tatsächliche Preisentwicklung haben, fällt die ökonomische Zwischenbilanz der zweiten Amtszeit Trumps bislang ernüchternd aus.
Diese Entwicklungen haben zuletzt auch die amerikanischen Aktienmärkte unter Druck gesetzt. Während sich die europäischen Märkte, darunter auch der Schweizer Aktienmarkt, überraschend stabil zeigten und seit Jahresbeginn sogar zulegen konnten, korrigierten der S&P 500 und die Nasdaq deutlich. Beide Indizes notieren heute rund 6 bzw. 10 Prozent unter ihren Höchstständen und damit wieder auf dem Niveau vor Donald Trumps Amtsantritt. Ironischerweise leiden ausgerechnet jene Märkte am stärksten, die ursprünglich am meisten von Trumps Präsidentschaft profitieren sollten.
Damit spiegeln sich die Konjunkturrisiken und Inflationsängste, vor denen wir seit einiger Zeit warnen, nun zunehmend in den Märkten wider. Wir verstärken deshalb unsere ohnehin defensive Haltung gegenüber US-Aktien nochmals gezielt. Denn wenn der Wind dreht und der Seegang zunimmt, ist eine ruhige und klare Navigation unverzichtbar, um sicher auf Kurs zu bleiben.