Seit gut einem Monat ist Donald Trump nun amerikanischer Präsident – und setzt seine Ankündigungen mit erstaunlicher Geschwindigkeit und grossem Eifer um. Während zunächst innenpolitische Massnahmen im Mittelpunkt seiner Aktivität standen, wissen wir seit zwei Wochen, dass er es mit dem Verhängen von Zöllen und Strafzöllen ernst meint.
Bisher reagieren die Finanzmärkte auf die einseitig erlassenen Zölle erstaunlich gelassen. Doch allen Beobachter:innen müsste klar sein: Zölle auf ausländische Waren führen direkt zu höheren Preisen und nur mit langer Verzögerung zu mehr Inlandsproduktion. Dabei kommt der nun drohende Anstieg der Konsumentenpreise zur Unzeit. Bereits vor Amtseinführung von Präsident Trump sind die Inflationsraten in den USA wieder gestiegen. Mit einer Kernrate der Inflation von 3,3 Prozent liegt die Teuerung weit über dem Inflationsziel der US-Notenbank. Das ist für die Finanzmärkte eine schlechte Nachricht: So dürfen wir im laufenden Jahr wohl kaum mehr damit rechnen, dass die Aktien- und Obligationenkurse durch aggressive Zinssenkungen der Notenbank nach oben getrieben werden.
Kommt hinzu, dass die Gegenmassnahmen der betroffenen Länder wiederum eine Wirkung auf die Inflation in deren Heimmärkten haben werden. Es ist zu hoffen, dass die Antwort Chinas und Europas besonnen und klüger ausfallen wird als die amerikanische Provokation. Und dafür gibt es tatsächlich Anzeichen. So hat China nicht einfach mit pauschaler Eskalation bei den Zöllen reagiert, sondern eine Wettbewerbsuntersuchung gegen Google lanciert. Amerikas Tech-Giganten wird das gar nicht schmecken. In der ersten Amtszeit Trumps haben die europäischen Länder ebenfalls keine Pauschalzölle erhoben, sondern gezielt mit Strafmassnahmen gegen einzelne Unternehmen bzw. Wirtschaftssektoren reagiert.
Bis jetzt ist die Schweiz von dieser Entwicklung nur indirekt betroffen. Doch das könnte sich ändern. So droht insbesondere der Pharmaindustrie, dass die Trump-Administration die hohen Absatzpreise für in der Schweiz hergestellte Medikamente ins Auge fasst. Exponiert ist die Schweiz auch bei den Agrarexporten bzw. beim Schutz des heimischen Marktes gegenüber Billigimporten aus den USA. Und schliesslich steht noch die Drohung im Raum, die Schweiz als Währungsmanipulator:in einzustufen. Letzteres ist gar nicht einmal so aus der Luft gegriffen: Wir weisen einen grossen Aussenhandelsüberschuss mit den USA auf und die SNB hat zudem immer wieder versucht, den Franken abzuschwächen.
Nach einem hervorragenden Jahresstart reduzieren wir daher das Übergewicht im Schweizer Aktienmarkt. Gewinnmitnahmen erscheinen uns ratsam, da einige grosse Schweizer Unternehmen von möglichen US-Zöllen besonders betroffen wären – und die Folgen von Trumps Handelskrieg daher überproportional ausfallen könnten.