Unterkühlter Start ins neue Börsenjahr

Eine hartnäckig hohe Inflation im Ausland, Zinssorgen, ein uneinheitliches Konjunkturbild und zunehmende politische Unsicherheit lasten in den letzten Wochen auf den Finanzmärkten. Wir bleiben dabei, dass mit einer guten Strategie und etwas Vorsicht auch das Anlagejahr 2025 gut zu navigieren sein wird.

Das vergangene Jahr war ein aussergewöhnliches Börsenjahr, da ist ein verhaltener Start ins neue Jahr nicht ungewöhnlich.

Ein knackig kalter Winter, viel Schnee, gut präparierte Pisten, Fernsicht und Sonnenschein in den Bergen – was will des Skifahrers Herz noch mehr? Manchmal gibt es Tage, die können einfach nicht besser sein.

Ähnlich scheint es im Moment auch mit den Finanzmärkten zu sein. Nach der wunderbaren Entwicklung der letzten zwei Jahre stehen unsere Portfolios sehr gut da. Wir können voller Zuversicht in das noch junge Jahr schauen. Dabei ist es aber kein Wunder, dass es den Märkten aktuell schwerfällt, nahtlos an die starke Wertentwicklung des vergangenen Jahres anzuknüpfen. Dazu müssten die sowieso schon guten Erwartungen für Konjunktur, Unternehmensgewinne, Inflation und Zinsen ja sogar noch überboten werden.

Dies ist keine vollkommene Überraschung. Immerhin weisen wir seit Monaten darauf hin, dass es klar erkennbare Risiken für die Finanzmärkte gibt. So ist z. B. in den vergangenen Monaten die Inflation in den meisten Industrieländern kaum noch rückläufig gewesen. In der Eurozone stagniert die Kerninflation, also die Teuerung ohne die volatilen Komponenten Nahrungsmittel und Energie, seit dem letzten April. Auch in den USA bewegt sich die Inflation seit Sommer nur noch seitwärts.

Die zwischenzeitlich fast euphorischen Erwartungen der Börsen von immer weiteren Zinssenkungen der Notenbanken haben sich dementsprechend auch in Luft aufgelöst. Damit sind die Inflationserwartungen international angestiegen und auch die Kapitalmarktzinsen liegen deutlich über den Werten vom vergangenen Herbst. Weitere grössere Kursanstiege an den Aktienbörsen scheinen somit erst einmal blockiert.

Ebenfalls hat die politische Lage zu einer spürbaren Zurückhaltung beigetragen. Der deutsche Wahlkampf ist angelaufen und es wird zunehmend deutlich, dass mit einem fundamentalen Politikwechsel nach den Neuwahlen Ende Februar kaum zu rechnen ist. Und über allem schwebt der Amtsantritt von Donald Trump am 20. Januar.

Kurzum: Die sprichwörtliche Neujahrsrallye an den Börsen ist bisher ausgeblieben und die Wahrscheinlichkeit einer Wiederholung der guten Renditen des letzten Jahres erscheint im Moment eher gering. Wo sind dann noch Opportunitäten in der Geldanlage zu finden?

Für uns sind angesichts der extrem niedrigen Renditen auf Obligationen Immobilienanlagen wieder interessanter geworden. Mit einer Ausschüttungsrendite von 2 bis 3 Prozent liegt deren «Verzinsung» deutlich über dem Niveau der Schweizer Obligationen. Die Nachfrage nach Wohnraum erscheint angesichts der wachsenden Bevölkerung und nicht schritthaltenden Bauaktivität kaum zu befriedigen, was Kursrückschläge aufgrund von irgendwann einmal wieder steigenden Zinsen wohl eher begrenzen wird. Und schliesslich müssten Schweizer Anlagen von den erhöhten internationalen Risiken eigentlich profitieren. Ein stärker werdender Franken würde zu weiterhin tiefen Zinsen und somit hohen Bewertungen für Immobilien führen.

Über Philipp Merkt

Philipp Merkt arbeitet seit 2015 bei PostFinance – aktuell als Chief Investment Officer und Leiter Asset Management Solutions. Der gebürtige Solothurner hat an der Universität Fribourg Informatik und Wirtschaft studiert und hat einen MBA mit Schwerpunkt Finance der Universität Bern sowie der Simon Business School der University of Rochester NY.

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