US-Wahlen mit unsicherem Ausgang

Die US-Präsidentschaftswahlen stehen unmittelbar bevor. Spannung ist angesagt: ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit sicher knappem Endergebnis. Aus wirtschaftlicher Sicht lässt sich kaum mit Sicherheit voraussagen, was der Wahlausgang für die USA bedeuten wird. Auch die Auswirkungen auf die Finanzmärkte sind daher ungewiss.

Noch ignorieren die Finanzmärkte die Wahlen weitestgehend. Heute ist vollkommen unklar, welche Kandidat:in wirtschaftlich besser für die USA wäre.

In wenigen Tagen ist es so weit. Die Amerikaner:innen wählen ihr Staatsoberhaupt. Für die Aussenpolitik des Landes – und damit auch für uns – ist dies eine bedeutende Wahl. Die Kandidatin der Demokraten, Kamala Harris, steht für eine Fortsetzung des amerikanischen Engagements in NATO und UNO und damit für aussenpolitische Kontinuität und Verlässlichkeit. Unter Donald Trump gäbe es hingegen keine Sicherheiten für eine vorhersehbare und mit den Verbündeten abgestimmte Aussenpolitik.

In der Innenpolitik scheint die Demokratin ihrem Vorgänger ähnlich zu sein, Trump als sein eigener Vorgänger sowieso: Harris steht für einen grossen, starken Staat, steigende Steuern für Unternehmen und Reiche und einen höheren Mindestlohn. Trump will die Steuern für Unternehmen dagegen nochmals senken und möchte den Staat möglichst weit beschränken. Die Ironie der Sache: Beide werden, wenn ihnen die Mehrheitsverhältnisse im Parlament es erlauben, riesige Defizite im Staatshaushalt produzieren. Damit droht die Verschuldungsquote der USA unter beiden Präsidenten fröhlich weiter zu steigen.

Tatsächlich sind sich die Ergebnisse der Regierungen von Demokraten und Republikaner in wirtschaftlicher Hinsicht sehr ähnlich. Betrachtet man die Daten seit dem Zweiten Weltkrieg, kann man zwar feststellen, dass republikanische Präsidenten bei der Inflationsbekämpfung etwas erfolgreicher waren. Im Schnitt ist die Inflation unter ihrer Regentschaft rückläufig gewesen. Hingegen haben demokratische Präsidenten beim Wachstum die Nase leicht vorne gehabt.

Interessant erscheint aber, dass sich diese leichten Unterschiede sogar ökonomisch erklären lassen. So fällt bei genauerer Betrachtung auf, dass die Republikaner im zweiten Amtsjahr meist eine Rezession erleben mussten, während die Demokraten jeweils richtig gute Wachstumszahlen schreiben konnten. Wenn man klischeehaft unterstellt, dass die Republikaner versucht haben, die Inflation zu bekämpfen, und dass die Demokraten für mehr Umverteilung sorgen, müsste sich auch genau dieses Muster ergeben.

Beiden Parteien gemein ist, dass sie jeweils just nach vier Jahren zu den Wahlen möglichst viel Wachstum und Beschäftigung bei akzeptabler Inflation erzeugt haben. Das wiederum ist der Tatsache geschuldet, dass die Wähler:innen eine gute Wirtschaftslage jeweils der Regierung – egal welcher Partei - positiv anrechnen. Ob nun aber bei einem Wahlsieg Donald Trump die Inflation aktiv bekämpfen oder Kamala Harris angesichts einer republikanischen Mehrheit im Parlament grosse Umverteilungsmassnahmen lancieren kann, bleibt aber dahingestellt. Wir können also nicht mit Sicherheit voraussagen, wer der beiden für die US-Wirtschaft besser wäre.

Und das Gleiche gilt daher auch für die Finanzmärkte – weder für Harris noch für Trump ist eine eindeutige Aussage möglich. Insbesondere auch deshalb, weil weder höhere Kapitalgewinnsteuern, wie von Harris vorgeschlagen, noch die von Trump angekündigte Einschränkung der Unabhängigkeit der US-Notenbank die Börsen frohlocken lassen würden.  

Über Philipp Merkt

Philipp Merkt arbeitet seit 2015 bei PostFinance – aktuell als Chief Investment Officer und Leiter Asset Management Solutions. Der gebürtige Solothurner hat an der Universität Fribourg Informatik und Wirtschaft studiert und hat einen MBA mit Schwerpunkt Finance der Universität Bern sowie der Simon Business School der University of Rochester NY.

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