Unsere Strassenumfrage zeigt: Viele haben bereits von Kryptowährungen gehört, allerdings versteht ein Grossteil noch zu wenig, was wirklich dahintersteckt und welches Potenzial die zugrunde liegende Technologie birgt. Obwohl Schweizer:innen im Allgemeinen noch eher zögerlich in Kryptos investieren, lassen aktuelle Studien darauf schliessen, dass es sich beim Trend um mehr als eine kurzzeitige Erscheinung handelt.
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Bitcoin und Co. – Darum sind Kryptowährungen so faszinierend
Wie die meisten Anleger:innen haben Sie bestimmt schon Geschichten über sagenhafte Gewinne und herbe Verluste im Handel mit Bitcoin, Ethereum und anderen Kryptowährungen gehört. Trotz hohem Risiko und Komplexität sind Kryptowährungen längst nicht mehr nur Nischen-Anlagen für Fachkundige, sondern vermehrt bei der breiten Masse gefragt. Doch was genau macht die Faszination von Krypto aus? Wir haben uns umgehört.
Wie stehen Herr und Frau Schweizer zu Krypto?
Wie eine Studie von e.foresight und dem Marktforschungsinstitut Intervista AG zeigt, ist der Anteil der Schweizer Bevölkerung, der in Kryptowährungen investiert, von 2021 bis zum Zeitpunkt der Befragung im Januar 2023 stark gestiegen. Während vor zwei Jahren noch drei Prozent der Schweizer:innen in Kryptowährungen anlegten, sind es heute bereits 16 Prozent.
Die Mehrheit der Schweizer Bevölkerung hält sich allerdings noch zurück, wenn es um das Thema Kryptowährungen geht. Gründe dafür sind in erster Linie zu wenig Wissen, wie 56 Prozent der Befragten angeben, dicht gefolgt vom Volatilitätsrisiko, welches 55 Prozent am Kauf hindert.
Zudem zeichnet sich ein Generationenunterschied ab: Es fällt auf, dass bisher eher jüngere Personen und Männer in Kryptowährungen investiert haben. Die meisten Personen, die bereits in Kryptowährungen investiert haben, finden sich in der Altersgruppe der 30-44-Jährigen, gefolgt von den 15-29-Jährigen.
Auch unter den Nicht-Investierten zeichnet sich diese Tendenz deutlich ab: Jüngere Menschen zwischen 15 und 29 Jahren (29 Prozent) und 30 und 44 Jahren (23 Prozent) äussern das grösste Interesse an einem potenziellen Kauf. Im Gegensatz dazu bekunden nur 13 Prozent der 45- bis 59-Jährigen und sechs Prozent der 60- bis 79-Jährigen ein potenzielles Interesse an Kryptowährungen.
Der Konkurs einiger ausländischer Kryptobörsen hatte ebenfalls einen negativen Einfluss auf das Vertrauen der Schweizer Investor:innen. Deshalb ist davon auszugehen, dass in Zukunft vermehrt Käufe über lokale Anbieter getätigt werden. Die Studie weist darauf hin, dass insbesondere diejenigen, die noch keine Kryptos besitzen, von einem Kauf aber nicht abgeneigt sind, ein erhöhtes Informationsbedürfnis haben. Sie wünschen sich von ihrer Bank als kompetente Ansprechpartnerin vor allem allgemeine Informationen und Einschätzungen, Beratung sowie interaktive Aus- und Weiterbildungsangebote zum Thema.
Wie viele Leute in der Schweiz investieren in Kryptowährungen?
In der im Januar 2023 durchgeführten Studie gaben 16 Prozent der Befragten Schweizer:innen an, bereits in Kryptowährungen investiert zu haben. Die meisten von ihnen direkt über eine Krypto-Börse (44 Prozent) oder Online-Banken (37 Prozent). Laut Ergebnissen des singapurischen Finanzinstituts Triple-A besitzen im Jahr 2023 jedoch nur zwei Prozent der Schweizer Bevölkerung Kryptos. Damit liegt die Schweiz in Europa auf Platz 9 der Länder, in denen die meisten Kryptowährungen gehalten werden.
Diese Abweichung dürfte auf den ersten Blick verwundern. Es ist allerdings zu beachten, dass nicht alle, die vielleicht schon mal in Kryptowährungen investiert haben, diese heute noch besitzen. Zudem handelt es sich bei der Erhebung von e.foresight und dem Marktforschungsinstitut Intervista AG um eine Online-Befragung, was bedeuten könnte, dass die Befragten tendenziell affiner gegenüber digitalen Lösungen – und damit auch digitalen Vermögenswerten – sind als der Durchschnitt der Schweizer:innen.
Darüber hinaus kam die «European Crypto Survey» von Strategy& aus dem Jahr 2022 zum Ergebnis, dass trotz des Zusammenbruchs des Kryptomarktes Ende 2021 nahezu die Hälfte der Befragten ihr Anlageverhalten nicht geändert haben. Gemäss Studie ist dies ein Hinweis, dass Investor:innen an den längerfristigen Erfolg dieser Anlageklasse glauben. Des Weiteren hat die Umfrage gezeigt, dass Schweizer:innen am häufigsten in die zwei grössten Kryptowährungen Bitcoin und Ethereum investieren. Auch sogenannte Non-Fungible Token (NFTs) finden immer mehr Anklang bei Schweizer Anleger:innen. Die Studie hält zudem fest, dass mehr als die Hälfte der Krypto-Anleger:innen in der Schweiz zwischen 1’000 und 10’000 Franken in diese Anlageklasse investiert haben. 17 Prozent haben bereits zwischen 10’000–100’000 Franken investiert und ein Prozent der Befragten sogar mehr als 100‘000 Franken.
Darum sind andere zurückhaltend
Mangelndes Wissen und Volatilität sind laut der Studie von e.foresight immer noch die Hauptgründe, die potenzielle Anleger:innen vom Kauf von Kryptowährungen abhalten. Zudem zeigt sich ein gewisser Gender-Gap: Männer hindert eher das Risiko, während Frauen häufiger das fehlende Wissen als Hinderungsgrund angeben.
Allerdings stellt die «European Crypto Survey» aus dem Jahr 2022 fest, dass 21 Prozent ihrer Schweizer Befragten den Zugang zu Kryptowährungen über die Hausbank noch vermissen. Banken haben diesen Trend erkannt und nehmen vermehrt Dienstleistungen für den Handel und die Verwahrung von Kryptos in ihr Angebot auf. Sie unterliegen strengen regulatorischen Vorschriften und müssen Sicherheitsstandards gewährleisten. Im Vergleich zu Peer-to-Peer-Handel, Krypto-Brokern und Krypto-Börsen sind Kryptowährungen somit bei Banken tendenziell sicherer verwahrt und besser vor Verlusten oder Diebstählen geschützt. Ein weiterer Grund für die Zurückhaltung bei Krypto-Investitionen sind die Wertschwankungen und das damit verbundene hohe Risiko. Zudem könnte die Komplexität des Themas abschrecken. Verhältnismässig wenige wissen, wie Kryptowährungen funktionieren. Den Leuten scheint bewusst zu sein, dass zumindest ein Grundverständnis der Funktionsweise von Krypto und der Blockchain-Technologie vor dem Einstieg in den Markt absolut empfehlenswert ist.
Das faszinierendste an Krypto ist die zugrundeliegende Technologie
Die Faszination für Kryptowährungen macht grösstenteils deren zugrundeliegende Technologie aus. Sie erlaubt erstmalig, dass Werte Peer-to-Peer, also von einer Partei direkt auf eine andere, übertragen werden. Das bedeutet, sie kommt ohne Intermediär:in aus und birgt dadurch das Potenzial, ganze Branchen und Applikationen grundlegend zu verändern. Ein Investment in Krypto ist also nicht nur das Kaufen von Bitcoin und Co., sondern kann als Investment in einen Megatrend und dessen technologische Grundlage verstanden werden. Doch wie funktioniert diese Technologie eigentlich?
Kurz und knapp erklärt: So funktionieren Kryptowährungen
Kryptowährungen sind Vermögenswerte, die auf kryptografischen Prinzipien und dezentralen Netzwerken basieren. Die dezentrale Struktur ermöglicht die erwähnten Peer-to-Peer-Transaktionen, ohne dass eine zentrale Behörde oder Institution wie beispielsweise eine Bank dazwischengeschaltet wird. Ausschlaggebend dafür ist die Distributed Ledger Technology (DLT). Einfach ausgedruckt ist DLT ein dezentral und digital geführtes Kontobuch, das Transaktionen festhält. Ein Netzwerk an Rechnern, mit zahlreichen Kopien der Ledger-Datenbank stellt sicher, dass die Transaktionen vertrauenswürdig und fälschungssicher sind. Bei der Blockchain, auf der unter anderem Kryptowährungen basieren, kommt ein wichtiger Punkt hinzu: Sie speichert die Reihenfolge, in der sie angepasst wurde. Das verhindert, dass Daten wie Transaktionen nachträglich bearbeitet oder manipuliert werden. Diese neuartige Technologie bringt nicht nur im Finanzsektor Vorteile. Inzwischen gibt es eine Vielzahl an Blockchain-Lösungen, die im Gesundheitswesen, bei Behörden, Versicherungen, u.v.m. zum Einsatz kommen.
Darum sprechen uns Kryptowährungen auch aus psychologischer Sicht an
Besonders um die Kryptowährung Bitcoin ranken sich Mythen und Erzählungen von Tech-Begeisterten, die innert kürzester Zeit zu Millionär:innen wurden. Auf der anderen Seite hört man von Dramen über verlorene Wallets auf entsorgten Festplatten und Totalverlusten. Gemäss dem Psychologen und Emotionsforscher Oliver Spitzer von der September Strategie & Forschung GmbH in Köln machen all diese emotionsbeladenen Bilder die Anziehungskraft von Bitcoin aus.
Seit einigen Jahren befasst sich die Psychologie im Allgemeinen stärker mit Kryptowährungen und ihrer Verwendung. Einerseits aufgrund der Auswirkungen, die sie auf einen Teil der Bevölkerung haben. Andererseits erforschen die Expert:innen, welcher Typ Mensch diese neuen Währungen nutzt und welche Risiken er dabei eingeht. Oliver Spitzer skizziert zwei Typen: Während die einen davon überzeugt sind, dass Bitcoin und Co. dereinst die klassischen Devisen ablösen werden, glauben andere in erster Linie an den Wertzuwachs von Kryptowährungen.
Dass Kryptos auch Risiken bergen, ist bekannt und Gegenstand von diversen Studien. Wer in Kryptowährungen investiert, sollte sich vorab immer gründlich informieren. Eine wichtige Erkenntnis für gut informierte Investor:innen ist, dass Kryptowährungen in der Regel mit höheren Kursschwankungen verbunden sind. Es steht ausser Frage, dass hohe Kursschwankungen das Potenzial bieten, innerhalb kurzer Zeit hohe Renditen zu erzielen. Kryptowährungen wie Bitcoin haben in der Vergangenheit bemerkenswerte Preisanstiege erlebt, die zu erheblichen Gewinnen für Investor:innen geführt haben. Jedoch ist es wichtig zu betonen, dass die Volatilität von Kryptowährungen auch erhebliche Risiken mit sich bringt. Die extremen Preisschwankungen können insbesondere für unerfahrene Anleger:innen zu grossen Verlusten führen. Um diesen möglichst entgegenzuwirken, gibt es einiges zu beachten.
So bringt Sie Ihr Krypto-Investment nicht um den Schlaf
Wenn Sie in Betracht ziehen, in Kryptowährungen zu investieren, es aber langsam und bedacht angehen möchten, haben wir folgende Tipps für Sie:
- Wissen aneignen: Zuallererst ist es wichtig, sich gut über das Thema Krypto zu informieren. Ziehen Sie dazu am besten diverse verlässliche Quellen von vertrauenswürdigen Autor:innen heran.
- Hohe Risikofähigkeit sicherstellen: Gleich wie bei anderen risikoreicheren Anlageklassen gilt: Investieren Sie immer nur so viel, wie Sie auch bereit sind zu verlieren.
- Fokus auf bekannte Kryptowährungen: Bereits heute gibt es zahlreiche Kryptowährungen und mit jedem Tag entstehen neue. Als Anfänger:in empfiehlt sich ein Fokus auf die grösseren, bekannten Währungen, wie Bitcoin, Ethereum, etc. Sie bestehen schon länger als andere und folglich sind mehr Informationen darüber verfügbar.
- Sorgfältige Auswahl der Gegenpartei: Überlegen Sie sich, wie Sie investieren möchten. Sie können entweder den Weg «Self custody» wählen und Ihre Private Keys selbst verwahren, oder Sie entscheiden sich für eine vertrauenswürdige und sichere Gegenpartei, wie beispielsweise Ihre Hausbank. PostFinance wird diesen Service 2024 einführen.