Finanzielle Stabilität in unsicheren Zeiten: Tipps für Kleinunternehmen

10.03.2025

Wirtschaftliche Unsicherheiten, schwankende Märkte und unvorhersehbare Krisen machen es für Unternehmen schwierig, langfristig zu planen. Doch gerade in turbulenten Zeiten und als Vorkehrung für solche ist die Finanzplanung essenziell, um finanzielle Stabilität zu sichern. Wir liefern Tipps speziell für kleine Unternehmen.

In Kürze

  • In unsicheren Zeiten ist Flexibilität entscheidend: Schenken Sie Ihren Finanzen die nötige Beachtung, überprüfen Sie Ihre Finanzplanung regelmässig und passen Sie sie bei Bedarf an.
  • Steuern Sie Ihre Liquidität und die Kosten geschickt, um Ihr Kleinunternehmen gut durch turbulente Zeiten zu manövrieren.
  • Spielen Sie verschiedene Szenarien durch und prüfen Sie deren Auswirkungen auf die Finanzen, sodass Sie frühzeitig Gegensteuer geben können.

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Produkte, die aufgrund gestörter Lieferketten nicht mehr nachbestellt werden können, höhere Preise für Energie, Materialen und Gehälter oder ein sich rasch veränderndes Konsumverhalten: Die Wirtschaft gleicht einer Achterbahnfahrt. Unvorhersehbare Ereignisse oder schwierige Marktentwicklungen und -bedingungen zwingen Unternehmen immer wieder, sich auf neue Situationen einzustellen. In diesen unsicheren Zeiten kommt einer umsichtigen Planung und Steuerung der Finanzen eine noch grössere Bedeutung zu, als diese ohnehin schon haben. Doch wie schafft man es im Kleinunternehmen in der aktuellen Situation, die finanzielle Stabilität zu sichern? Der Aufbau von Liquiditätsreserven, die regelmässige Überprüfung der Kostenstruktur, das Denken in Szenarien und eine grössere Flexibilität bei den Berechnungen können wichtige Impulse sein. 

Tipp 1: Finanzen vorausschauend und flexibel planen

Gerade in Kleinunternehmen kann es besonders herausfordernd sein, sich nebst dem Tagesgeschäft um die finanzielle Zukunft zu kümmern. Schliesslich hat man in der Regel keinen Finanzexperten im Haus. Allein schon das Schreiben von Offerten, das Bearbeiten von Rechnungen (ausser man setzt auf den digitalen Rechnungsversand bzw. den digitalen Rechnungsempfang), die Abrechnung der Mehrwertsteuer usw. fressen Zeit und Energie. Und dennoch sollte man sich darum kümmern, wie man finanziell stabil bleibt, gerade wenn es rundherum brodelt.

Die Finanzplanung schafft Transparenz über Einnahmen, Ausgaben und Liquidität und hilft so Ihrem Unternehmen, die finanzielle Zukunft zu steuern, Engpässe zu vermeiden und Investitionen gezielt zu planen. Auch können frühzeitig Gegenmassnahmen getroffen werden, wenn man verschiedene Szenarien durchspielt und beurteilt, wie sich deren Auswirkungen auf wichtige Finanzkennzahlen wie Liquidität, Umsatz oder Gewinn auswirkt.

In unsicheren Zeiten ist Flexibilität der Schlüssel. Finanzpläne dürfen nicht in Stein gemeisselt sein. Ganz wichtig ist es, die Finanzplanung regelmässig zu überprüfen und anzupassen.

Tipp 2: Liquiditätsreserven aufbauen

Freiwillig angelegte Liquiditätsreserven sind eine fundamentale Säule der finanziellen Absicherung. Sie gewährleisten, dass Unternehmen ihre fixen Kosten für eine bestimmte Zeit decken können, selbst wenn Umsätze kurzfristig einbrechen, unvorhergesehene Ausgaben nötig sind oder Zahlungseingänge sich verzögern. Dank den Reserven sind sie in der Lage, solche Situationen aus eigener Kraft abzufedern. 

Wie hoch diese Liquiditätsreserven sein sollen, ist von Unternehmen zu Unternehmen und von Branche zu Branche individuell zu definieren. Produzierende Unternehmen haben hohe wiederkehrende Aufwände für den Einkauf des Materials, den Bezug von Energie, für Lager, Lieferung usw. und damit tendenziell einen höheren Liquiditätsbedarf als zum Beispiel ein kleines Dienstleistungsunternehmen, das Coachingberatungen anbietet. Unternehmen, die über Rücklagen verfügen, können also vielfältige Risiken minimieren. Als Faustregel wird häufig empfohlen, so viele Mittel beiseitezulegen, wie nötig sind, um die Betriebskosten für drei bis sechs Monate decken zu können. 

Voraussetzung für den Aufbau von Liquiditätsreserven ist eine saubere und vorausschauende Liquiditätsplanung, mit der Sie abschätzen können, welche Einnahmen und Ausgaben Sie in den kommenden drei bis zwölf Monaten erwarten und welche Liquiditätsüberschüsse Sie generieren, die Sie als Reserven nutzen können. Der Liquiditätsplan ist ein zentrales Element der Finanzplanung

Lesenswert: Der Beitrag «Wie Sie Ihre Liquidität langfristig sichern» in der Handelszeitung bietet praktische Tipps zum Thema Liquidität und Finanzplan – inklusive einer einfachen Excel-Vorlage für kleine Unternehmen.

Gut zu wissen

PostFinance bietet Ihnen ideale Instrumente für Ihr Cash Management – wie zum Beispiel das Cash Management und Multibanking Tool (CMT). Damit erhalten Sie einen schnellen Überblick über die Liquidität aller Ihrer Geschäftskonten – also Konten von PostFinance und von Drittbanken im In- und Ausland. 

Tipp 3: Kostenstruktur optimieren

Manchmal tendieren Unternehmen dazu, unnötige Ausgaben zu tätigen, die ihre finanzielle Stabilität gefährden können. Um langfristig finanziell stabil zu bleiben, sollten Unternehmen regelmässig ihre Ausgaben überprüfen und nur in notwendige Bereiche investieren. Eine Kostenanalyse kann helfen, unnötige Ausgaben zu identifizieren und Einsparungspotenziale zu erkennen. 

Analyse und Optimierung von Fixkosten

Fixkosten sind regelmässige Ausgaben eines Unternehmens, die unabhängig von der Produktionsmenge anfallen, wie Miete, Gehälter oder Versicherungen. Kategorisieren Sie diese und prüfen Sie, ob sie notwendig sind oder ob Sie sie senken können, indem Sie zum Beispiel Büroflächen verkleinern oder Tätigkeiten auslagern. Ein Vergleich mit branchenüblichen Kosten kann ebenfalls auf Einsparpotenziale hinweisen. 

Analyse und Optimierung von variablen Kosten

Variable Kosten hängen direkt von der Produktionsmenge ab und umfassen unter anderem Kosten für Material, Energie oder Transport. Analysieren Sie diese Kosten, indem Sie zum Beispiel Ihre Lieferantenverträge oder Produktionsprozesse detailliert prüfen. Vielleicht können Sie durch Mengenrabatte, Prozessoptimierungen oder den Wechsel zu günstigeren Rohstoffen Einsparungen realisieren. Oder Sie prüfen die Umstellung auf neue Prozesse und Technologien, um Ressourcen zu schonen und somit die variablen Kosten langfristig zu senken.

Unternehmen, die bei den Kosten ihre Hausaufgaben in wirtschaftlich ruhigeren Zeiten machen, können in Krisenzeiten davon profitieren. Regelmässige Kostenkontrollen helfen, unnötige Ausgaben zu vermeiden.

Tipp 4: Auf verschiedene Szenarien vorbereitet sein

Spielen Sie verschiedene wirtschaftliche Szenarien durch und analysieren Sie, wie sich diese auf Ihr Unternehmen auswirken könnten. Mit einem solchen Forecast erhalten Sie ein klareres Bild von den Risiken, mit denen Sie konfrontiert sein könnten. Es hilft Ihnen, Gefahren frühzeitig zu erkennen und fundierte, strategische Entscheidungen zu treffen, um ihre finanzielle Stabilität zu sichern. Hier ist ein mögliches Vorgehen:

  • In einem ersten Schritt des Szenario-Prozesses erkennen und definieren Sie mögliche Gefahren und Unbekannte, die eine Auswirkung auf das eigene Business haben könnten. Diese können interner Natur sein, wie das Ausfallen einer Produktionslinie oder ein Mangel an Fachkräften. Oder sie können extern bedingt sein aufgrund von geopolitischen Ereignissen, Marktschwankungen oder Pandemien.

  • Spielen Sie dann mit den relevanten Risiken «Was-wäre-wenn»-Szenarien durch, um die verschiedenen potenziellen Auswirkungen einer Krise zu testen. Was wäre zum Beispiel, wenn sich die Preise für wichtige Rohstoffe verdoppeln? Was ist, wenn eine wichtige Kund:in zahlungsunfähig wird? Oder was ist, wenn Störungen in der Lieferkette zu Umsatzverzögerungen von 25 Prozent führen? Oder, im anderen Extremfall, wenn eine sprunghafte Zunahme der Kundennachfrage den Bestand aufbraucht?

    Simulieren Sie am besten pro relevantes Risiko Best-Case-, Base-Case- und Worst-Case-Szenarien. Ein Beispiel hierfür sind die unvorhersehbaren Schwankungen in den Lieferketten, die durch geopolitische Ereignisse verursacht werden. Diese Störungen können die Kosten in die Höhe treiben und die Rentabilität senken, sodass Unternehmen in Bedrängnis geraten. Was passiert im besten Fall, was im wahrscheinlichsten Fall und was bei der schlechtmöglichsten Entwicklung? Legen Sie dann für jedes Szenario die Eintretenswahrscheinlichkeit sowie die Hauptgefahren fest.

  • Aufgrund der Szenarien gilt es, Notfallpläne zu entwickeln. So kann Ihr Unternehmen rasch auf Herausforderungen reagieren, sollte eines der Szenarien eintreffen. 

Tipp 5: Finanzplanung digitalisieren für Unternehmen mit Wachstumsplänen

Falls Sie vorhaben, nächste Wachstumsschritte zu machen, kann die Investition in die Digitalisierung Ihrer Finanzpläne prüfenswert sein. Es gibt eine grosse Auswahl an Software, die «Was-wäre-wenn»-Szenarien einfach modellieren und diese auch auf die Finanzen herunterbrechen. Solche digitalen Werkzeuge erleichtern Echtzeitanalysen, automatisierte Prognosen und die Integration verschiedener Finanzdaten. So wird die Planung effizienter, präziser und vor allem auch flexibler. Dies hilft Ihnen, Ihre Betriebsabläufe, Finanzen, Budgets und Pläne an die sich ändernden Umstände anzupassen. Um herauszufinden, welches Tool am besten zu Ihrem Unternehmen passt, hilft eine Recherche im Internet.

Lesetipp: Im Buch «Finanzielle Stabilität für dein Unternehmen», 2022 erschienen bei budrich Inspirited, gibt der Autor Jürg Ross praxisnahe Tipps und zeigt anhand vieler Beispiele, wie es gelingen kann, die richtigen Entscheidungen im Geschäftsalltag zu treffen, um mit dem eigenen Unternehmen finanziell stabil zu werden und zu bleiben. 

Fragen und Antworten

  • Die Finanzplanung umfasst die ganzheitliche Analyse aller Geldströme und Vorgänge im Unternehmen. Zentral für eine effektive Finanzplanung sind Bereiche wie Umsatzprognosen, Investitions- und Kapitalbedarfsanalysen sowie die Sicherstellung der Liquidität. Eine sowohl lang- als auch kurzfristige Finanzplanung ist entscheidend, um finanzielle Sicherheit zu gewährleisten und Unternehmensziele zu erreichen.

  • Umsatzplanung: Die Umsatzplanung ist die Grundlage für die Planerfolgsrechnung und die Liquiditätsrechnung. Sie prognostiziert künftige Absatzmengen auf Basis von Erfahrungswerten. Damit erhalten Sie einen Überblick darüber, welches Produkt welchen Kund:innen in welchen Mengen zu welchem Preis verkauft wird.

    Investitionsplanung: Im Zuge der Investitionsplanung werden die Finanzierung und die Wirtschaftlichkeit neuer Investitionen für die Zukunft geprüft. Dazu werden zunächst Informationen zu den Investitionsobjekten zusammengetragen und im Rahmen einer kritischen Analyse und einer Wirtschaftlichkeitsprüfung ausgewertet. Ist eine Investition überhaupt vorteilhaft? Welche finanziellen Mittel werden dafür benötigt? Diese Fragen müssen Sie in der Investitionsplanung beantworten.

    Kapitalbedarfsplan: Die Kapitalbedarfsplanung ermittelt, zu welchem Zeitpunkt in welchem Umfang Investitionen in das Unternehmen getätigt werden müssen. Sie beziffert also, wie viel Geld Sie benötigen. Man unterscheidet dabei zwischen langfristigem Kapitalbedarf wie Fahrzeugen oder Maschinen und kurzfristigem Bedarf wie Materialkosten und laufenden Kosten.

    Liquiditätsplanung: Die Liquiditätsplanung stellt sämtliche erwartete Einnahmen und Ausgaben innerhalb eines definierten Zeitraumes (in der Regel nicht länger als zwölf Monate) einander gegenüber. Sie gibt genaue Auskunft darüber, wann finanzielle Mittel vorhanden sein müssen, um anfallende Kosten zu decken. Diese Planung ist unabdingbar, um prekäre finanzielle Situationen zu vermeiden und die Existenz des Unternehmens zu sichern.

    Planerfolgsrechnung: Die Planerfolgsrechnung zeigt auf, ob und wie viel Gewinn ein Unternehmen erzielen wird. Dafür wird zunächst eine Absatzplanung erstellt, die aufzeigt, wie viele Produkte und Dienstleistungen in einem bestimmten Zeitraum abgesetzt werden sollen. Daran werden die Preise und variablen Kosten gekoppelt. Heraus kommt das Bruttoergebnis. Vom Bruttoergebnis werden Fixkosten wie zum Beispiel Löhne oder Zinsen abgezogen. Das Ergebnis ist der Unternehmensgewinn.

    Planbilanz: Die Planbilanz zeigt auf, wie sich Vermögen und Schulden in einem definierten Zeitraum – meistens innerhalb eines Geschäftsjahres – entwickeln werden. Sie teilt sich in einen aktiven Teil (Anlagevermögen, Umlaufvermögen, Rechnungsabgrenzungsposten) und einen passiven Teil (Eigenkapital, Rückstellungen, Verbindlichkeiten, Rechnungsabgrenzungsposten) auf. 

  • Obwohl unternehmerische Entscheidungen häufig abhängig von aktuellen Situationen sind, ist eine Finanzplanung wichtig für die finanzielle Sicherheit des Unternehmens. Ein langfristiger Finanzplan hilft dabei, gesetzte Ziele zu erreichen und das Wohlergehen des Unternehmens in der Zukunft abzusichern. Er bildet damit die Basis für nachhaltige Optimierungen. Ein kurzfristiger Finanzplan ist lebenswichtig, um Liquiditätsengpässe frühzeitig zu erkennen und passende Massnahmen zu treffen. Erst wenn Sie alle sechs Elemente der Finanzplanung abdecken, erhalten Sie ein vollständiges Bild Ihrer finanziellen Situation. Erst dann können Sie die richtigen Lösungen für Ihre unternehmerischen Herausforderungen finden.

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