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Erstellt am 23.10.2024

Selbstständigkeit und Familie: Tipps zur erfolgreichen Vereinbarkeit

Wer mit Familie selbstständig ist, kennt die Freuden und Leiden: Auf der einen Seite kann man selbstbestimmt und flexibel arbeiten, auf der anderen Seite ist es oft schwierig, sich abzugrenzen. Wir haben Tipps zusammengestellt, die dabei helfen können, Selbstständigkeit und Familie in Einklang zu bringen.

In Kürze

  • In der Schweiz geht fast jede zehnte Person einer selbstständigen Tätigkeit nach.
  • Selbstständige mit Familie profitieren von einer hohen Flexibilität bei der Arbeit, sind aber auch mit besonderen Herausforderungen konfrontiert.
  • Grenzen setzen zwischen Arbeits- und Familienzeit ist wohl einer der wichtigsten, aber auch anspruchsvollsten Tipps, um Beruf und Kinder unter einen Hut zu bringen.

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So wie Matthias geht es vielen selbstständig erwerbenden Eltern: Als Grafikdesigner mit einem Einzelunternehmen kann er sich seine Arbeitszeit grundsätzlich frei einteilen. Diese Flexibilität ist ein grosses Plus für ihn als Vater. Auf der anderen Seite arbeitet er halt auch «selbst» und «ständig». Noch bevor die Kinder aufwachen, setzt sich Matthias oft an erste Projekte und nutzt die frühen Stunden, um ungestört kreativ zu sein. Und dringliche Kundenaufträge münden immer wieder in Abend- oder Wochenendschichten. Des Öfteren plagt Matthias das Gefühl, zwischen Arbeit und Familie zerrissen zu sein.

9,1 Prozent sind in der Schweiz selbstständig

Matthias gehört zu jenen 9,1 Prozent der ständigen Schweizer Wohnbevölkerung ab 15 Jahren, die gemäss Bundesamt für Statistik selbstständig erwerbend sind (Zahlen von 2023). Dazu gehören auch alle selbstständigen Unternehmer:innen, die im eigenen Unternehmen bzw. in der eigenen GmbH, AG usw. angestellt sind und allenfalls auch Mitarbeitende beschäftigen. Unter Gründer:innen ist das Einzelunternehmen eine der beliebtesten Rechtsformen.

Zeit für Beruf und Familie: 9 Tipps für Selbstständige mit Familie

Tatsache ist: Selbstständig erwerbend zu sein und eine Familie zu haben ist ein Knochenjob (das gleiche gilt natürlich auch für Angestellte mit Familie). Doch was können Selbstständige wie Matthias tun, um Beruf und Familie besser auszubalancieren? Hier sind einige Möglichkeiten.

Tipp 1: auf alles vorbereitet sein

Vorneweg steht die Frage, wie man eine geplante oder bestehende Selbstständigkeit mit der Familienplanung und der Karriereplanung harmonisieren kann. Als (werdende) Elternteile sollte man unbedingt vorgängig klären, wie man die Erwerbsarbeit, die Kinderbetreuung und den Haushalt organisiert und allenfalls untereinander aufteilt – und dabei auch alle «Wenn» und «Aber» einbezieht. Was ist zum Beispiel, wenn die Kinder krank sind? Was, wenn ein Elternteil auf Geschäftsreise ist? Am besten ist man auf alles vorbereitet und plant Puffer ein (siehe Tipp 8). Diese Planung beinhaltet auch, die richtigen Versicherungen abzuschliessen.

Tipp 2: Grenzen setzen

Es ist wichtig, klare Grenzen zwischen Arbeits- und Familienzeit zu setzen und noch wichtiger, diese Grenzen einzuhalten. Dies kann durch fix definierte Arbeitszeiten, einen eigenen Arbeitsbereich zu Hause oder das bewusste Abschalten von Arbeitsgeräten nach Feierabend erreicht werden. Das gilt auch fürs Wochenende: Für Selbstständige ist es gerade am Wochenende eine besondere Herausforderung, eine gesunde Work-Life-Balance zu bewahren, da die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit leicht verschwimmen können. Auch hier sollte man festlegen, wann die Arbeit endet und die Familienzeit beginnt. Schön für alle ist es, wenn man sich bewusst Qualitätszeit schafft, in der man ohne Ablenkung oder Unterbrechung zusammen mit der Familie etwas unternimmt.

Tipp 3: nicht alles selbst machen wollen

Man muss als Selbstständige:r nicht alles selbst machen. Doch welche Aufgaben können ausgelagert werden, um Zeit für die Familie zu gewinnen? Im Job kann man vieles delegieren, wie zum Beispiel die Buchhaltung oder das Marketing. Der Initialaufwand, eine:n passende:n Dienstleiter:in zu finden, lohnt sich. Zudem können manche Arbeitsabläufe auch automatisiert werden, zum Beispiel mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) wie Chat GPT & Co. oder Tools, die einem das Zeitmanagement erleichtern. So spart man Zeit, die man doch besser mit seinen Liebsten verbringt.

Aber auch zu Hause geht das «Auslagern» und Delegieren prima: einfach einmal den Kuchen kaufen statt selbst backen, den Einkauf online erledigen, im Familienkalender organisieren, wer an welchem Tag fürs Essen zuständig ist usw. Oder man lässt sich bei der Hausarbeit unterstützen, sofern dies die finanziellen Mittel zulassen.

Tipp 4: Pausen machen und auf seine Gesundheit achten

Selbstständigkeit und Elternschaft: Beides ist mit viel Verantwortung und Eigenleistung verbunden. In beiden Rollen gibt es viel zu organisieren und zu erledigen. In der Kombination kann dies ganz schön anstrengend sein. Was hilft: Perfektionismus ablegen, delegieren (siehe Tipp 3) und – da man als Eltern im Dauereinsatz ist – unbedingt Pausen einlegen! Dabei sollte man das tun, was einem persönlich gut tut. Nur wer zwischendurch Stress abbauen und Energie tanken kann (zum Beispiel mit Meditation, beim Sport oder bei anderen Hobbies), hat genügend Power fürs Business und fürs Familienleben. Manchmal können auch schon fünf Minuten Pause an der frischen Luft oder ein kurzes Telefonat mit einer Kolleg:in Wunder wirken. Arbeitet man als Selbstständige:r von zu Hause aus, muss man solche Pausen bewusst planen. Schliesslich hat man kein Bürogspänli, das einen zur Pause ruft. Dabei sollte man sich immer vor Augen halten, was es bedeutet, wenn man ausfällt: Das schadet dem Business und ist nicht gut für die Familie. Deshalb unbedingt auch präventiv auf die Gesundheit (auch die mentale) achten.

Tipp 5: gemeinsam mit der Familie planen und offen kommunizieren

Regelmässige Familiengespräche und gemeinsame Planungen helfen, alle auf dem Laufenden zu halten und sicherzustellen, dass die Bedürfnisse jedes Familienmitglieds berücksichtigt werden. Hierzu gehört auch das Setzen gemeinsamer Ziele und Prioritäten.

Tipp 6: Netzwerke nutzen

Wie machen es andere und was kann man davon lernen? Der Austausch von Erfahrungen mit anderen selbstständig erwerbenden Eltern kann helfen, neue Strategien zu entwickeln, um das Familienleben zu stärken.

Tipp 7: Zeit gut einteilen

Hat man keine:n Chef:in im Rücken, muss man seine Aufgaben selbst priorisieren. Ein Werkzeug ist das altbewährte Eisenhower-Prinzip, um Aufgaben effizient zu priorisieren und so mehr Zeit für die Familie zu schaffen. Das Prinzip teilt Aufgaben in vier Kategorien ein:

  • Wichtig und dringend: Diese Aufgaben müssen sofort erledigt werden. Selbstständige sollten diese frühzeitig angehen, um Stress zu vermeiden und mehr Freizeit zu schaffen.
  • Wichtig, aber nicht dringend: Diese Aufgaben sind bedeutend, aber nicht zeitkritisch. Sie sollten geplant und nach Dringendem erledigt werden. Durch eine vorausschauende Planung können langfristige Ziele verfolgt und Zeit für die Familie gesichert werden.
  • Dringend, aber nicht wichtig: Diese Aufgaben sollten delegiert werden, da sie wenig zur Erreichung wichtiger Ziele beitragen. So bleibt mehr Zeit für Wesentliches.
  • Weder dringend noch wichtig: Diese Aufgaben sollten vermieden oder eliminiert werden, da sie nur Zeit verschwenden.

Tipp 8: Puffer einbauen

In der Selbstständigkeit können unvorhersehbare Situationen den wohl geplanten Terminkalender ganz schön durcheinanderbringen. Für Selbstständige mit Familie gibt es da nur eine Lösung: Das Arbeitspensum muss mit Puffern kalkuliert werden. Konkret heisst das zum Beispiel: die Arbeit lieber ein paar Stunden oder gar Tage (je nach Grösse des Auftrags) vor dem Abgabetermin fertigstellen und nicht auf den letzten Drücker. Denn ganz bestimmt kommt gerade in der heissen Phase etwas dazwischen.

Tipp 9: finanzielle Schwankungen einplanen

Die Selbstständigkeit bringt oft auch Schwankungen beim Einkommen mit sich. Gerade, wenn man eine Familie hat, die man versorgen muss, sollte man zwingend langfristig planen. Gut ist es auch, einen Plan B zu haben, falls die Selbstständigkeit nicht mehr genügend abwerfen sollte. Hätte man in einem solchen Fall die Möglichkeit, das fehlende Einkommen über andere Quellen zu kompensieren oder welche anderen Auswege gibt es? Besonders wichtig ist es, finanziell vorausschauend zu planen. Immer wieder fallen auch ungeplante Kosten an – sei es für einen zusätzlichen Betreuungstag der Kinder in der Kita oder eine Neuanschaffung für den Nachwuchs. Am besten stellt man sich einen Budgetplan auf und legt, wenn immer möglich, einen Notgroschen auf die Seite. Dieser kann als finanzieller Puffer dienen, falls die Auftragslage einmal magerer ausfällt als geplant und dennoch Ausgaben anstehen.

Hinweis: Diese Tipps stellen keine umfassende Beratung dar. Es werden lediglich wichtige Aspekte aufgezeigt, die zu einer erfolgreichen Vereinbarkeit beitragen können.

Fazit

Zu den wichtigsten Erfolgsstrategien von Personen, die Selbstständigkeit und Familienplanung gesund unter einen Hut bringen, gehören:

  • gute finanzielle Planung
  • gutes Zeitmanagement (wann bin ich für die Familie da und wann fürs Business?)
  • regelmässige Absprachen mit der Familie
  • genügend Pausen in beiden Rollen
  • Reflexion

Wie gestalte ich als Unternehmer:in eine familienfreundliche Umgebung, wenn ich Angestellte habe?

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  • Flexible Arbeitszeiten
  • Möglichkeit zu Homeoffice
  • Finanzielle Unterstützung bei der Kinderbetreuung
  • Elternzeit
  • Teilzeitpensen
  • Flexibilität, wenn Kinder krank sind

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Vergessen Sie die Vorsorge nicht

Fragen und Antworten

  • Wer sich selbstständig macht, sollte von Anfang an wissen, welche Versicherungen obligatorisch bzw. empfohlen sind (wie zum Beispiel eine Krankentaggeldversicherung).

    Mehr erfahren über Versicherungen für Unternehmen

    Der Link öffnet sich in einem neuen Fenster Mehr erfahren im Leitfaden für Selbstständige auf kmu.admin.ch

  • Auch bei selbstständiger Erwerbstätigkeit haben Sie in der Regel Anspruch auf eine Mutterschaftsentschädigung während der ersten 14 Wochen bzw. 98 Tage nach der Geburt des Kindes. Zwingend erforderlich ist, dass die erwerbstätige Mutter während neun Monaten unmittelbar vor der Geburt des Kindes im Sinne des AHV-Gesetzes obligatorisch versichert war.

    Wichtig: Die Mutterschaftsentschädigung wird nicht automatisch ausbezahlt. Sie muss bei der zuständigen Ausgleichskasse ausdrücklich beantragt werden. Selbstständig erwerbende Mütter müssen die Anmeldung bei der AHV-Ausgleichskasse einreichen, bei der sie ihre AHV-Beiträge entrichten.

  • Die Entschädigung setzt sich aus 80 Prozent des durchschnittlichen früheren Erwerbseinkommens zusammen, beträgt jedoch höchstens 196 Franken pro Tag. Bei einer Selbstständigkeit wird mit dem Nettolohn gerechnet, also mit dem Einkommen nach Abzug des Betriebsaufwands.

    Der Link öffnet sich in einem neuen Fenster Mehr erfahren auf ahv-iv.ch

    Der Link öffnet sich in einem neuen Fenster Mehr erfahren auf ifj.ch

  • Seit dem 1. Januar 2021 haben in der Schweiz erwerbstätige Väter (auch Selbstständige) Anspruch auf einen zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub. Konkret bedeutet das: Der Erwerbsausfall, der während des Vaterschaftsurlaubs anfällt, wird entschädigt. Wie beim Mutterschaftsurlaub beträgt die Entschädigung 80 Prozent des durchschnittlichen Erwerbseinkommens vor der Geburt des Kindes, höchstens aber 196 Franken pro Tag. Für zwei Wochen Urlaub werden 14 Taggelder ausbezahlt mit einer Obergrenze von 196 Franken pro Tag. Der Anspruch auf Vaterschaftsgeld beginnt am Tag der Geburt des Kindes und muss innerhalb von sechs Monaten danach am Stück oder tageweise bezogen werden.

    Der Link öffnet sich in einem neuen Fenster Mehr erfahren zum Vaterschaftsurlaub auf bsv.admin.ch

  • Wie Angestellte erhalten auch selbstständig erwerbende Personen Familienzulagen. Diese sind ein im Bundesgesetz über die Familienzulagen (FamZG) geregelter Zuschuss an die Eltern und sollen die Kosten, die den Eltern durch den Unterhalt ihrer Kinder entstehen, teilweise ausgleichen. Selbstständige beantragen Familienzulagen bei ihrer Ausgleichskasse.

    Der Link öffnet sich in einem neuen Fenster Mehr erfahren zu den Familienzulagen auf ahv-iv.ch

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